Evolutionäre Unternehmen erfinden nicht jeden Tag ihr Geschäftsmodell neu und stoßen Bestehendes disruptiv um. Sie knüpfen vielmehr an das an, was funktioniert und sich bewährt hat. Dazu gehört die Orientierung an einem Wertekatalog bzw. Ethik-Kodex.
Ohne Ethik geht es nicht
Hältst du die Orientierung an einem Ethik-Kodex für Sozialklimbim? Allerdings: Firmen wie Ferrero haben sich ethische Prinzipien auf die Unternehmensfahnen geschrieben. Der International Council of Nurses (ICN) hat einen Ethik-Kodex für Pflegende entwickelt. Die Stadt Konstanz hat einen Ethik-Leitfaden erarbeitet, in dem es um ethische Verhaltensregeln für Stadträte und den Oberbürgermeister geht. Ein Ziel dabei ist die Beweisführung, dass deren Amtsführung nicht empfänglich ist für Korruption und persönliche Vorteilsnahme. Damit nicht genug: Den Global Compact der UNO haben so unterschiedliche Unternehmen wie Aldi Süd, die Deutsche Börse und SAP und Industrieunternehmen der Energiebranche unterschrieben, die sich so ethischen Normen der UNO verpflichten. Die Beispiele zeigen:
Für immer mehr Unternehmen, Behörden und Institutionen gewinnt die ethische Ausrichtung an Bedeutung.
Formuliere dein ethisches Grundverständnis
Was bewegt so unterschiedliche Institutionen dazu, einen Ethik-Kodex zu erstellen, in dem beschrieben wird, wie ein Unternehmen mit seinen Kunden, aber auch den Mitarbeitern und anderen Stakeholdern umgehen möchte? Und warum solltest auch du überlegen und prüfen, ob es zielführend ist, solch einen Kodex zu erarbeiten?
Zum einen steht im Fokus, Geschäftsprinzipien und Unternehmensleitsätze zu formulieren, die das ethische Grundverständnis deines Unternehmens verdeutlichen. Wer sich Gedanken zu seinem ethischen Grundverständnis macht und dies schriftlich fixiert, sorgt für:
- Sicherheit
- Stabilität
- Kontinuität
Kunden und Mitarbeiter wissen, mit wem sie es zu tun haben.
Zum anderen gilt: Immer mehr Kunden legen Wert darauf, mit Firmen zusammenzuarbeiten und bei Unternehmen einzukaufen, die nachweislich bereit sind, über den Tellerrand ihres wirtschaftlichen Tuns hinauszublicken. Die sich ethischen Standards verpflichtet fühlen und ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung sehen und ihr gerecht werden wollen. Die Kunden fragen:
„Seid ihr bereit, Beiträge für eine lebenswertere Welt zu leisten?“
Investoren zum Beispiel wollen wissen, womit ein Unternehmen seine Rendite erwirtschaftet. Immer mehr Investoren und Kunden verlangen, mit Partnern zu kooperieren, die eine unternehmerische Mission verfolgen, bei der sozial-ökologische Grundsätze für wichtig erachtet werden, und die strikt ressourcenschonend agieren und mit Menschen und Umwelt fair umgehen. Wichtig ist, dass Vertrauen und Wertschätzung in den Beziehungen zu den Mitarbeitern eine Hauptrolle spielen und die tragenden und konstituierenden Säulen der Unternehmenskultur darstellen.
EXTRA: Der Motivationsfaktor Nr. 1: So wichtig ist Wertschätzung
Nutze deinen ethischen Kompass als Orientierung
Für die Erarbeitung eines Ethik-Kodex gibt es mehrere handfeste Gründe. Bei Ferrero heißt es beispielsweise: „Der Ethik-Kodex gibt unseren Mitarbeitern klare Regeln an die Hand, wie sie sich in verschiedenen Situationen angemessen verhalten. Gleichzeitig hilft er Geschäftspartnern, unsere Unternehmenswerte besser zu verstehen. Der Kodex hält nicht nur Maßstäbe fest, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, er dient auch als moralischer Kompass. An ihm soll sich unser Verhalten weiterhin orientieren – nach innen wie nach außen.“
Der Ethik-Kodex schafft bei Führungskräften und Mitarbeitern ein ethisches Bewusstsein, er sensibilisiert sie dafür, bei allen Aktivitäten ethische Aspekte zu beachten und gibt ihnen zugleich klare Handlungsanweisungen an die Hand.
Beziehe alle Mitarbeiter aktiv in dein Wertesystem ein
Damit der Ethik-Kodex an Verbindlichkeit gewinnt, ist es klug, wenn du ihn gemeinsam mit den Führungskräften und den Mitarbeitern erarbeitest. Denn es sind die Menschen, die die ethischen Leitlinien mit Leben füllen und in ihrem täglichen praktischen Tun umsetzen müssen. Dies gelingt besser, wenn sie an der Ausarbeitung der Leitlinien beteiligt sind und sich mit ihnen identifizieren können. Bei größeren Unternehmen ist es ratsam, eine „Ethik-Task-Force“ zu bilden und dabei Führungskräfte und Mitarbeiter aus möglichst allen Unternehmensbereichen zu integrieren.
EXTRA: Kenne deine Werte: Wie du Mitarbeiter und Kunden an dich bindest
Checkliste: Ausarbeitung des Kodex
- Leite die Inhalte des Kodex direkt aus deiner Vision, deiner Mission und deiner unternehmerischen Kernbotschaft ab.
- Entscheide, für welche Zielgruppen (Umgang mit Kunden, Mitarbeitern, Wettbewerbern und weiteren Stakeholdern) die ethischen Leitlinien Gültigkeit haben sollen.
- Halte den Ethik-Kodex so einfach und verständlich wie möglich, ohne banal und oberflächlich zu werden. Fokussiere dich auf das Wesentliche. Jeder Führungskraft und jedem Mitarbeiter muss sofort klar sein, worum es geht.
- Beschränke dich auf wenige (fünf bis zehn) Kernaussagen.
- Beachte dabei: Wie soll mit den Ressourcen umgegangen werden, die verbraucht werden? Denke an die Konsequenzen für nachfolgende Generationen.
- Die ethischen Prinzipien sollten stets von dem Gedanken getragen werden, dass der Mitarbeiter das wichtigste Gut in deinem Unternehmen ist. Ihm muss Wertschätzung entgegengebracht werden.
- Formuliere Gebote statt Verbote – dann sind die Menschen eher zum engagierten Mitmachen bereit.
- Überprüfe die ethischen Leitlinien anhand der Realität. Sie sind nicht in Stein gemeißelt und sollten neuen Rahmenbedingungen angepasst werden.
- Scheue dich nicht, einzufordern, dass die Führungskräfte und Mitarbeiter bei ihren Entscheidungen und Aktivitäten neben ökonomischen Erwägungen nun immer auch ethische Werte berücksichtigen.
Toller Artikel. Vielen Dank dafür.