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In wirtschaftlichen Krisenzeiten suchen Anleger Möglichkeiten, ihr Geld möglichst risikoarm zu investieren. Gold hat sich schon lange als Krisenwährung bewährt, denn sein Wert steigt, wenn andere Geldanlageformen Schwächen zeigen. Finanz- und Goldexperte Ronny Wagner erläutert, warum Gold im Depot sinnvoll ist.

Gold wird als Risiko- oder Krisenwährung bezeichnet. Der Krieg in der Ukraine belastet die internationalen Finanzmärkte. Wie wird dadurch der Goldpreis beeinflusst?

Ronny Wagner: Prinzipiell sind und bleiben Rohstoffe knapp und teuer, weil ihre Vorkommen durch den massiven Abbau schrumpfen. Das Angebot an Rohstoffen fällt bereits seit einiger Zeit, weil in diesem Sektor kaum Investitionen getätigt werden. Die Lieferketten haben sich zwar ein wenig erholt. Durch den Krieg Russland gegen die Ukraine wird es in Teilen der Wirtschaft starke Angebotsschocks geben. Viele Güter werden gar nicht mehr verfügbar sein oder nur zu einem sehr hohen Preis.

Diese Angebotsschocks und die daraus resultierenden weiter stark steigenden Rohstoffpreise sind die Basis für das Ansteigen der nicht sobald an ein Ende kommenden Inflation. Die Ursache der momentanen Inflationsraten liegt im schon seit vielen Jahren völlig enthemmten Agieren der Notenbanken. In dieser Situation wird Gold verstärkt als sicherer Hafen für Anleger fungieren, nicht die sonst so favorisierten Staatsanleihen.

Im Augenblick erleben wir Schwankungen beim Goldpreis. Sollten sich Investoren davon beeindrucken oder gar abhalten lassen, in Gold zu investieren?

Ronny Wagner: Auch Gold ist natürlich schwankungsanfällig. Der Unterschied zu anderen Finanzprodukten besteht aber darin, dass das Edelmetall alle paar Jahre neue Höhen erreicht. Betrachtet man die augenblicklich von den Zentralbanken verfolgte Geldpolitik, die seit langem niedrigen Zinssätze, dann darf nach Expertenmeinung mit einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte Goldpreis gerechnet werden. Ich glaube, Gold hat einen ganz besonderen Vorteil. Gold ist ein wertstabiles Asset, das auch als Währung agieren kann und Anleger vor allem gegen die Inflation schützt.

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt für ein Investment in die Krisenwährung Gold und wenn ja, warum?

Ronny Wagner: Gold ist kein Investment im klassischen Sinne, wie beispielsweise Aktien. Die Motivation für einen Goldkauf ist in der Regel nicht, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Primäres Ziel ist die Sicherung von Vermögen und die Absicherung gegen die unseriöse Geldpolitik seitens der Regierungen und Notenbanken. Ein Goldkauf läuft also mit umgekehrten Vorzeichen ab. Die Nachfrage steigt, wenn etwas „faul im Staate Dänemark ist“, wie es in Shakespeares Hamlet ausgedrückt ist.

Das ist eine klassische Fluchtbewegung der Anleger, die den Goldpreis oft dramatisch in die Höhe schnellen lässt. Als sicherer Hafen ist die Krisenwährung Gold dann gefragt, wenn ein Sturm aufzieht bzw. im Gange ist. Daher stellt sich für mich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt eigentlich nicht. Der Goldpreis ist wie eine Art Fieberthermometer. Steigt er, zeigt er Probleme an. Goldbarren und Goldmünzen kann man immer kaufen. Solange man sie noch bekommen kann.

Sie sagen, dass man die Krisenwährung Gold kaufen sollte, solange man es bekommt. Warum?

Ronny Wagner: Gold ist ein Rohstoff, ein Metall, das nur in einer begrenzten Menge vorhanden ist. Die Goldvorkommen schrumpfen und das bedeutet auf lange Sicht, dass es irgendwann kein neues Gold mehr geben wird. Wenn die Goldvorräte der Erde erschöpft sind, wird der Preis für dieses dann seltene Edelmetall automatisch stark stiegen.

Hier zeigt sich das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Ein Produkt, das sehr selten ist, ist immer auch sehr teuer. Das gilt auch für Gold. Irgendwann ist Schluss mit lustig und dann werden wir auch die Abrechnung präsentiert bekommen und dann sollte man das Gold haben. Das Wort „Hätte“ gibt’s nicht, dann zählt nur das Haben.

Welche Erwartung haben Sie hinsichtlich des Goldpreises für die nächsten ein oder zwei Jahre und welche Rolle spielen hier Kryptowährungen?

Ronny Wagner: Wie sich der Goldpreis 2022 und in den folgenden Jahren entwickeln wird, das hängt in der Tat stark davon ab, welche Entwicklungen sich bei den Kryptowährungen ergeben. Es wird noch diskutiert, ob Kryptowährungen tatsächlich eine Alternative zu Gold sein können. Viele bezeichnen Kryptowährungen bereits als „Gold des 21. Jahrhunderts„.

Verlieren Kryptowährungen an Bedeutung, könnte es sein, dass der Goldpreis noch 2022 bis auf 2.560 Euro je Feinunze (31,1035 g) steigt. Augenblicklich liegt er allerdings nur bei 1.699,60 Euro (Stand 22. September 2022). Dennoch erwartet das Global Gold Council (GGC) im laufenden Jahr eine steigende Nachfrage in Sachen Gold, was steigende Preise nach sich ziehen dürfte.

Was raten Sie Investoren mit Blick auf Goldinvestments?

Ronny Wagner: Ich plädiere vor allem für einen langfristigen Anlagehorizont. Man sollte als Investor nicht zu schnell wieder an einen Verkauf denken, wenn der Goldpreis nicht sofort die Werte erreicht, die man sich wünscht. Gold im Depot zu halten, kann auf lange Sicht m. M. n. nur zu einer Wertsteigerung führen und vor allem für institutionelle Investoren ein finanzielles Sicherheitspolster darstellen.

Physisches Gold hat ähnliche Eigenschaften wie Immobilien. Auch sie verlieren auf lange Sicht fast nie an Wert, im Gegenteil. Mit Gold als Krisenwährung ist es genauso. Es diversifiziert die Geldanlage, sprich das Depot, sorgt in unruhigen wirtschaftlichen Zeiten für finanzielle Stabilität und Gold verhindert größere Verluste aufgrund der hohen Inflation.

*Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine Empfehlung dar, wie du mit deinen Finanzen umgehen solltest. Die Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen. Alle hier zur Verfügung gestellten Informationen dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.

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