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Coworking Spaces haben sich in den Metropolen der Welt fest etabliert. Kein Wunder, sie bieten Startups, Selbstständigen und FreiberuflerInnen eine willkommene Alternative zum teuren, eigenen Büro. Die Coworking Community erleichtert das persönliche Networking und die Kontaktanbahnung. Die kreative Inspiration ist höher und der „Wissenspool“ durch die unterschiedlichen beruflichen Backgrounds der Coworker größer als in klassischen Büros – oder im einsamen Homeoffice. Inzwischen sind Coworking Spaces jedoch nicht mehr nur auf den urbanen Ballungsraum beschränkt. Coworking auf dem Land hat durch Corona einen regelrechten Konjunkturschub erhalten. Doch wie funktioniert das Shared-Office-Konzept in der Provinz eigentlich? Für wen kann es attraktiv sein? Welche Bedingungen sollten die Spaces erfüllen? Antworten auf die wichtigsten Fragen findest du in diesem Beitrag.

Was genau bedeutet Coworking und wie funktioniert es?

Coworking steht in klassischer Übersetzung für „zusammen arbeiten“ oder „nebeneinander arbeiten“. Die ersten Coworking Spaces wurden 2005 im kalifornischen San Francisco gegründet. Das Konzept eroberte in den folgenden Jahren zunächst die amerikanischen und im Anschluss die europäischen Großstädte. Inzwischen ist es weltweit bis in die Mittelstädte vorgedrungen – und besetzt aktuell in ländlichen Gegenden und „in der Provinz“ Terrain. Im urbanen Umfeld bezeichnen Coworking Spaces offene Büroareale, in denen tage- oder sogar stunden-, optional monatsweise ein flexibler oder fester Arbeitsplatz gebucht werden kann. Inbegriffen ist die gesamte, notwenige Infrastruktur. Die oft synonym verwendete Bezeichnung Shared-Offices weist explizit die Möglichkeit aus, auch abgetrennte Büros mit mehreren Arbeitsplätzen zu mieten. Die Übergänge sind jedoch fließend.

EXTRA: Die Zukunft von Coworking nach COVID-19

Coworking bedeutet nicht nur, dass unterschiedliche Menschen mit differenten beruflichen Hintergründen unter einem gemeinsamen Dach an verschiedenen Projekten arbeiten. Coworking Spaces stellen (neben Möbeln, Wlan und Computern, Druckern und Scannern) immer auch offene Gemeinschaftsbereiche für die Coworking Community zur Verfügung. Sie sind das Kernelement für den gegenseitigen Austausch. Bei Bedarf können zudem Besprechungs- oder Seminarräume gemietet werden.

Für wen bietet Coworking welche Vorteile?

Für GründerInnen, FreiberuflerInnen und Selbstständige liegt der größte Vorteil der Coworking Spaces sicher in der fixen Verfügbarkeit eines voll funktionsfähigen Arbeitsplatzes. Es entfällt die zeit- und kostenintensive Suche nach eigenen Büroräumen. Keine MaklerInnen, keine Kosten für die Ersteinrichtung, Strom, Wasser, Heizung und Internet – alles steht bereit.

Weitere Vorteile:

  • Flexibilität: Kein langfristiger Mietvertrag, je nach Geschäftsentwicklung kann zusätzliche Fläche angemietet oder zurückgegeben werden.
  • Virtuelles Office: Auf den Coworking Space kann ganz legal eine repräsentative Firmenadresse angemeldet werden.
  • Kreativer Austausch und Inspiration: Die kommunikative Atmosphäre fördert Synergien, kann inspirierend wirken und Denkblockaden beseitigen. Networking und Kontaktherstellung gestalten sich einfacher.
  • Umweltschonend durch gute Erreichbarkeit: Urbane Coworking Spaces liegen zumeist sehr zentral, sind daher leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die gemeinschaftliche Nutzung der Geräte und Räume hat überdies einen klimaschonenden Effekt.

EXTRA: Tipps zum Coworking für Selbstständige und Unternehmer

Was unterscheidet Coworking auf dem Land von der urbanen Variante?

Zunächst scheint es so, als ob bei Coworking Spaces auf dem Land zu den vielen Vorteilen, die das Konzept ohnehin schon mit sich bringt, noch ein weiterer dazu kommt: Frische Luft und viel Natur in der unmittelbaren Umgebung. Dazu: Kein städtischer Lärm, keine Abgase. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt vor allem der Umstand, dass die Zielgruppen für Coworking auf dem Land ungleich heterogener sind als in der Stadt. Hier sind nicht nur kreative FreelancerInnen und Startups vertreten, sondern eventuell auch örtliche HandwerkerInnen, LehrerInnen oder sonstige Dienstleister – und zunehmend Angestellte, die ihr Homeoffice gegen das Shared-Office getauscht haben. Die Ausbildung einer Coworking Community erfordert daher eine höhere integrative Energie. Was jedoch durchaus klappen kann, wie einige exponierte Beispiele zeigen.

Aus der Lage abseits der Stadt, ergeben sich unmittelbar einige Konsequenzen:

  • Nur bedingt gute Erreichbarkeit: Wer nicht gleich in der Nähe wohnt, benötigt in aller Regel ein Auto, um ländliche Coworking Spaces zu erreichen. Coworking Spaces an gängigen Pendler-Strecken können hingegen klassische Arbeitswege verkürzen, wenn sie von diesen Berufstätigen genutzt werden (können).
  • Fehlende Infrastruktur: Damit ist nicht nur das Fehlen von vielfältigen Mittagstisch-Angeboten und Cafés gemeint, die in der Stadt so selbstverständlich sind, sondern auch der Mangel an Schulen und Kitas und anderen Betreuungs-/ Freizeitangeboten für Kinder. Gleiches gilt für Kino, Konzert, Museen und Co.
  • Chance auf Strukturwandel: Coworking auf dem Land kann andererseits ein recht beachtliches Potential entfalten, wenn es sich weiter durchsetzt. Mit einer steigenden Anzahl von Shared-Offices lohnen sich für die Kommunen und Gemeinden gezielte Investitionen in Infrastruktur und Kulturangebote. Insofern könnten Coworking Spaces auf dem Land den so oft zitierten Strukturwandel begünstigen.

Coworking auf dem Land als langfristige Alternative zum Homeoffice?

Wenn es gelingt, die festangestellten PendlerInnen für die Coworking Spaces auf dem Land zu gewinnen, dann könnten – rein theoretisch – alle Beteiligten davon profitieren: Arbeitgeber, die im städtischen Raum weniger Büroquadratmeter zu exorbitant hohen Mieten vorhalten müssten.

  • Metropolregionen, die durch die täglichen Pendlerströme mit hoher Luftverschmutzung zu kämpfen haben.
  • ArbeitnehmerInnen, die sich im ländlichen Umkreis der Städte mehr Wohnraum für weniger Geld leisten könnten.
  • Und schließlich die ländlichen Gemeinden, die durch die Coworking Spaces (wieder) an Attraktivität gewännen.

Coworking Spaces sind eine optimale Alternative zu traditionellen Bürostrukturen. Sie eignen sich für GründerInnen, FreiberuflerInnen und Selbstständige, aber auch für Angestellte, die bislang und/oder in Zukunft eine Option auf das Arbeiten im Homeoffice haben. Coworking auf dem Land steckt noch ein wenig in den Kinderschuhen. Das Potential für einen (erneuten) Wandel in der Arbeitskultur hat das Konzept aber zweifellos bereits dabei.

Frank Schneider

Frank Schneider ist studierter Diplom-Betriebswirt (FH) und hat sich auf die betriebswirtschaftlichen Funktionsbereiche Marketing, Personal und Controlling sowie Rechnungswesen spezialisiert und ist als selbständiger Betriebswirt (Unternehmensberater) tätig. Daneben schreibt der freischaffende Autor als Experte für bekannte Onlineportale und Fachverlage zum Thema Unternehmensführung und der Existenzgründung.

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