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Eine gesunde Work-Life-Balance – wer wünscht sich das nicht? Was der Begriff heute bedeutet und wie du ihn für dich verwirklichen kannst, verrät dir Sevgi Ates, Expertin für Erfolgsberatung und Managementcoaching, im exklusiven Interview.

Überall wird heute eine ausgewogene Work-Life-Balance propagiert, doch gleichzeitig sind die Grenzen zwischen Job und Freizeit so unscharf wie nie zuvor – Frau Ates, wie erklären Sie sich das?

Sevgi Ates: Die Vorstellung der Work-Life-Balance ist eigentlich ein Bekenntnis an ein veraltetes System, das durch die New-Work-Bewegung schon überholt worden ist: Es geht davon aus, dass Arbeit eine Anstrengung ist, die es auszugleichen gilt. Bei einer alleinerziehenden Mutter ist es fraglich, ob sie sich bei der Kinderbetreuung von der Arbeit erholt.

Work-Life-Balance ist also eher eine modische Worthülse, aber das Gefühl, dass im eigenen Leben etwas nicht mehr in Balance ist oder Regenerationsphasen nicht mehr im gesunden Maße vorhanden sind, das ist sicher bei vielen real. Und je verzahnter unsere Lebensbereiche sind, desto mehr Einfluss haben Kleinigkeiten auf unser körperliches und geistiges Gleichgewicht.

Was ist Ihrer Meinung nach der erste bzw. wichtigste Schritt, den man tun sollte, wenn die Work-Life-Balance nicht mehr stimmt?

Sevgi Ates: Unser Verlangen danach, bei der Arbeit gestalterisch tätig zu werden, gehört zum Menschen und ist ein wichtiger Bestandteil seines Lebens – schließlich verwenden wir viel Zeit darauf. Wenn uns im Job diese Möglichkeit fehlt, ist das schon mal äußerst schlecht. Jeder sollte sich seine Gestaltungsfreiräume suchen.

Aus der Balance bringt uns aber nicht nur die Arbeit, sondern auch die Familie, das soziale Umfeld oder die eigene Gesundheit. Alles spielt zusammen. Wer die Balance verloren hat, muss der Sache auf den Grund gehen. Manchmal hilft reines Reflektieren, manchmal direktes Ausprobieren, indem man die einzelnen Bereiche anders gewichtet, die eigenen Prioritäten verschiebt oder manchmal auch einfach nur Zeiträume verändert.

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Was raten Sie insbesondere viel beschäftigten Führungskräften hinsichtlich ihrer Einteilung von Arbeits- und Freizeit?

Sevgi Ates: Sich selbst wieder ins Zentrum des eigenen Lebens zu stellen. Das hört sich jetzt vielleicht nach „Wallawalla“ an, aber dahinter stecken knallharte wirtschaftliche Fakten: Nur aus eigener Kraft und Stärke ist man in der Lage, etwas für andere zu leisten. Das heißt, nur in einem guten Zustand kann man andere führen und voranbringen – und damit auch das Unternehmen. Wer operativ versumpft, kann sich nicht mehr gestalten oder sich mit strategischen Entscheidungen auseinandersetzen. Doch nur, wenn sie das tun, verdienen Führungskräfte auch ihren Titel.

Mitunter wird es von der Gesellschaft noch hingenommen, wenn sich jemand für den Job aufreibt; wirtschaftlich und gesellschaftlich ist das allerdings genau der falsche Weg. Führungskräfte sollten sich deshalb selbstbewusst ihre Regenerationsphasen schaffen – was auch immer sie in dieser Zeit dann tun, um wieder Energie und Business-Spirit zu tanken.

Und mein abschließender Tipp: Nehmt nicht immer alles zu ernst, vor allem nicht euch selbst. Eine gesunde Balance lässt sich am schnellsten wieder herstellen mit einer Portion Humor, gewürzt mit etwas Selbstironie und heruntergespült mit einer schönen Tasse Kaffee – mein Geheimrezept im täglichen Chaos.

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