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Die Frage nach der Nutzbarkeit von Blockchain und Web3 ist noch offen. Die heutige Blockchain-Landschaft hat viele Gemeinsamkeiten mit dem frühen Internet: Sie ist ein unübersichtlicher, unsicherer und unregulierter „Wilder Westen“ aus lose miteinander verbundenen Protokollen, die kaum die Infrastruktur für den zukünftigen Handel zu bilden scheinen. Die frühen Kritiker des Internets hatten eindeutig unrecht, als sie sagten, dass niemand jemals E-Mail benutzen würde. Bei der Blockchain steht das Urteil jedoch noch aus.

Die konkrete Nutzbarkeit ist eine der größten Herausforderungen, wenn es darum geht, die Blockchain aus ihrer Wild-West-Phase herauszuführen. Die Nutzung von Kryptowährungen für ihren ursprünglichen Zweck, nämlich Finanztransaktionen, ist immer noch vergleichsweise schwierig. Noch wichtiger ist jedoch, dass es dem breiteren Web3-Ökosystem noch an praktischer Funktionalität und UX fehlt, um die Infrastruktur zu bilden, die Web2 ersetzen wird.

Das Web2 ist ein unglaublich gut funktionierender und einfach zu bedienender Organismus. Denk an Facebook, Google, Uber, DoorDash und deine Lieblings-Banking-App. Krypto-Liebhaber beschweren sich oft über die Probleme mit der Zentralisierung im Web2, aber der Endnutzer sieht eine ordentliche Funktionalität und ein hervorragendes Nutzererlebnis. Im Web3 hingegen sehen sie nur einen trendigen UX-Müllcontainer mit Potenzial.

Einer der Hauptakteure hinter der aktuellen – und damit Web2 – IT-Technologie ist natürlich Microsoft und seine Office Suite. Microsoft Office hat seit Ende der 90er Jahre seinen Weg in fast jedes Unternehmen und jeden Haushalt gefunden. Excel beherrscht das Finanzwesen, und Outlook beherrscht die E-Mail. Diese Software war so funktional, dass selbst hartgesottene Kritiker und Konkurrenten keine andere Wahl hatten, als sie zu benutzen. Heutzutage können wir fast das Gleiche über Google sagen. Du kannst noch so sehr versuchen, dich von Googles Produkten abzukapseln, aber du wirst es kaum eine Woche aushalten.

Web3 hat keine Entsprechung bei Microsoft oder Google. Die brauchbarsten Krypto-Wallets wie MetaMask, die oft als Portal zu Web3-Plattformen dienen, haben nur begrenzte Funktionen. Bislang ist Interoperabilität nur ein Versprechen einiger der ehrgeizigeren Projekte.

Bis heute konzentrierten sich die meisten gehypten Krypto-Projekte auf Play-2-Earn-Spiele und die Prägung von NFTs mit verpixelten Fröschen oder Affen mit Bling. Heute jedoch bauen Web3-Projekte Infrastrukturen auf, die von Bedeutung sind, und machen damit den Weg frei für traditionelle Unternehmen, die in den Kampf einsteigen wollen. Die Infrastruktur kann die Blockchain über den Hype hinausbringen, denn Unternehmen, die Dienstleistungen benötigen, brauchen tatsächlich Benutzerfreundlichkeit („usability“) und Anwendungsfälle, die ihnen helfen. Jetzt können Produkte so funktional wie Web2 sein, aber so gestaltet werden, dass sie das Krypto-Ökosystem einbeziehen.

Eine Gruppe ehemaliger AWS-Führungskräfte hat sich beispielsweise zusammengetan und Mailchain entwickelt, das die Nachrichtenübermittlung im Web3 vereinfacht. Es ähnelt und funktioniert wie eine einfache E-Mail-Einrichtung, aber im Hintergrund werden Kryptowährungsdienste angeboten, die die zahlreichen Funktionen der aktuellen IT-Technologie im Web3-Bereich nachbilden. Andere Lösungen gehen sogar noch weiter. Sie zielen nicht darauf ab, die Web2-Infrastruktur zu ersetzen, sondern verbessern sie grundlegend mit neuen Funktionen. Ein solches Beispiel ist Document GPS, eine der charakteristischen Lösungen von ShelterZoom. Sie nutzt die Blockchain, um E-Mail-Anhänge und andere Inhalte zu tokenisieren.

Die Erweiterung ermöglicht es NutzerInnen, ihre E-Mail-Anhänge zu verfolgen und den Zugriff zu widerrufen, auch nachdem ein Empfänger die E-Mail geöffnet hat. Außerdem verhindert sie Downloads, was die übermäßigen Kohlenstoffemissionen und die Datenverschmutzung durch das wiederholte Hoch- und Herunterladen der täglich verschickten Milliarden von Anhängen deutlich reduzieren kann. In den letzten zehn Jahren war es allein die Domäne von Gmail, die E-Mail zu verbessern. Aber mit Hilfe der Blockchain könnte die Kryptoindustrie schnell zu Googles Vorherrschaft aufschließen.

Dezentrales Bauen verändert die Grundlagen der Gebäudeinfrastruktur

Blockchain schafft eine neue Dynamik, bei der du nicht mehr ein dominantes Unternehmen wie Google oder Microsoft brauchst, um alle Funktionen in einem Projekt zu erstellen. Stattdessen kann man eine Sammlung von Projekten innerhalb eines Ökosystems haben – was dem Geist von Web3 entspricht, die Demokratisierung zu fördern.

Ethereum hat es geschafft, vielen tollen Projekten ein Zuhause zu bieten. Aber angesichts der Schwierigkeiten, Brücken sicher zu verwalten, und der isolierten Natur der L2s und Sidechains haben andere Systeme vielleicht ein größeres Potenzial, Heimat für allumfassende Ökosysteme zu sein.

Dezentraler Aufbau ist nach wie vor eine der Stärken der Blockchain-Technologie. Da sie nicht von einer einzigen Autorität abhängt, werden die Richtung und die Zukunft des Systems nicht von Partikularinteressen bestimmt. Der Fortschritt mag chaotisch sein, aber diese Unordnung kann auch als eine komplexe Form der kollektiven Beratung gesehen werden. Ein Killerprojekt nach dem anderen kann eine ganze Landschaft mit neuem Potenzial zum Blühen bringen. 

Fazit

Das Web2 zu ersetzen ist eine große Aufgabe für jede Technologie, und es ist zweifelhaft, ob Blockchain das Zeug dazu hat, dies zu tun. Doch endlich tritt die Branche auf den Plan. Funky NFTs werden weiterhin für Schlagzeilen und Fantasie sorgen. Jedoch werden es die Infrastrukturunternehmen sein, die das Web3 in den Vordergrund rücken.

Dieser Artikel wurde von Ariel Shapira auf Englisch verfasst und am 19.10.2022 auf www.entrepreneur.com veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren LeserInnen zu relevanten Themen austauschen können.

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