Skip to main content

Selbstständige, Frauen und Geringverdiener müssen in Deutschland besonders große Rentenlücken fürchten. Auch hinsichtlich des Rentenvergleichs bei Frauen und Männern ist Deutschland im Vergleich zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) der negative Spitzenreiter. Zu diesen Ergebnissen kommt die neue OECD-Studie „Renten auf einen Blick 2019„.

Laut OECD hat die Beschäftigungsrate von älteren Menschen in Deutschland, in den vergangenen Jahren, im internationalen Vergleich am stärksten zugenommen. OECD-weit stieg die Beschäftigungsrate der 55- bis 64-Jährigen seit 2000 hierzulande um mit 34 Prozent am stärksten an. Monika Queisser, Leiterin der Sozialpolitik-Abteilung der OECD, fordert angesichts der schrittweisen Erhöhung des Renteneintrittsalters (aktuell: 67 Jahre) das Rentenalter an die steigenden Lebenserwartung zu koppeln.

Deutsche Renten nach 45 Jahren Arbeit

Insgesamt schneidet Deutschland bei den Renten nach 45 Jahren Arbeit mit Durchschnittslohn etwas schlechter ab als der OECD-Schnitt. So kann ein Vollzeitarbeitnehmer hierzulande bei Eintritt in in den Arbeitsmarkt 2018 im Rentenalter mit Bezügen in Höhe von 52 Prozent vom letzten Lohn rechnen (OECD-Schnitt: 59 Prozent). Größer ist die Spanne bei Geringverdienern: Hier sind es in Deutschland 56 Prozent und im OECD-Schnitt 68 Prozent.

Einkommen im Alter in Deutschland besonders gering?

Da die Rente nicht die einzige Einkommensquelle ist: Nein. Das Durchschnittseinkommen der Über-65-Jährigen in Deutschland liegt bei fast 89 Prozent des Durchschnittseinkommens der Gesamtbevölkerung (OECD-Schnitt: 87 Prozent). Ohne Grund- und Mindestrente besteht jedoch die Gefahr des Armutsrisikos für einkommensschwache Rentner. Eine kürzlich geschlossene Koalitionsvereinbarung soll jedoch Abhilfe schaffen:

Es ist eine einkommensgeprüfte Mindestrente für Menschen vorgesehen, die mindestens 35 Beitragsjahre aufweisen.

Rentenvergleich: Männer vs. Frauen

In Deutschland fällt die Rente bei Frauen über 65 im Durchschnitt um 46 Prozent niedriger aus als bei Männern, dicht gefolgt von den Niederlanden (42 Prozent), Österreich (39 Prozent), Frankreich (33 Prozent) und im OECD-Schnitt (25 Prozent). Estland schneidet positiv ab: Hier ist die Rentenlücke mit 2 Prozent am kleinsten. Laut Reinhold Thiede, Forschungschef der Rentenversicherung, ist die Rentenlücke ein „altes deutsches Problem“. Das läge zum einen daran, dass vor allem heutige Rentnerinnen in Westdeutschland oft nur vorübergehend einen Job mit Rentenbeiträgen gehabt hätten. Doch auch die bei Frauen oft stärker verbreitete Teilzeitarbeit und die nach wie vor bestehenden Lohnunterschiede werden von Queisser als Gründe aufgeführt.

Infografik: Die Rentenlücke
(Zum Vergrößern anklicken) Quelle: t-online.de

Sind Selbstständige abgesichert?

Im Gegensatz zu den meisten OECD-Ländern haben Selbstständige in Deutschland keine obligatorische Rentenversicherung. Das sei der Grund, weshalb die gesetzliche Rente von Selbstständigen im Vergleich zu Angestellten hierzulande deutlich geringer als in vielen anderen Ländern sei, so Queisser. Die OECD liefert weitere Fakten:

Selbstständige in Deutschland bekommen bei Renteneintritt 2018 ein gesetzliches Renteneinkommen von rund 50 Prozent der Renten eines Arbeitnehmers.

Deshalb sind viele Selbstständige im Alter auf andere Einkommen, Vermögen oder auch Sozialhilfe angewiesen. Eine ältere Studie des Forschungsinstituts DIW fand heraus, dass knapp zwei Drittel der nicht gesetzlichen Abgesicherten über Immobilien-, Geld- oder Anlagevermögen von mindestens 100.000 Euro verfügen. Dabei seien laut Forschern vor allem Kleinselbstständige und Menschen, die über Internetplattformen arbeiten gefährdet. Derzeit wird an einem Gesetz gearbeitet, das eine Pflichtabsicherung vorsieht: Tritt dieses in Kraft, werden Selbstständige künftig zwischen der gesetzlichen Rente und anderen geeigneten Formen wählen können.

EXTRA: Wie viel Rente bleibt uns noch?

Lust auf noch mehr Artikel?

Tamara Todorovic

Tamara Todorovic studierte Germanistik und English and American Studies. Von 2019-2021 absolvierte sie ihr Volontariat bei unternehmer.de. Tamara schrieb u.a. zu den Themen Psychologie, Management und Social Media. Außerdem war sie für den Ausbau des Video-Marketings sowie diverse SEO-Maßnahmen zuständig.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply