Die Suche nach der richtigen Nachfolgerin oder dem richtigen Nachfolger in der Geschäftsführung mittelständischer Unternehmen ist einer der kritischsten Momente für die Inhaberin bzw. den Inhaber. Wie soll man es am besten angehen? Wie kann man das Risiko minimieren, um sicherzustellen, keine falsche Entscheidung zu treffen?
Zur besseren Einschätzung möglicher Risiken und Chancen sollte der Wechsel nicht nur aus der Sicht des Unternehmens betrachtet werden, sondern ebenso aus der Sicht der potentiellen BewerberInnen.
Die 3 Szenarien für die Nachfolgersuche
- Einstellen neuer GeschäftsführerInnen per sofort.
- Einstellen neuer GeschäftsführerInnen in spe mit definierten Aufgaben (z.B. Vertrieb oder „Operations“). Die KandidatInnen berichten für eine definierte Zeit an die aktuellen GeschäftsführerInnen. Nach erfolgreicher Qualifizierung werden die jeweiligen KandidatInnen als neue GeschäftsführerInnen übernommen.
- Einstellen der GeschäftsführerInnen ad interim für eine definierte Zeit. Nach erfolgreicher Qualifizierung werden die KandidatInnen fest als neue GeschäftsführerInnen übernommen, oder das Beschäftigungsverhältnis wird beendet.
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Der zweite Blickwinkel: Bewertung mit Risiko
- BewerberIn, aus der Position einer Geschäftsführerin oder eines Geschäftsführers, sucht einen neuen Wirkungskreis in einem Unternehmen gleicher Größe und Ausrichtung. Die neue Position stellt für sie bzw. ihn keinen Karriereschritt dar.
- BewerberInnen aus einer Position, die mit dem Wechsel einen Karriereschritt verbinden. Das kann ein Wechsel in ein größeres Unternehmen mit mehr Verantwortung oder der geplante Aufstieg aus der zweiten Führungsebene in die Geschäftsleitung sein.
- BewerberIn, die bzw. der aktuell als selbständige InterimsmanagerIn tätig ist, möchte in eine Festanstellung wechseln.
Für die Unternehmerseite, wie auch die Bewerberseite, können jetzt die einzelnen Szenarien mit einem Risiko bewertet werden.
Risikomatrix: UnternehmerIn und BewerberIn
Szenario 1: GeschäftsführerIn per sofort
Eine Geschäftsführerin bzw. ein Geschäftsführer soll zur sofortigen Übernahme aller Aufgaben eingestellt werden. Die Notwendigkeit kann sich aus einer plötzlichen Veränderung in der Führungsstruktur des Unternehmens ergeben. Der oder die bisherige StelleninhaberIn steht dann nicht mehr oder nur sehr begrenzt für eine geregelte Übergabe der Geschäftstätigkeiten zur Verfügung.
Das Risiko bei der Neubesetzung der Geschäftsführerposition per sofort ist für das Unternehmen als relativ hoch zu bewerten. Selbst bei sorgfältiger Auswahl der KandidatInnen wird sich erst im Tagesgeschäft zeigen, ob diese wirklich zum Unternehmen, seiner ihm eigenen Kultur, den MitarbeiterInnen und den KundInnen passen. Die fachliche Qualifikation steht hierbei außer Frage, da sie am ehesten aus der Vita der KandidatInnen abgeleitet werden können.
Viel wichtiger ist, ob die KandidatInnen über die soziale Kompetenz und das klare Verständnis über die Verantwortung, die sie übernehmen, verfügen und diese auch leben. Eine Fehlentscheidung wird nicht nur negative finanzielle Folgen für das Unternehmen haben, es kann auch nachhaltig die Reputation des Unternehmens im Markt beschädigen.
Für die potentiellen KandidatInnen aller drei Gruppen ist die Motivation sicherlich hoch und das Risiko moderat bis gering, da mit der neuen Position eine klare Übertragung von Aufgaben und Kompetenz einhergeht.
Szenario 2: GeschäftsführerIn in spe
Eine neue Geschäftsführerin oder ein neuer Geschäftsführer in spe soll zur geregelten Nachfolge der Inhaberin bzw. des Inhabers eingestellt werden. Das Unternehmen, wie auch die Kandidatin bzw. der Kandidat, vereinbaren einen definierten Zeitraum für die Einarbeitung und die geregelte Übergabe der für die Geschäftsführung erforderlichen Informationen, Kontakte und Aufgaben.
Für das Unternehmen ist das Risiko bei dieser Vorgehensweise als moderat zu bewerten:
- Die gewählte Kandidatin oder Kandidat wird auf die neue Aufgabe ordentlich vorbereitet.
- Das Risiko eines finanziellen Schadens für das Unternehmen kann gering gehalten werden.
- Sollte sich dann doch nach einiger Zeit herausstellen, dass der Kandidat und das Unternehmen nicht optimal zueinander passen, erfolgt die Trennung nahezu ohne negative Folgen für die Reputation des Unternehmens.
Für KandidatInnen ohne geplanten Karriereschritt ist die Motivation von persönlichen Umständen abhängig und zu hinterfragen. Der Einstieg über dieses Szenario ist ein Risiko. Erst nach erfolgreicher Einarbeitung kann die Bewerberin bzw. der Bewerber wieder auf dem gleichen Level agieren wie zuvor. Die Motivation für KandidatInnen, die mit dem Wechsel einen Karriereschritt verbinden, ist sicherlich besonders hoch und das Risiko gering. Für selbständige ManagerInnen ist die Motivation ebenfalls zu hinterfragen. Das Szenario ist aber durchaus auch hier anwendbar. Das Risiko bleibt für sie gering.
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Szenario 3: GeschäftsführerIn ad interim
Das Unternehmen hat keine Zeit für einen langwierigen Auswahlprozess und benötigt schnellstmöglich eine neue Geschäftsführung zur Aufrechterhaltung der Geschäftsfähigkeit des Unternehmens. Die GesellschafterInnen müssen sich noch über das Profil und die weitere Vorgehensweise abstimmen, können die Funktion aber nicht selbst ausfüllen.
Die Wahl einer Interims-Managerin bzw. eines Interims-Managers ist eine Möglichkeit, schnell und ohne großes Risiko zu handeln und damit die Geschäftstätigkeit des Unternehmens sicherzustellen.
Bei der Wahl der KandidatInnen wird sich das Feld allerdings mehrheitlich auf hierauf spezialisierte Interims-ManagerInnen konzentrieren. Nur in den seltensten Fällen wird sich eine andere Kandidatin oder ein anderer Kandidat für diesen Schritt anbieten. Das Unternehmen kann mit einer Interims-Managerin oder einem Interims-Manager schnell und flexibel agieren und bekommt die für die sorgfältige Auswahl der neuen Geschäftsführung notwendige Zeit.
Handlungsempfehlung
Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für die Unternehmensleitung sollte langfristig geplant und geordnet durchgeführt werden. Die ideale Kombination bietet der Einstieg über die Geschäftsführung in spe. Hierbei hat das Unternehmen, wie auch die Kandidatin oder der Kandidat, die besten Chancen, bei geringstem Risiko den Wechsel vorzubereiten und erfolgreich durchzuführen.
Die Szenarien, in denen GeschäftsführerInnen per sofort eingestellt oder Interims-ManagerInnen zur Überbrückung gefunden werden müssen, sollten als Notfallszenarien betrachtet werden. Auch wenn das Risiko bei der Einstellung von Interim-ManagerInnen für das Unternehmen gering ist, fehlt doch das Know-How für eine geregelt Übergabe der geschäftskritischen Informationen. Zudem erzeugt es eine nicht zu unterschätzende Unsicherheit bei den MitarbeiterInnen.
Interessante Sichtweise
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