Skip to main content

In einigen Branchen und Berufen wie zum Beispiel im Pflegebereich oder im Handwerk gibt es den Fachkräftemangel bestimmt. In anderen Wirtschaftssektoren ist das Bild aber nicht immer so eindeutig wie man denken könnte, wenn man Tag für Tag die Schlagzeilen liest. Zumindest sind die fehlenden, jungen Talente häufig die Folge hausgemachter Entscheidungen sowie der Tatsache, dass neue Technologien viel zu selten genutzt werden.

Zu viel Verwaltungsaufwand im Tagesgeschäft

Meiner Meinung nach haben Unternehmen die Aufgabe, die Rahmenbedingungen für ihre MitarbeiterInnen so zu gestalten, dass sich diese vollkommen auf die Tätigkeit konzentrieren können, die ihre Expertise erfordert und für die sie brennen. Das betrifft auf der einen Seite die Unternehmenskultur, Empowerment und Führungsfragen. Allerdings wäre das noch viel zu kurz gesprungen – es geht auch darum, eine moderne Ausstattung sicherzustellen und dabei die Prozesse so zu gestalten, dass die Mitarbeitenden so wenig Zeit wie möglich in wenig kreativen administrativen Schleifen oder der Datenpflege wie dem Befüllen und Weitertragen von Systemen, Sheets und Tabellen verbringen. Das steigert die Attraktivität als ArbeitgeberIn immens.

Ein Blick auf die Studienlage zeigt, dass dies in der Praxis häufig nicht der Fall ist. Beispiel Vertrieb – hier fließt bis zu 65 Prozent der Arbeitszeit von BeraterInnen in Administrationsaufgaben – welche VertrieblerInnen brennen auf solche Tätigkeiten? Selbst wenn die Unternehmenskultur stimmt, hemmt das die Entfaltung und Zufriedenheit eines jeden einzelnen.

Vertriebskapazitäten neu aufstellen

Für den Sales-Bereich möchte ich an dieser Stelle eine einfache Rechnung aufmachen:

Wenn es gelingt, die Vertriebsmitarbeitenden durch digitale Lösungen um 20 Prozent bei administrativen Tätigkeiten zu entlasten, indem sie als digitale, persönliche (KI) Vertriebsassistenten die Recherche von individuellen Informationen zu Markt, Branche sowie Kunden übernehmen und bei der Tagesplanung, der Dossier-Erstellung und dem Verfassen von Terminnotizen unterstützen, sind auf einmal auch 20 Prozent mehr Kapazitäten für das eigentliche Vertriebsgeschäft vorhanden.

Fachkräftemangel im Vertrieb hat also auch etwas damit zu tun, die vorhandenen, bereits erfolgreichen Ressourcen auf die Straße zu bekommen und den Mitarbeitenden den nötigen Raum für Kreativität und Interaktion mit KundInnen zu geben. So aufgestellt, wird zudem auch die Suche nach neuen Talenten, die mitten im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind, einfacher, wie unsere Erfahrungen aus Rückmeldungen von BestandskundInnen zeigen.

Das Beispiel ist zugebenerweise nicht eins zu eins auf alle Industrien oder Organisationen übertragbar.

Dennoch: Ich bin davon überzeugt, dass wir beim Zusammenspiel von Menschen und Technologien erst ganz am Anfang einer Entwicklung stehen, die am Ende das Arbeiten für Fachkräfte attraktiver macht, weil sie wieder sehr viel stärker mit ihren „menschlichen“ Stärken glänzen können.

Almir Adrovic

Almir Adrovic ist Mitgründer und Chief Business Officer des Schweizer Start-ups Selli AG. Er war zuvor u.a. Chief Growth Officer bei der axeed AG und über zehn Jahre bei der Luzerner Axon Active Gruppe als Head of Business Development und Geschäftsleitungsmitglied für die globale Vertriebs- und Geschäftsfeldentwicklung erfolgreich aktiv.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply