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Die Corona-Pandemie hat, auch wenn sie sich bereits seit Anfang des Jahres abzeichnete, viele Firmen kalt erwischt. Etliche Unternehmen, zum Beispiel Gastronomie-Betriebe, Messe-Veranstalter oder weite Teile der Tourismusbranche wurden quasi ihrer Entscheidungshoheit beraubt – bei anderen wiederum macht die aktuelle Situation Stärken und Schwächen deutlich, die vielleicht schon länger Aufmerksamkeit verdient hätten. Und die Krise stellt auch eine Chance dar: für Digitalisierung, effektivere Workflows und mehr Teamzusammenhalt. Wir haben fünf Unternehmen befragt, welche individuellen Herausforderungen sie meistern mussten und müssen – und welche Learnings sie aus diesen intensiven Wochen mitnehmen.

1. Marketing-Consulting-Agentur in München

„Die Planer planen, das Leben lacht.“

Wir übernehmen als Agentur das gesamte Marketing für mittelständische B2B-Unternehmen. Wir haben mit unseren Kunden langfristig angelegte Verträge und erhalten monatlich einen vorher vereinbarten festen Betrag.

Existenzfrage war nur eine Frage der Zeit

„Langlaufende Verträge für einen monatlichen fixen Betrag“ ist das Stichwort. Das ist letztendlich ein Abo-Modell. Und Abos fallen jedem Unternehmer doch als erstes ein, wenn es darum geht, auf die Bremse zu treten. Und am Marketing spart man bekanntlich auch zuerst.

Da 90 Prozent unseres Umsatzes auf dieser Art von Zusammenarbeit beruht, hätte eine Beendigung der Abos das Unternehmen auf eine lange Reise ins Ungewisse befördert. Deshalb bin ich proaktiv auf unsere Kunden zugegangen und habe sie gebeten, uns so schnell wie möglich mitzuteilen, wenn sie darüber nachdenken, unsere Abos aufzulösen.

Es kam alles ganz anders: Wir werden mehr gebraucht als vor Corona

Doch über Kürzungen bei uns dachte von unseren Kunden niemand nach – selbst wenn das eigene Geschäft einen Einbruch erleiden sollte. Die Gründe dafür sind vielschichtig, aber als der Wichtigste wurde mir genannt, dass wir so nah an den Kernprozessen dran sind, dass diese weiterlaufen müssen.

So läuft unser Berufsalltag zu unserer aller Überraschung fast ab wie immer: Wir haben so viel zu tun wie vor der Corona-Zeit, wenn nicht sogar mehr. Finanziell profitieren wir von dieser Mehrarbeit zwar nicht, denn wir arbeiten für monatliche Flatrates, d.h. wir bekommen für die Mehrarbeit kein Geld. Aber wer will sich in diesen Tagen darüber beschweren.

Der Alltag in außergewöhnlichen Zeiten wird durch die richtigen Mitarbeiter ermöglicht

Wir konnten uns problemlos auf die unvorhergesehene Situation einstellen: Das liegt daran, dass unsere Zusammenarbeit schon immer auf Vertrauen beruhte, dezentral organisiert sowie stark auf die Lebensphasen der einzelnen Mitarbeiter zugeschnitten war.

Ein früherer Mitarbeiter hat oft den Spruch „Die Planer planen, das Leben lacht“ verwendet. Nicht ganz unpassend. Zunächst waren wir mit tollen Plänen in dieses Jahr gestartet, dann kam Corona. Aber auch in dieser Situation verlief alles zu 180 Grad anders als wir es erwartet und befürchtet hatten. Stattdessen hat uns der ganz normale Alltagswahnsinn eingeholt.

EXTRA: Virtuelle Zusammenarbeit: 5 Lösungen für dein Team

Lessons Learned: 5 Denkanstöße für Unternehmer für die Corona-Zeit

1. Menschlichkeit zeigen – auch in der Businesswelt

Man sollte jetzt noch mehr versuchen, sich in andere hineinzuversetzen:

  • Wie hat Corona den Alltag meiner Mitmenschen (Mitarbeiter, Kunde, Lieferant, Konkurrent) beeinflusst?

Jemand, der in einer großen Wohnung wohnt, ohne sich um Kinderbetreuung kümmern zu müssen, ist sicher in einer besseren Lage als eine alleinerziehende Person mit kleinen Kindern. Diese Umstände darf man nicht vergessen, wenn man Statusmeetings hat, Zeitpläne aufstellt oder den Output seiner Mitarbeiter betrachtet.

2. Erwartungen und Aufgaben flexibel anpassen

Besonders im Zusammenhang mit Punkt 1 ist es wichtig, die Aufgabenverteilung und die Ziele anzupassen.

  • Ist es sinnvoll, den Schwerpunkt auf Aufgaben zu legen, die sich besonders gut im Homeoffice erledigen lassen?
  • Gelten die vertrauten KPIs wirklich immer noch?
  • Auch neue Aufgaben können die Lösung sein, bis sich die Lage wieder normalisiert hat.

3. Eigene Signale nicht unterschätzen

Wir kommunizieren immer mehr als wir wollen. In Zeiten solcher Verunsicherung sollte sich jeder Unternehmer fragen, welche Signale er aussendet.

  • Beispiel: Gewinne ich unterm Strich wirklich, wenn ich auf Kurzarbeit setze?

Zwar ist es eine finanzielle Hilfe, aber für die Mitarbeiter ist es schon ein erster Schritt, der Ängste schürt. Dies kann sich wiederum negativ auf deren Motivation auswirken.

4. Sondersituation annehmen

Als junge Führungskraft in einem soliden Unternehmen erlebte ich 2001/02 den Zusammenbruch der sogenannten „New Economy“ mit. Mein Chef meinte damals nachdenklich: „Was man sich jetzt nicht vorstellen kann, ist, dass es nie wieder so sein wird, wie es bis vor Kurzem noch war…“ Er sollte recht behalten.

  • Es ist wichtig, sich der Veränderungen, die gerade stattfinden, bewusst zu werden und diese nicht zu verdrängen.

5. Mutig sein und entschlossen handeln

Auch wenn man über die Planer ruhig mal lachen darf – für Lethargie ist das Leben zu kurz und zu wertvoll. Passend zu dieser Haltung abschließend ein Spruch, den alle Asterix-Fans kennen. Häuptling Majestix hat die Gallier immer damit eingeschworen, wenn es darum ging, sich einem übermächtigen Gegner zu stellen:

Und denkt daran: Das einzige was uns passieren kann, ist, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.

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