Die Mehrheit der deutschen Familienunternehmen fühlen sich auf die Herausforderungen der Digitalen Transformation vorbereitet – Doch ausgerechnet diese mittelständische Familienunternehmen nutzen die Zukunftstechnologien in der Realität weit weniger als gedacht. Das hat eine Studie der WHU Otto Beisheim School of Management ergeben:
- Bereits 38 Prozent nutzen Cloud Computing
- Knapp 20 Prozent verwenden Big-Data-Anwendungen
- Nur 9 Prozent nutzen virtuelle oder erweiterte Realität
- Lediglich 5 Prozent setzen Künstliche Intelligenz ein
Die Studienleiterin Nadine Kammerlander sieht diese Entwicklung mit Sorge. Ihr zufolge setzen viele Familienunternehmen Zukunftstechnologien erst dann ein, wenn sie vollends davon überzeugt seien. Kurzum: Unternehmen investieren erst dann, wenn sie glauben, dass sich diese Technologien auch wirklich rechnen. Die Folge: Fehlende Erfahrungen mit den neuen Trends und Technologien. Die Mehrheit der Familienunternehmen könne im schlimmsten Fall die möglichen Wettbewerbsvorteile der Zukunft schon heute aufgeben, so Kammerlander.
Eingesetzte Technologien nach Kategorien
Die Studie teilt die Technologien in folgende vier Kategorien ein:
- Basis-IT: ERP-System zur Steuerung von Geschäftsprozessen und Liferanten, elektronische Rechnungen, Soziale Netzwerke und ein digitales System für das Management von Kundenbeziehungen
- Fortgeschrittene IT: Web Analytics zur Analyse der Nutzer der Websites, digitale Weiterbildung, Cloud Computing und Business-Intelligence-Anwendungen
- Moderne IT: Digitales Wissensmanagement, Big Data, Vorausschauende Instandhaltung, Industrie 4.0
- Zukunftstechnologie: Tools, die Virtuelle Realität einsetzen, Künstliche Intelligenz und Blockchain
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Infografik: Genutzte IT-und Digitaltechnologien
Schwierigkeiten und Gegenmaßnahmen
Die große Hürde: Insbesondere das Fehlen technologischer Schnittstellen zwischen existierenden Anwendungen und neuen Technologien limitiert die Einsatzmöglichkeiten in der Praxis, so Nadine Kammerlander. Weitere Schwierigkeiten seien Anschaffungs- und Einführungskosten, sowie fehlendes Spezial-Wissen. Mike Zöller, Partner bei der Beratungsgesellschaft Andersch, nennt Kooperationen als Lösung:
„Wer die Expertise nicht komplett selbst aufbauen kann oder will, sollte sich nach strategischen Partnern und Kollaborationen umschauen.“
Diese sollen es Unternehmen ermöglichen, auch bei limitierten Ressourcen neue digitale Anwendungen auszuprobieren, zu analysieren und sie auf ihre Einsatzfähigkeit zu überprüfen. Vielen Unternehmen fehle es dato an der notwendigen Expertise und Innovationsoffenheit, um sich mit neuen Technologien zu beschäftigen. Zöller zufolge könne eine solche Öffnung der Schritt zu einer neuen Innovationskultur sein.
An dieser Situation wird sich vermutlich auch erst dann etwas ändern, wenn eine neue, technikaffine Generation das Steuer übernimmt. Vorausgesetzt, dass es dann noch nicht zu spät ist und es überhaupt noch etwas zu übernehmen gibt.