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Stichwort: Leistungsgesellschaft. Die Devise lautet: schneller, höher, weiter. Ständig bewegen wir uns am – und nicht selten auch über dem Limit, häufen Überstunden ohne Ende an, wollen immer erreichbar, immer einsatzbereit sein. Hier noch schnell die E-Mails des Kollegen beantworten, der gerade im Urlaub ist; da noch schnell den Chef zufriedenstellen, der uns nach Feierabend unverhofft eine letzte ganz, ganz wichtige Aufgabe reindrückt. Muss heute noch erledigt werden. Punkt. Und irgendwann ist es dann so weit: Die ersten Anzeichen eines Burnouts machen sich bemerkbar.

Während Stress neuerdings zu den Modeerscheinungen schlechthin zählt, sehen sich unzählige „Coaches“ zum Retter in der Not berufen. Vor lauter Stress-Experten weiß der Laie jedoch kaum noch, welcher Meinung er trauen kann. Indessen kursieren die wildesten Gerüchte und Irrtümer zur optimalen Stressbewältigung, und ehe man sich’s versieht, ist man im Teufelskreis gefangen.

1. Weniger Arbeit bedeutet weniger Stress

Wenn es nur so einfach wäre. Tatsächlich aber verkennen derartige Annahmen die wahren Probleme, die hinter dem Stress und seinen Folgen stecken. Laut Statistik neigen durchaus auch nicht (mehr) beschäftige Menschen, wie etwa Arbeitssuchende, Pensionierte oder Kranke, zu einem erhöhten Stresspegel. So ist es in vielen Fällen nicht die Arbeit an sich, die den Menschen zu schaffen macht, sondern die damit verbundene Sorge um:

  • Pflichterfüllung
  • finanzielle Absicherung
  • Selbstverwirklichung
  • etc.

Auch das absolute Nichtstun verspricht auf die Dauer keine Erholung. Der Gedanke, alles stehen und liegen zu lassen, sich für ein paar Stunden auf die Coach zu legen oder spontan in den Urlaub zu fliegen, ist zwar verlockend, langfristig gesehen jedoch keine Lösung. Füße hochlegen, Kopf abschalten? Nein, so einfach ist es leider nicht. Denn unser Gehirn beschäftigt sich weiterhin mit unseren aktuellen Sorgen und Ängsten und wird kaum Ruhe geben, ehe wir damit abgeschlossen haben. Besser ist ein wenig Bewegung an der frischen Luft, zum Beispiel ein Spaziergang, bei dem wir Klarheit in unsere Gedanken bringen können.

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2. Die Anleitung für „Nie mehr Stress“

Oft hört man Ratschläge wie: positiver denken, weniger Multitasking, mehr Pausen, und dergleichen. Schnell unterliegt man dem Irrtum, der Stress könnte sich mithilfe solcher Anleitungen zum Glücklichsein komplett vermeiden lassen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Ausschüttung von Stresshormonen (z. B. Adrenalin) ist eine natürliche Reaktion und soll uns in wichtigen Situationen zu mehr Konzentration und Leistung befähigen. Was aber können wir tun, wenn der Stress überhand gewinnt? Es kommt auf den richtigen Umgang damit an.

Wer sich auf die Suche nach kleinen Tipps und Tricks begibt, um sich sein Leben stressfreier zu gestalten, dem wird allenfalls für den Moment geholfen sein. Eine nachhaltige Stressbewältigung setzt indessen voraus, dass man sich intensiv mit seinen Gefühlen und Gedanken auseinandersetzt. Wem das alleine nicht gelingt, dem sei dringend professionelle Hilfe ans Herz gelegt. Denn die Psyche eines jeden Menschen ist so individuelle, dass keine Pauschallösung Abhilfe versprechen kann.

3. Kurz Dampf ablassen und alles ist wieder gut

Wer hat noch nicht davon geträumt, seinem Ärger einfach mal Luft zu machen? Dem ignoranten Chef oder den nervigen Kollegen lautstark die Meinung zu sagen, vielleicht sogar einmal mit der Faust auf den Tisch zu schlagen? Kein Zweifel, dass solche Aktionen durchaus eine Menge Druck abbauen können. Problematisch ist jedoch, dass dabei neue Hormone ausgeschüttet werden, die unterm Strich nicht für Entlastung, sondern für noch mehr Stress sorgen.

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4. Konfrontationen unbedingt vermeiden

Zwischenmenschliche Konflikte können schnell zum Stressfaktor Nummer eins werden. Wenn wir ohnehin schon sehr gereizt sind, setzen wir oftmals alles daran, solchen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen – verständlicherweise. Wer sich jedoch immerzu vor kritischen Situationen scheut, der wird auf die Dauer auch nicht glücklicher werden, sondern alles in sich hineinfressen, bis irgendwann der Ausraster vorprogrammiert ist.

Sinnvoller ist es, sich auf diejenigen Konflikte einzulassen, die sachlich gelöst werden können, und denjenigen aus dem Weg zu gehen, über die man sich nur aufregen würde. Wir sollten demnach klar differenzieren, wo wir mit unseren Mitmenschen gemeinsam nach einer Lösung suchen können, wo wir mit Aussicht auf Besserung ganz konkret sagen können, was uns stört, und wo es der Aufregung hingegen nicht wert ist. Konfrontationen aber prinzipiell zu meiden, ist ohne Zweifel der falsche Weg.

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5. Mittagspause am Arbeitsplatz hilft

„Ich bleibe heute am Platz.“ Das hören wir nicht selten von Kollegen, wenn es Zeit für die Mittagspause ist. Doch was erhofft man sich dabei? Früher Feierabend und mehr Freizeit? Folglich weniger Stress? Irrtum! Während wir ganz alleine an unserem Arbeitsplatz bleiben und unser mitgebrachtes Essen nebenbei in uns hineinschaufeln, sodass wir weder richtig arbeiten noch wirklich genießen können, bleibt der erholsame Effekt für Körper und Geist aus.

Dabei ist eine richtige Pause an langen Arbeitstagen nicht nur aus gesundheitlichen Gründen wichtig; sie hilft uns auch dabei, produktiv und konzentriert zu bleiben, womit wir wiederum unnötigem Zeitdruck und Stress vorbeugen können. Eine bewegte Pause, etwa in Form eines Spaziergangs, der Lieblingsplatz unter freiem Himmel oder einfach nur ein wenig Small Talk mit den Kollegen kann wahre Wunder bewirken.

6. Sorgenfrei dank Feierabend-Bierchen

Der beliebte Irrglaube vom Allheilmittel Alkohol. Natürlich kann das Feierabend-Bierchen oder das Glas Rotwein am Abend bis zu einem gewissen Grad entspannen – nämlich im Moment des Genießens –, doch langfristig kehrt sich der gewünschte Effekt in das Gegenteil um. Nach Ansicht der traditionellen Chinesischen Medizin wird unser Stresspegel vornehmlich durch die Leber reguliert. Wenn wir gestresst sind, erhitzt sich diese; dasselbe geschieht bei der Aufnahme von Alkohol, sodass sich der Effekt in Kombination verstärkt. Es entsteht ein Teufelskreis, der auf die Dauer zu mehr Anspannung und Stress führt.

Deshalb der Tipp: Immer bewusst genießen!

Andreas Wickles

Andreas Wickles studierte Literatur- und Medienwissenschaft. Von 2019 bis 2021 war er Teil der Redaktion von unternehmer.de und schrieb unter anderem zu den Themen Arbeitsrecht, Karriere und New Work. Außerdem war er für Interviews mit Experten sowie diverse SEO-Maßnahmen zuständig.

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