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Erfolgsversprechende Zahlen, effiziente Produktionsprozesse, bessere Produkte – das waren für Unternehmen lange Zeit die wichtigsten Aspekte. Kein Wunder, denn der Wettbewerb wird immer härter und die Unterschiede zwischen einzelnen Angeboten, Waren oder Firmen immer marginaler.

All diese Kennzahlen sind auch heute noch essentiell – doch daneben wird ein weiterer Faktor immer gewichtiger: der Mensch. Und zwar als gleichsam bedeutender Teil der Wirtschaft, schließlich sind es seine Entscheidungen, die die Ökonomie zu dem gemacht haben, was sie heute ist, und sie stetig weiterentwickeln. Dieses weitläufigere Denken ebnete einer neuen Disziplin den Weg: der Wirtschaftspsychologie.

Was sich genau hinter diesem Begriff verbirgt, welche Jobchancen sich daraus ergeben und wie man in diesem Bereich beruflich Fuß fasst, verrät der folgende Artikel.

Was ist Wirtschaftspsychologie?

Unsere Wirtschaft wird nicht nur vernetzter, sondern auch menschlicher. Oder anders gesagt: Wir wechseln die Perspektive. Der Mensch selbst wird nun nicht mehr als von der Wirtschaft losgelöstes Element betrachtet, sondern als essentieller Teil der Ökonomie: Er geht als Führungskraft ans Werk, motiviert oder demotiviert MitarbeiterInnen. Er bildet sich als Arbeitskraft weiter und beeinflusst das Wissen eines Betriebes. Er entscheidet sich als Kunde für ein Angebot unter vielen und vertraut damit einem speziellen Hersteller. Oder er entscheidet sich als Investor für eine bestimmte Aktie. Das Fach Wirtschaftspsychologie trägt diesem veränderten Denken Rechnung. Daher stehen menschliches Denken, Handeln, Erleben und Entscheiden im wirtschaftlichen Kontext – also im Rahmen ökonomischer Prozesse – im Mittelpunkt dieser Disziplin.

Wirtschaftspsychologie ist somit ein Feld der angewandten Psychologie, das jedoch auch betriebswirtschaftliche Komponenten enthält. So werden aus gewonnenen Erkenntnissen zum Beispiel konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet, die in weiterer Folge positive Auswirkungen auf ein Unternehmen haben. Wirtschaftspsychologie spielt daher bei der Personalentwicklung, bei Teambuilding-Aktivitäten, beim Motivieren der MitarbeiterInnen, beim Bilden eines guten Arbeitsklimas oder beim Erarbeiten einer generellen Unternehmenskultur eine große Rolle.

So arbeiten Wirtschaftspsychologen eng mit Chefs zusammen, analysieren und optimieren Kommunikationsprozesse, unterstützen bei der Personalauswahl oder setzen Maßnahmen, um das Zusammenarbeiten auf menschlicher Ebene zu verbessern. Wirtschaftspsychologen kommen darüber hinaus bei Markt- und Verhaltensforschungen zum Einsatz, optimieren Marketingmaßnahmen, erstellen Prognosen und erforschen Zielgruppen.

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Wirtschaftspsychologie studieren

Wer sich für Wirtschaftspsychologie interessiert, den erwarten also spannende Tätigkeiten zwischen den beiden Welten der Psychologie und der Wirtschaft. Zwei Disziplinen zu vereinen und damit Wissen zu kumulieren, liegt übrigens schon länger im Trend. Das rührt daher, dass es in der heutigen Arbeitswelt immer wichtiger wird, fachübergreifend und komplex zu denken und damit Wissen aus unterschiedlichen Bereichen zu verbinden. Interdisziplinäre Studiengänge sind daher auf dem Vormarsch. Was speziell die Wirtschaft und Psychologie in Kombination betrifft, so gibt es in Deutschland und auch in Österreich eine Vielzahl an verschiedenen Ausbildungen und Studiengängen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen – darunter auch Wirtschaftspsychologie im Fernstudium. Diese Ausbildung trägt dem allgemeinen Trend zu mehr Flexibilität und Selbstbestimmtheit Rechnung, der auch in der Arbeitswelt in Form von Gleitzeit, Homeoffice oder 4-Tage-Woche längst angekommen ist. Studienrichtungen, die sich mit dem Thema Wirtschaftspsychologie beschäftigen, heißen zum Beispiel auch: 

