Skip to main content

Am 2. August 2023 erreichte die globale Wirtschaft den alarmierenden „Earth Overshoot Day“ – also den Tag, an dem alle natürlichen Ressourcen verbraucht sind, die die Erde innerhalb eines Jahres erneuern kann. Da Unternehmen die Natur lange Zeit nicht monetär bemessen haben, wurde ihr auch lange kein Wert zugeschrieben. Diese Denkweise ändert sich rapide durch die Änderungen der politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen (EU Green Deal, CSRD, SFDR, UN-Agenda 2030) und das steigende Umweltbewusstsein. Neben Profitabilität stehen heute Nachhaltigkeit verbunden mit Klimaschutz im Vordergrund der Unternehmensführung.

Notwendigkeit und Chance

Die Umsetzung von ESG-Anforderungen stellt Unternehmen neben der Digitalisierung vor zusätzliche Herausforderungen wie z. B. die Organisation, das Reporting, fehlende IT-Systeme oder der Zugang zu ESD-Daten. Die Berechnung des CO2-Fußabdrucks ist komplex und die Standardisierung von ESG-Daten und -Metriken sind noch nicht vollständig etabliert, was die Vergleichbarkeit und Bewertung erschweren. Der Zeitpunkt der Berichterstattung entsprechend den Regelungen steht je nach Größe des Unternehmens fest.

Verantwortliche sollten jetzt damit beginnen, die notwendigen Strukturen aufzubauen – und nicht erst kurz vor Ablauf der Frist, denn: Vorteile ergeben sich schon heute. Investoren und Banken legen immer größeren Wert auf die Erfüllung der ESG-Faktoren bei ihren Anlageentscheidungen oder Kreditvergaben. Unternehmen mit einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie können von einem höheren Investoreninteresse und einem besseren Rating für eine langfristige Finanzierung profitieren. Gleichzeitig sind Kunden und Mitarbeitende heute mehr denn je für Umweltfragen, soziale Gerechtigkeit und ethische Unternehmensführung sensibilisiert. Wer heute schon diese Erwartungen erfüllen kann, hat bessere Marktchancen und eine höhere Reputation bei den Stakeholdern.

EXTRA: Twin Transformation: So gelingt die Synergie aus nachhaltiger und digitaler Transformation

Nachhaltigkeit als wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie

Ein ganzheitlicher ESG-Ansatz wird ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie. Laut einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Bitkom im Jahr 2022 verfolgen bereits 52% der Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie und bei der Umsetzung der Ziele sind bei 24% der Unternehmen die digitalen Technologien entscheidend.

Eine klare Vision mit unternehmensbezogenen ESG-Kriterien und KPIs ist jetzt zu erarbeiten, zu kommunizieren und die entsprechenden Umsetzungsprojekte aufzusetzen. Die Geschäftsführung muss dabei verdeutlichen, dass sie die ESG-Integration nicht nur als ein unternehmensinternes Ziel ansieht, sondern dass diese auch dazu beiträgt, eine nachhaltigere und klimaschonende Welt zu gestalten. Wer ESG-Anforderungen frühzeitig in alle Unternehmensbereiche und die täglichen Prozesse einbezieht, kann die Resilienz erhöhen und potenzielle Risiken schneller erkennen. Die Erfüllung von ESG-Kriterien führen zu nachhaltigeren Innovationen und Produkten / Dienstleistungen sowie zu kosteneffizienteren Prozessen – flankierend durch die weitere Digitalisierung der Unternehmensaktivitäten.

Beispiel Patagonia und Igus

Ein prominentes Beispiel ist das Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia: Das Unternehmen hat sich dem Umweltschutz und der sozialen Verantwortung verschrieben, indem es Produkte mit langer Lebensdauer und nachhaltigen Materialien herstellt – und einen beträchtlichen Teil seiner Gewinne für gemeinnützige Zwecke spendet. Diese Ausrichtung hat Patagonia nicht nur zu einem Vorreiter in der nachhaltigen Modebranche gemacht, sondern auch zu einem Unternehmen, das Verbraucherloyalität und soziale Auswirkungen maximiert.

Ein anderes Beispiel liefert die Igus GmbH aus Köln, Weltmarktführer für Spritzgussteile im Maschinenbau. Igus nutzt die Abwärme ihrer Anlagen zum Heizen ihrer Fabrikhallen. Das Unternehmen senkt somit den Energieverbrauch, spart Kosten und hat zusätzlich ein neues, zukunftsträchtiges Geschäftsfeld erschlossen. Igus bietet das selbstentwickelte Abwärme-Konzept nun auch anderen Unternehmen an.

Rolle der Geschäftsführung

Was die Beispiele Patagonia und Igus gemeinsam haben: Die Geschäftsführung ist Initiator und Treiber der Transformation zur Nachhaltigkeit. Nur sie kann die Ressourcen und Prioritäten auf die Ziele und Umsetzung legen, damit die ESG-Aspekte in den Geschäftsprozessen und -strategien verankert und gelebt werden. Die Ausrichtung auf eine nachhaltige Unternehmensführung ist durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen auch keine Option des Managements mehr. Die ESG-Kriterien werden zum Maßstab einer nachhaltigen Unternehmensführung.

Werteorientierte Führungsphilosophie und -kultur

Die Geschäftsführung spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer werteorientierten Führungskultur. Führungskräfte sollten als Vorbilder vorangehen, indem sie ethische Grundsätze vorleben und die Bedeutung von ESG-Prinzipien in ihren Entscheidungen und Handlungen aufzeigen. Wer werteorientiertes Verhalten fördert, schafft eine Arbeitsumgebung, die die Akzeptanz von Veränderungen unterstützt und eine offene Kommunikation über ESG-Themen ermöglicht. Diese Kultur der Werteorientierung ist ein wesentlicher Treiber für die erfolgreiche Integration von ESG-Prinzipien in die gesamte Organisation in Richtung einer nachhaltigen, verantwortungsvollen und werteorientierten Unternehmensentwicklung. Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg gehen heutzutage Hand in Hand.

EXTRA: Nachhaltigkeit: eine Chance für Unternehmen – auch für deines

Fazit: Unternehmenserfolg, nur mit einem ganzheitlichen ESG-Ansatz

Die unausweichlichen Veränderungen machen die ESG-Faktoren zu einem übergreifenden Treiber der Transformation zur Nachhaltigkeit. Langfristige Wertsteigerung wird nicht mehr allein an finanziellen Kennzahlen gemessen, sondern auch an nicht-finanziellen Faktoren wie Umweltauswirkungen und sozialer Verantwortung. Wer die ESG-Faktoren als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie und -kultur verankert, kann im Rahmen der Transformation innovative Geschäftsmodelle entwickeln und neue, nachhaltig orientierte Wachstumsmärkte erschließen. Das Management und die Mitarbeitenden haben die Verantwortung, diese nachhaltige Veränderung zu initiieren und umzusetzen, die auch über die Grenzen ihrer Unternehmen hinausgeht. Es führt kein Weg daran vorbei.

Ulrich Schmidt

Ulrich Schmidt ist preisgekrönter Interim Executive, Managementberater, Coach und Beirat für den Mittelstand. Als CFO, CRO, Generalbevollmächtigter oder General Manager mit hoher Umsetzungsexpertise begleitet er Unternehmen bei Wertsteigerungs- und Transformationsprojekten sowie Restrukturierungen – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Dabei verfolgt er einen ganzheitlichen unternehmerischen Ansatz. Über seine Managementerfahrungen schreibt er in diversen Wirtschaftsmedien.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply