Jetzt mal Klartext: Denken wir, wenn wir den Begriff „Künstliche Intelligenz“ hören, noch immer an Science-Fiction-Szenarios aus Büchern oder Filmen? An Roboter, die aufrecht auf zwei Beinen gehen, die unsere Sprache sprechen – und die irgendwann die Menschheit auslöschen werden? Wer das tut, verkennt ganz offensichtlich den Stellenwert der KI im 21 Jahrhundert. KI ist nicht mehr die Zukunft, sie ist bereits Gegenwart.
Bis dato besitzt sie allerdings selten eine körperliche Erscheinung, sondern wirkt meist in Form von Programmen, die für den Laien natürlich „unsichtbar“ bleiben. Das beste Beispiel ist wohl Google – oder vielmehr die raffinierte, komplexe Suchmaschine, die sich hinter der minimalistischen Oberfläche mit dem einzelnen Suchfeld verbirgt. Der Schein trügt. Oder glaubst du, es ist reiner Zufall, dass auf deinem Bildschirm ausnahmslos Werbeanzeigen erscheinen, die passgenau auf dein Suchverhalten zugeschnitten sind? Google kennt dich besser, als du vielleicht denkst: dank einer leistungsstarken KI, die unablässig mit dem Sammeln von Daten beschäftigt ist und daraus zu lernen versteht. Die Autoren Stefan Gröner und Stephanie Heinecke betonen in ihrem neuen Buch „Kollege KI“ deshalb zu Recht:
„KI ist künftig der Schlüssel, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Inhalt: Keine KI ohne den Faktor Mensch
Doch worum geht es in diesem Buch konkret? Der Name „Kollege KI“ ist gewissermaßen Programm, zielt der Inhalt doch primär darauf ab, Unternehmen von der Schockstarre, die das Aufkommen der KI mancherorts auslöst hat, endlich zu befreien und ihnen aufzuzeigen, dass nur das Harmonieren von Mensch und Maschine wegbereitend sein kann. Vorbehalte sollen ausgeräumt, Ängste beseitigt und die KI als netter, überaus kompetenter Kollege vorgestellt werden.
Zu spät für einen Einstieg in die Welt von Machine Learning & Co. sei es nämlich noch nicht, so die Autoren. Dabei plädieren sie stets für einen ganzheitlichen Ansatz: Da KI heutzutage vor allem dazu dient, den potenziellen Kunden und seine Bedürfnisse besser zu verstehen, ist deren Einsatz im Unternehmen nicht ausschließlich eine Angelegenheit der IT. Er ist eine Frage des Mindsets und damit ebenso Aufgabe des Managements.
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„Wer den Kunden versteht, versteht die Branche. […] Im Zentrum steht nicht das Produkt, sondern die optimale Problemlösung für die Zielgruppe.“
Ein solches Denken erklärt dann auch den großen Erfolg von Internetgiganten wie Google oder Amazon. Denn diese bieten schließlich kein bestimmtes Produkt, sondern sind radikal an den Bedürfnissen und Vorlieben ihrer Kundschaft ausgerichtet. So ziehen die Autoren außerdem die Automobilbranche als aktuelles Beispiel heran: Auch in diesem Fall wird schlussendlich nicht das beste Auto den Markt bestimmen, sondern diejenige Lösung, mit deren Hilfe man am einfachsten von A nach B kommen kann.
Preis & Information
Kollege KI: Künstliche Intelligenz verstehen und sinnvoll im Unternehmen einsetzen
Gebunden: 304 Seiten
Verlag: Redline, 17. April 2019
Preis: 19,99 €
Aufbau: Vom Status Quo zur Implementierung der KI
Das Buch ist in 9 Kapitel unterteilt. Nach einem Vorwort über den Status Quo im Zeitalter der KI unternehmen die Autoren in den ersten 3 Kapiteln eine detaillierte Analyse anhand etlicher Fallbeispiele, die zeigen sollen, wo digitale Transformationen in der Vergangenheit glücken konnten – und wo nicht. Kapitel 4 widmet sich dann der Überlegung, warum die Implementierung von KI für nahezu jedes Unternehmen der nächste logische Schritt sein muss.
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Für den Pragmatiker dürfte aber vor allem das 6. Kapitel interessant sein. Hier stellen die Autoren das sogenannte COSIMA-Prinzip (bequem, einfach, marktorientiert) vor, mit dessen Hilfe sich ohne technischen Aufwand überprüfen lässt, ob das eigene Unternehmen den Ansprüchen seiner Kunden in den wandelbaren Märkten von heute bereits genügt. Wo also der Einsatz von KI sinnvoll, wenn nicht gar dringend nötig ist. Zudem werden dem Leser gleich die 7 wichtigsten Kernanforderungen zur Umsetzung an die Hand gegeben:
- Kooperieren statt bekämpfen: Sieh deine Mitbewerber als Verbündete gegen die Disruption und spiele nicht den Einzelkämpfer.
- Vorfahrt für Innovationen und Zukunftstechnologien: Selbsterklärend.
- Kurze Lebenszyklen: Zu lange, unflexible Entwicklungszeiträume von Produkten stehen der Innovation nur im Weg.
- Strategisches Datenmanagement: Wer viel über den Kunden weiß, kann auch Produkte entwickeln, die die Kundenbedürfnisse optimal befriedigen.
- Permanente Suche nach Automatisierungspotenzialen: Identifiziere diejenigen Teilaufgaben von Unternehmensprozessen, die sich leicht automatisieren lassen. Die Devise: Immer im Kleinen anfangen.
- Herausragenden menschlichen Service anbieten: Die Zeit, die du dir durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten einsparst, kannst du wieder auf das wirklich Wichtige verwenden: den Faktor Mensch.
- Neues Denken zulassen und vorleben: Innovative und womöglich sogar unkonventionelle Ideen sollten gefördert und nicht unterbunden werden.
Prof. Dr. Stefan Gröner über das Cosima-Prinzip: Hauptsache einfach, intuitiv und bedienerfreundlich sein ? #mobsy18 pic.twitter.com/hTdxGG7amN
— Mobility Symposium 2019 (@2018Mobility) 19. Juni 2018
Daran anschließend wird erörtert, auf welche Stolpersteine man bei der digitalen Transformation besonders zu achten hat (Kapitel 7) und welche neuen Herausforderungen dabei auf das Management zukommen (Kapitel 8). Nach dem abschließenden 9. Kapitel, in dem ein Ausblick auf künftige Entwicklungen gegeben wird, erwarten den Leser noch ein Nachwort, eine Info über die Autoren sowie ein ausführliches Literatur- und Stichwortverzeichnis.
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Fazit: Standardwerk und Praxisratgeber
Mit insgesamt 304 Seiten ist das Buch vergleichsweise umfangreich geworden, was aber angesichts der Stoffmenge zweifellos seine Berechtigung hat. Und gerade darin liegt seine Stärke: Der Leser wird eben nicht in den Themenkomplex KI hineingeworfen und seinem Schicksal überlassen. Im Gegenteil, das breite Feld wird von Grund auf aufgerollt, sodass selbst technisch weniger versierte Menschen Zugang dazu finden können. Somit ist das Buch einerseits ein fundiertes Standardwerk, das man ohne große Vorkenntnisse bedenkenlos zur Hand nehmen kann, und andererseits ein ausgewiesener Praxisratgeber – nicht nur für die Couch, sondern auch für das Büro.
Über die Autoren
Prof. Dr. Stefan Gröner zählt zu den renommiertesten Strategieberatern, Führungskräftetrainern und Vortragsrednern im deutschsprachigen Raum. Prof. Dr. Stephanie Heinecke ist Professorin an der Hochschule Fresenius und eine ausgewiesene deutsche Forscherin zu dem Thema Digitale Transformation in der Medien-, Telekommunikations- und IT-Branche.
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