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Die Corona-Krise hinterlässt tiefe Spuren. Einer Ende April durchgeführten Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte unter deutschen Finanzvorständen zufolge haben 63 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen wegen wirtschaftlicher Engpässe zurückgestellt. Die staatlichen Soforthilfen und Kredite konnten die unmittelbaren Auswirkungen zwar um einiges abfedern. Doch nach wie vor machen vielen Firmen Zahlungsverzögerungen vonseiten ihrer KundInnen zu schaffen.

Das belegt die aktuelle Studie „DNA of a CFO“ des Kreditversicherers Euler Hermes, die auf einer repräsentativen Umfrage unter Finanzmanagern in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien basiert. Die Anforderungen an Finanzchefs und -chefinnen (CFOs) sind dadurch enorm gestiegen:

Gefragt sind derzeit starke Eingriffe in die kurzfristige Unternehmenssteuerung, um schneller auf neue Gegebenheiten reagieren zu können.

Klassische Aufgaben wie das interne Risiko-Management sowie das Liquiditäts-Management und Monitoring des Zahlungsverhaltens von Schuldnern müssen wesentlich intensiver und stringenter betrieben werden als vor der Krise. Statt monatlicher Vorausplanungen sind wöchentliche, teilweise sogar tägliche Forecasts erforderlich. Hinzu kommen unter Umständen Kostensenkungs- und Reorganisationsmaßnahmen sowie die Prüfung staatlicher Förderungsmöglichkeiten – etwa bei Kurzarbeit.

Bessere Datenqualität durch automatisierte Abläufe

Das Bereitstellen tagesaktueller Handlungsempfehlungen auf Basis von Datenanalysen ist ein Handlungsfeld von , welches insbesondere in den letzten Monaten krisenbedingt zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Daneben fällt das Qualitätsmanagement von Prozessen schon seit längerer Zeit auch in deren Ressort – spätestens seit Organisationsgestaltungskonzepte wie Industrie 4.0 und die Vision von der Smart Company mit einem klaren Imperativ zur Modernisierung interner Abläufe Unternehmen auch auf operativer Ebene erreicht haben.

Finanzchefs müssen vor diesem Hintergrund insbesondere die Digitalisierung vorantreiben, vor allem durch die Automatisierung von Prozessen im eigenen Bereich.

Beispiel Buchhaltung: Nachdem Unternehmen bislang einfache und repetitive Routineaufgaben im Accounting in Shared-Service-Center ausgelagert hatten, holen Verantwortliche diesen Bereich nun verstärkt wieder zurück ins eigene Haus, um ihn Software-gestützt durch entsprechende Systeme automatisiert ablaufen zu lassen. Ein entscheidender Vorteil der Automatisierung im Finanzwesen ist dabei, dass die Qualität der Buchhaltungsdaten spürbar steigt, weil automatisierte Prozesse weniger fehleranfällig als manuell gesteuerte Abläufe sind. Und schließlich ermöglichen Technologien wie die Robotic Process Automation ein permanentes Monitoring sämtlicher Abläufe und können damit vorhandene Effizienzpotenziale besser aufzeigen.

Gleichzeitig steigt damit allerdings auch der Umfang und die Komplexität von Fragen zu Compliance und Datenschutz. Regulatorische Vorgaben wie die DSGVO und Mifid 2 beschäftigen die Finanzabteilungen in zunehmendem Maße. Während vor zehn Jahren noch drei Prozent ihrer Arbeitsleistung auf dieses Thema entfielen, dürften es heute an die 20 Prozent sein. Daraus ergibt sich eine weitere Herausforderung für die Finanzchefs und- chefinnen: die Suche nach Fachkräften, die über Kompetenzen in Compliance-Analysen verfügen, beziehungsweise die entsprechende Aus- und Weiterbildung der eigenen MitarbeiterInnen in Bezug auf dieses Thema.

Fokus auf höherwertige Tätigkeiten im Finanzwesen

Das gilt auch für andere Bereiche des Finanzwesens. Die zunehmende Automatisierung weiter Teile des Accountings schafft Kapazitäten für höherwertige und strategische Aufgaben. Und die werden im Zuge der Digitalisierung immer dringlicher. So braucht die Finanzabteilung vor allem Big-Data-Experten, die in der Lage sind, die Datenflut beherrschbar zu machen, sprich: die Informationen aus der Vielzahl von unterschiedlichen Datenquellen zu konsolidieren und sie so aufzubereiten, dass sie für Business-Entscheidungen hilfreich sind.

Gefragt sind zudem Kenntnisse in Technologien wie Business Intelligence (BI) und Künstlicher Intelligenz (KI), mit denen sich verbesserte Analysen auf Basis externer und interner Daten in einem zentralen System erzielen und vorausschauende Planungen (Predicitve Analytics) realisieren lassen. So sind KI-gestützte Forecasts nicht nur in der Lage, sich selbst zu aktualisieren. Sie gewinnen unter Zuhilfenahme selbstlernender Algorithmen und mit wachsender Datenmenge auch an Genauigkeit. Ein Finanzchef, der seine Abteilung entsprechend modernisiert, wird demnach auch seiner neuen Rolle als Vorreiter des Change-Managements im Sinne der digitalen Transformation gerecht.

EXTRA: Digitalisierung: 3 Bereiche, die du jetzt automatisieren solltest

Der CFO wird zum Sparrings-Partner des CEO

Der strukturelle Wandel im Finanzwesen spiegelt sich aber nicht nur in den steigenden prozessualen Anforderungen an den CFO und den sich daraus ergebenden Modernisierungsaufgaben wider. Auch seine Rolle innerhalb der Führungsriege verändert sich. So sind Finanzchefs und -chefinnen heute wesentlich näher am operativen Business als noch vor zehn Jahren und dienen dem CEO zunehmend als Sparringspartner. Insgesamt arbeiten die Vorstände immer enger zusammen.

Die Digitalisierung und der Umgang mit Daten sind heute in vielen Unternehmen Chefsache.

Volatile Märkte und Krisen wie Covid-19 beschleunigen diese Entwicklung. Denn Business-bezogene und strategische Fragen, etwa, ob ein neues Produkt eingeführt oder in eine neue Technologie investiert wird, sind letztlich finanzielle Entscheidungen, die auch der CFO mitverantworten muss – und zwar von Anfang an.

Heino Erdmann

Heino Erdmann ist bei Sage als Geschäftsführer und Vice President Finance & Operations für Zentraleuropa tätig. In dieser Funktion ist er für sämtliche Finanz- und Operationsprozesse des Unternehmens in der Region zuständig. Besondere thematische Interessenschwerpunkte liegen auf den Bereichen digitale Transformation im Mittelstand, Digitalisierung von Finanzfunktionen – insbesondere im Hinblick auf Business Analytics als auch Robotics – sowie Unternehmensnachfolge und deren Digitalisierungspotentiale.

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