Die Diskussion über den Fachkräftemangel läuft derzeit fast schon absurd zwiespältig: Auf der einen Seite vergeht kaum eine Woche, an der Unternehmer:innen und Arbeitnehmer:innen nicht ihre Sorgen äußern, weil die hochqualifizierten Babyboomer nach und nach in Rente gehen, immer mehr von ihnen sogar in Frührente bestätigt eine Studie der Bergischen Universität Wuppertal – und sie merkliche Umsatzeinbußen befürchten.
Gleichzeitig aber beklagen sie sich massiv über die Generation Z und ihren Wunsch, mehr zu leben und weniger zu arbeiten, dass man sich fragt:
Wollt ihr vergangenheitsorientiert ein überkommenes Arbeitsbild am Leben halten – oder doch lieber als Vorreiter einer neuen zukunftsorientierten Arbeitswelt am Leben bleiben?
Denn eines ist klar: Die GenZ mag sich von der einen oder anderen überzogenen Vorstellung von der Arbeitswelt verabschieden müssen, im Grundsatz aber wird ihre Forderung bestehen bleiben: Die Arbeit muss in Bezug auf eine nachhaltige Zukunft Sinn ergeben und eine gesunde Work-Life-Balance aufweisen. Und wenn die Babyboomer, die sich heute über die Gen Z beklagen, ehrlich wären, würden sie zugeben: Genau so hätten sich viele von ihnen ihr Arbeitsleben ebenfalls gewünscht. Sie konnten es sich nur meist nicht erlauben, da Jobs hart umkämpft waren.
Heute hingegen können es sich junge Arbeitnehmer:innen leisten, solche Forderungen an ihren Arbeitgeber zu stellen. Und sie sollten es auch tun. Denn darin stecken gleich drei unterschätzte Chancen: Erstens können sich Arbeitgeber so die raren Talente sichern, zweitens bleiben sie ihnen auch länger (gesund) erhalten und drittens machen sich die Unternehmen fit für eine Wirtschaft, die deutlich höhere Anforderungen an Umweltschutz und Nachhaltigkeit stellt.
Ohne Werte, ohne mich
Die treibende Kraft ist das sogenannte Conscious Quitting – Wenn die Werte des Arbeitgebers nicht mit denen der Arbeitnehmenden übereinstimmen, wird gekündigt. Stärker als die Babyboomer wird die Gen Z zukünftig die Auswirkungen der Klimakrise miterleben. Das führt bei vielen zu Zukunftsängsten. Hinzu kommt, dass die junge Generation hautnah miterlebt hat, welche Einschränkungen die alte Arbeitswelt für Eltern und Verwandte mit sich gebracht hat.
Zudem haben die heutigen Berufsanfänger:innen durch digitale Medien einen umfassenderen Zugang zum aktuellen Weltgeschehen. Krisen sowie gesellschaftliche Entwicklungen wie der Klimawandel, die Pandemie oder die Black Lives Matter Bewegung haben dadurch einen größeren Einfluss, als es bei ihren Vorgängergenerationen der Fall war. Dadurch rücken andere Werte in den Mittelpunkt, wie Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. Da neben sozialer Verantwortung besonders das Klimabewusstsein im Fokus steht, kann auch der Begriff “Climate Quitting” verwendet werden.
In den USA und in Großbritannien wird der Trend bereits seit einigen Monaten heiß diskutiert. Nun rückt er auch in Deutschland mehr und mehr in den Fokus von Arbeitgebern und Gesellschaft. Erst vor kurzem rief Luisa Neubauer dazu auf nicht länger für Unternehmen zu arbeiten, die ihre Mitarbeitenden nutzen, um veraltete Geschäftsmodelle aufrechtzuerhalten, statt den Schutz des Planeten zu fördern. Die Antwort von Unternehmen auf diese Entwicklung greift oft jedoch viel zu kurz. Unternehmen beginnen zu kommunizieren, dass sie Verantwortung für Klima und Gesellschaft übernehmen, rufen vielleicht ein paar passende Initiativen ins Leben. Aber unter der Oberfläche machen sie oft weiter wie bisher. Dabei ist es fatal, nur zu reden und nicht zu handeln. Laut einer KPMG-Studie in England lehnte jede fünfte befragte Person bereits ein Jobangebot ab, weil die ESG-Ambitionen des Unternehmens nicht mit ihren persönlichen Werten übereinstimmten. Bei den 18- bis 24-Jährigen traf diese Situation sogar auf jeden bzw. jede Dritte zu. So verlieren Unternehmen zukünftige Top-Talente schneller, als sie “Greenwashing” sagen können.
Die 2 Elemente der Transformation
Wollen Arbeitgeber also verhindern, dass Arbeitnehmer:innen ihnen den Rücken zuwenden, müssen sie sich aktiv verändern. Unternehmen müssen Mitarbeiter:innen nachweisen, dass sie aktiv an Themen wie der Bekämpfung des Klimawandels, sozialer Ungleichheit und wirtschaftlicher Instabilität arbeiten. Jedes dieser Themen weist für sich schon eine hohe Komplexität auf. Es wird aber immer deutlicher, dass sie gar nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können, weil sie zusammenhängen. Das stellt Unternehmen vor eine gewaltige Aufgabe. Sie müssen den Spagat schaffen zwischen wirtschaftlicher Profitabilität und gesellschaftlicher Verantwortung. Das ist möglich, aber es ist keine Aufgabe, die im nächsten Managementmeeting geklärt werden kann. Es erfordert unternehmensweites Engagement und Zeit. “Unternehmensweit” bedeutet vor allem auch, neben dem Management, Mitarbeitende einzubeziehen. Und das möglichst schnell, denn die Zeit ist auf Grund der Dringlichkeit der Situation begrenzt.
EXTRA: 10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz
Viele mögen das gesellschaftliche Engagement der jungen Arbeitnehmer:innen als Aktivismus belächeln. Dabei liegt darin eine Kraft, die sich nutzen lässt. Das ist der erste Schlüssel für die Transformation. Junge Menschen möchten Unternehmen aktiv mitgestalten. Arbeitgeber sollten diesem Bedürfnis unbedingt nachkommen. Gerade Unternehmen, die bisher einen “Das haben wir schon immer so gemacht!”-Ansatz verfolgen, tut eine frische Brise neuer Ideen wirklich gut. Daher sind Austauschformate sinnvoll, in denen sich das Managementteam mit engagierten Mitarbeitenden über die nachhaltige Transformation für das Unternehmen abstimmt. Neben neuen Ideen und der Verteilung von Aufgaben sollten konkrete Umsetzungsschritte festgehalten werden, um dem Austausch auch Taten folgen zu lassen.
Der zweite Schlüssel: Alle Mitarbeitenden auf den gleichen Wissensstand in den Bereichen Klima und Umwelt bringen. Ein gemeinsames Grundverständnis bildet die Grundlage dafür, sich den großen Herausforderungen unserer Zeit zu widmen und wertvolle Impulse weiterzugeben. So können alle am gleichen Strang ziehen, und die Unternehmensziele aktiv gemeinsam umsetzen. Die AXA Climate School bietet solchen E-Learning Content für Unternehmen an und geht dabei noch einen Schritt weiter: Mit Hilfe pädagogischer Ansätze werden klimarelevante Inhalte für bestimmte Berufsbilder, wie Recruiting, Marketing, Einkauf und Vertrieb, erstellt, sodass Mitarbeitende sinnvolle Veränderungen speziell in ihrer Branche und ihrem Beruf erkennen können.
Best Practice: Henkel
Ein gutes Beispiel hinsichtlich der Weiterbildung von Mitarbeitenden im Bereich Nachhaltigkeit ist Henkel. Seit Jahrzehnten ist nachhaltiges Wirtschaften Bestandteil von Henkels Unternehmenskultur und auch fester Teil der Zukunftsvision. Dabei bezieht das Unternehmen seine über 50.000 Mitarbeitenden mit ein und bietet ihnen verschiedene Schulungen im Rahmen des eigens dafür entwickelten “Sustainability at Heart”-Programms an. Einen Teil der Schulungen stellt die AXA Climate School zur Verfügung. Diese Inhalte bestehen aus kurz gehaltenen Lernsequenzen oder Videos, die sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren lassen.
Verantwortungsvolle Unternehmen von heute müssen sich also ebenso wie Henkel auf die Fahne schreiben: Nicht die jüngere Generation muss sich veralteten Arbeitsstrukturen anpassen, Unternehmen müssen eine Transformation durchmachen.
Liebe Manager:innen, verschließt euch nicht vor den neuen Ideen der GenZ, sondern seht sie als Chance, euer Unternehmen zukunftssicher zu transformieren!
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