  • BWL mit Wirtschaftspsychologie
  • Business Psychology
  • Arbeits- und Organisationspsychologie
  • Psychologie mit Wirtschaftspsychologie
  • Kommunikationspsychologie
  • Medien- oder Werbepsychologie
  • Wirtschaftspädagogik
  • Change Management

Was sie alle gemeinsam haben: Interessierte erwarten zunächst betriebswirtschaftliche Inhalte wie Mathematik, Statistik, Rechnungswesen, Recht oder Marketing. Im psychologischen Part befassen sich Studierende dann mit Bereichen wie Personalpsychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie, Werbepsychologie, Ingenieurspsychologie, Team-Building oder Burnout-Prävention.

Die psychologischen Inhalte sind also stark in den ökonomischen Kontext eingebettet und damit äußerst praxistauglich. Auch wenn viele Wirtschaftspsychologie-Ausbildungen ähnliche Kernthemen haben, so können sie in puncto Spezialgebiete recht unterschiedlich ausfallen. So liegt manchen eine stärkere Marketinggewichtung zugrunde, andere setzen wiederum einen Fokus auf das Thema Personalentwicklung. Es lohnt sich daher, die Ausbildungsmöglichkeiten und Studienpläne gut zu vergleichen.

Wirtschaftspsychologie als Schlüsselfaktor 

Die gesamte Wirtschaft und Arbeitswelt befinden sich im Wandel. Wie bereits kurz erwähnt, erwarten und fordern MitarbeiterInnen heutzutage beispielsweise viel mehr von einem künftigen Arbeitgeber. Egal, ob Homeoffice oder eine betriebliche Kinderbetreuung – das Gehalt alleine zählt schon lange nicht mehr. Insbesondere die sogenannten Millenials achten bei der Jobsuche auf ganz andere Dinge als vergangene Generationen.

Gleichzeitig sind aber auch jene Zeiten vorbei, in denen KundInnen Waren ausschließlich aufgrund ihres Preises oder ihrer Funktionen gekauft haben. Heute geht es vielmehr darum, als Unternehmen mit Emotionen zu arbeiten und nicht nur gute Produkte herzustellen, sondern auch die eigenen Werte und Ziele transparent zu machen. Im Fachjargon spricht man hierbei von „Purpose“. Dieser beschreibt, wie das Unternehmen die Welt durch sein Handeln verändern will.

Und ein Unternehmen, das eine emotionale Produktwelt aufbaut und dazu noch nachhaltige Maßnahmen setzt, kann im direkten Vergleich mit anderen dadurch rasch die Nase vorne haben.

Doch wer heutzutage als Betrieb erfolgreich sein möchte, muss auch im inneren Gefüge auf die Werte achten, MitarbeiterInnen animieren und binden, Anreize schaffen und eine gute Kultur pflegen. Und hierbei können Wirtschaftspsychologen letztendlich der Schlüssel zum Erfolg sein. Denn: Rein fachliche Kompetenzen sind zwar nach wie vor wichtig, aber eben nicht mehr alles. Und daher nimmt der Bedarf an Wirtschaftspsychologen weiter zu.

Hanna Kern

Hanna Kern ist Businesscoach und begleitet bereits seit zehn Jahren kleine und mittelständische Unternehmen. Sie analysiert Prozesse, deckt verborgene Potentiale auf und hilft, Teams zu bilden und sie voranzutreiben. Sie beschäftigt sich insbesondere auch mit der neuen Arbeitsrealität, die sich seit der Coronapandemie entwickelt hat.

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