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Kommunikationsprobleme, Informationsdefizite, zunehmende Konflikte, hoher Krankenstand, ein Gefühl der Sinnlosigkeit bis hin zur Abschottung – die Liste ließe sich beliebig fortführen, um die Situation in vielen Unternehmen und das Empfinden von noch mehr MitarbeiterInnen zu beschreiben. Erfahre hier 3 Tipps, gegen das Gefühl ausgebrannt zu sein.

Immer mehr Menschen gehen wochen- und monatelang abends von der Arbeit nach Hause in dem Gefühl, die Aufgaben des Tages nicht bewältigt zu haben. Auch der Schlaf bringt keine Ruhe, so viele Dinge fallen einem ein, die alle noch erledigt werden wollen. Weicht dieses Gefühl der Machtlosigkeit lange nicht mehr einem Gefühl der Mühelosigkeit, ist kein stimmiges Reagieren mehr auf die Herausforderungen des Alltags im beruflichen oder privaten Umfeld möglich, ist das Burnout nicht mehr weit.

Die hektischer werdende Zeit, das System der Organisation oder eine unfähige Führungskraft dafür verantwortlich zu machen, ist ebenso wenig hilfreich wie die Schuld bei Einzelnen und deren vermeintlich zu geringer Belastbarkeit zu suchen. Stress wird immer dann ausgelöst, wenn ein Organismus ein Bedürfnis als nicht erfüllt ansieht. Damit das Gefühl ausgebrannt zu sein, nicht zum Burnout führt, können Unternehmen und MitarbeiterInnen gemeinsam etwas tun. Die Zauberworte dafür lauten Egoismus, Faulheit und Güte.

Faulheit: Einfach mal den Wolken nachschauen

Können wir eigentlich gut nichts tun? Tagträumen? Das ist für unser Gehirn pures Auftanken. In dem Moment, in dem wir äußerlich zur Ruhe kommen, nichts mehr müssen oder wollen, sondern nur noch sind, geht die Arbeit im Gehirn los.

Jetzt wird dort aufgeräumt, Wissen verankert, ausgemistet, um wieder bereit für Neues zu sein.

Vielleicht kennst du das ja, man denkt über ein Problem nach, macht sich einen Kaffee – und prompt fällt einem die Lösung ein. Im Nichtstun sozusagen. Und genau das scheint die Kunst zu sein, die in unseren auf Effizienz getrimmten Arbeitsprozessen zu wenig Beachtung erfährt. Burnout ist letztlich eine Folge von einer langen Zeit, in der die Antagonisten Geben und Nehmen, Aktivität und Ruhe nicht ausgewogen waren und der Körper diese Rhythmisierung verlernt hat.

Tipp 1: Atempause

Probiere es aus: Stelle dir einen Wecker und mache alle zwei Stunden eine Atempause. Nichts anderes tun als Einatmen – Pause – Ausatmen – Pause. Du wirst merken, dass dies gar nicht so einfach ist. Schnell geht der Geist zur nächsten Besprechung, zu kleinen Ärgernissen des Tages. Wenn du deinen Geist trainierst, ruhig zu werden, wirst du bald merken, dass du mehr Kraft, Effizienz und Konzentration im Alltag zur Verfügung hast. So bist du seltener ausgebrannt.

Egoismus: Handeln im Einklang mit sich selbst

Zunächst ist alles Tun gesteuert davon, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse befriedigen wollen. Also nicht nur Essen und Schlafen, sondern z. B. auch Effizienz, Harmonie oder Respekt. Auch anderen zu helfen ist ein Grundbedürfnis von uns, ein sehr ausgeprägtes sogar.

Immer, wenn wir etwas tun, das unsere Bedürfnisse erfüllt, erfahren wir Freude und Zufriedenheit. Eine bessere Burnout-Prävention gibt es nicht. Das Bewusstwerden der schönen Momente im Alltag, ein Lächeln, ein intensiver Austausch oder ein guter Kaffee wirken sich auf unsere Gesundheit, Psyche, ja sogar auf die neuronalen Strukturen aus.

EXTRA: Negativen Stress in positive Energie umwandeln: So geht’s!

Tipp 2: Glückstagebuch

Probiere es: 5 Minuten am Abend den Tag Revue passieren lassen und darauf schauen, was ist – und nicht was nicht ist. Das bringt schon nach zwei Wochen messbare Ergebnisse, wie beispielsweise eine Senkung des Blutdrucks und niedrigere Cholesterinwerte. Jeder Gedanke ist biochemische Realität, wie schon Marc Aurel wusste:

„Auf die Dauer nimmt die Seele die Farbe unserer Gedanken an“.

Güte: Jeder macht es so gut, wie er gerade kann

Güte bedeutet, dem systemischen Grundgedanken zu folgen, dass es jeder immer so gut macht, wie er es eben im Moment kann. Und dass das jeweilige Handeln vielleicht nicht immer die beste Strategie ist, die zugrunde liegenden Bedürfnisse auch zu erfüllen.

Kennen wir das nicht alle, dass man abends im Bett mit bitteren Vorwürfen liegt und denkt: Warum hast du da nicht so und warum da so gehandelt? Ganz einfach darum, weil wir unter Stress nicht denken können. Unser System ist programmiert auf Problemlösung durch Flucht oder Angriff. Leider nicht auf gütiges, empathisches und lösungsorientiertes Suchen nach einem Konsens, der beiden gut tut. Grund genug also, Gespräche zu vertagen, wenn wir merken, dass wir ausgebrannt sind. Man muss nicht immer schlagfertig sein.

Erlauben wir uns ruhig, sprachlos zu sein.

Bei manchen Vorwürfen oder Unterstellungen ist es sicher besser zu sagen: Jetzt bin ich erstmal sprachlos – könnten wir uns morgen um 10 Uhr nochmals treffen?

Fühlst du dich ausgebrannt?

Karin Probst

Karin Probst begleitet als zertifizierter Business-Coach internationale Unternehmen und Institutionen zu den Themen Stress- und Burnout-Prävention mit Trainings, Coaching und Beratung. Sie hat das KompetenzNetz Burnout e.V. gegründet, dessen Vorstand sie aktuell ist. Die frühere Schauspielerin an führenden Theatern Deutschlands ist inzwischen auch als Lehrtrainerin an verschiedenen Hochschulen und Zentren für Hochschuldidaktik tätig.

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