Europa sollte eine integrativere und nachhaltigere Form des Wirtschaftswachstums anstreben. Das derzeitige System zerstört unsere natürlichen Ressourcen und untergräbt damit den Wohlstand künftiger Generationen. Darüber hinaus verstärkt es die Ungleichheit und spaltet die Gesellschaft.
Natürlich wird es nicht von heute auf morgen gelingen, nachhaltigere und sozial gerechtere Lösungen zu entwickeln. Aber es ist an der Zeit, dass Unternehmen in Europa (und auf der ganzen Welt) mehr Verantwortung bei der Lösung einiger unserer größten ökologischen und sozialen Herausforderungen übernehmen. 69 der 100 größten Wirtschaftseinheiten weltweit sind Unternehmen – und nicht Staaten. CEOs und ihre Unternehmen müssen jetzt handeln. Sie sollten eine stärkere Führungsrolle einnehmen.
Es ist an der Zeit neue Geschäftsstrategien zu entwickeln. Unternehmen müssen der Gesellschaft dabei unter die Arme greifen, Herausforderungen zu bewältigen, statt neue Probleme zu schaffen. Tatsächlich gibt es drei zentrale Aufgaben, derer sich alle Unternehmen in naher Zukunft annehmen sollten, um Fortschritte zu erzielen.
1. Das alte Shareholder-Value-Denken ist überholt
Unternehmen müssen auch in Zukunft die Aktienrendite im Blick behalten, gleichzeitig aber über den Tellerrand hinausschauen und aufzeigen, dass der Profit für Shareholder mit dem Gesellschaftsnutzen im Einklang stehen kann.
So hat etwa der ehemalige Unilever-CEO Paul Polman Quartalsberichte und Gewinnprognosen abgeschafft und sein Unternehmen auf ein längerfristiges Multi-Stakeholder-Modell der Wertschöpfung umgestellt. Er kombiniert dies mit einer mutigen Vision, die darauf abzielt, den Umsatz von Unilever zu verdoppeln und gleichzeitig den CO2-Ausstoß des Unternehmens zu halbieren. Nach einem anfänglichen Kursrückgang erzielte Unilever ein konstantes, branchenweit überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinnwachstum sowie eine Aktionärsrendite von 300 Prozent. Darüber hinaus gibt es eine Reihe großer Erfolge bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitszielen. Es braucht mehr derartige Nachweise und Menschen, die mutig genug sind, darüber zu sprechen.
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Unternehmen müssen zudem neue Formen der Zusammenarbeit mit ihren Vorständen finden. Es gilt, diese zu mobilisieren und ihnen direkte Erfahrungen an der Unternehmensfront zu vermitteln. Sie sollten den Vorstand mitnehmen, ihm zeigen, was der Kunde erwartet, und ihm dabei helfen, die Schwierigkeiten und die Dynamik des Ökosystems zu verstehen.
2. Den Verbraucher an die Hand nehmen
Das Konsumverhalten der Europäer ist nicht nachhaltig.
Das bemerken auch die Verbraucher. Aber Unternehmen können nicht die Verantwortung delegieren und sich darauf verlassen, dass ihre Kunden den Wandel vorantreiben. Sie müssen die Macht der Verhaltensökonomie nutzen, um die Verbraucher zu nachhaltigeren Entscheidungen zu bewegen. Zudem sollten sie Optionen, die nicht nachhaltig sind, gänzlich vom Markt nehmen – in der Praxis bezeichnet man das als „Choice Editing“.
Wir müssen auch die Industriesysteme umstrukturieren, auf denen die Produktion und der Konsum basieren. In einer Kreislaufwirtschaft wären Waren so zu konzipieren, dass sie wiederverwendet, wiederaufbereitet und recycelt werden können. Dienstleistungsbasierte Geschäftsmodelle würden es den Verbrauchern ermöglichen, Nutzen aus Gütern zu ziehen, ohne diese besitzen zu müssen. Damit bräuchten wir theoretisch weniger Waren pro Kopf.
3. Die Zukunft des Arbeitens prägen
Unternehmen müssen ihre Beziehungen zu den Mitarbeitern weiterentwickeln.
Es gilt, neue Beschäftigungsmodelle aufzubauen, die einerseits sinnvolle Arbeit für die Menschen bieten und andererseits die Vorteile der Automatisierung und der KI nutzen. Wenn sie vernünftig eingesetzt werden, könnten Automatisierung und KI mehr Raum für erfüllende, abwechslungsreiche und kreative Aufgaben schaffen, bei denen Kommunikationsfähigkeiten und menschliche Interaktion im Mittelpunkt stehen. Banken wie HSBC haben humanoide Roboter eingeführt, die Kunden aktiv begrüßen und in Empfang nehmen. Ziel der Arbeitgeber ist es dabei nicht, das Personal zu ersetzen. Die Roboter bieten dem Personal eher den Freiraum und die Zeit, sich produktiveren Aufgaben zu widmen.
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Das kontinuierliche Lernen ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Arbeitgeber müssen Umschulungen und Weiterbildungen für ihre Angestellten ermöglichen, um diese auf die zukünftige Arbeitswelt vorzubereiten. Sie werden die Mitarbeiter als Teil eines kollektiven Pools aus geteiltem Wissen und gemeinsamen Erfahrungswerten betrachten.
Befristete Beschäftigungen können zu einer Herausforderung werden. Wenn immer mehr Arbeitnehmer in die Gig-Economy einsteigen, verlieren sie den Puffer, den der Arbeitgeber in der Vergangenheit bereitgestellt hat. Insbesondere Unternehmen, die von kurzfristig einsetzbaren, freiberuflichen Arbeitskräften profitieren, müssen mit der Politik zusammenarbeiten. Sie müssen sicherstellen, dass eine ausgeprägtere Gig-Economy nicht zu Lasten von Einkommen und sozialer Sicherheit geht. Die wachsende Anerkennung befristeter Arbeitskräfte wird auch die Unternehmen zwingen, ihre Unternehmenskultur zu überdenken.
Fazit: Starkes Europa
Europa hat enorme Wettbewerbsvorteile und Stärken. Darauf sollten wir uns besinnen, um der Bevölkerung in weltweit turbulenten Zeiten die dringend benötigte Orientierung zu bieten. Europa hat sich in der Vergangenheit oft neu erfunden und kann das auch in der Zukunft wieder tun. Es ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und stützt sich auf viele innovative Unternehmen, die handlungsbereit sind.
Unternehmen müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und können sogar noch wirtschaftlich davon profitieren.
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