Wenn es um Unternehmer, Karriere und die persönliche Zukunftsplanung geht, wird uns schon früh eingetrichtert, worauf es angeblich ankommt: Akademische Grade, Fleiß, ein lückenloser Lebenslauf oder die Entscheidung für eine hochbezahlte Disziplin.
Hingegen werden Kreativität und gute Kommunikationsfähigkeit ebenso als “Soft-Skills” abgetan wie Neugier oder Lernfähigkeit. So einfach ist es jedoch nicht! Denn wer es wirklich weit bringen will, muss früher oder später auf eigenen Füßen stehen – und dann sind es genau diese vernachlässigten Eigenschaften, die über den Erfolg entscheiden.
Wer sich für den Weg als Entrepreneur entscheidet, wird oft von den speziellen Bedürfnissen überrascht, die an den eigenen Charakter gestellt werden. Denn mit einem Mal ist nicht mehr die Fachkenntnis allein entscheidend. Plötzlich müssen wir zum Allrounder werden und unsere Idee gut verkaufen können, die Finanzen im Griff haben, unser Vorgehen entsprechend planen und vieles mehr.
Wir haben uns diese Herausforderungen genauer angesehen und 6 Charaktereigenschaften entdeckt, die dir beim Start in die Selbstständigkeit helfen.
Dabei handelt es sich nicht um ein “Persönlichkeits-Bingo”, bei dem alle Eigenschaften abgehakt werden müssen, bevor der Start in die Selbstständigkeit infrage kommt. Es kann jedoch zur Selbsteinschätzung beitragen, unsere Liste durchzugehen, um anschließend mit neuer Energie an die eigenen Pläne zu gehen – oder neue ToDos zu finden.
1. Selbstorganisation
Die Fähigkeit, die eigenen Aufgaben zu planen, Deadlines einzuhalten und den Überblick zu bewahren, ist natürlich in jedem Lebensbereich nützlich. Es zeigt sich jedoch ganz klar, dass ein Talent zur Selbstorganisation besonders hilfreich ist, wenn plötzlich kein Vorgesetzter oder genormter Ablauf bestimmt, was als Nächstes zu tun ist. Sich selbst managen zu können, ist daher eine der wichtigsten Eigenschaften für alle, die den Schritt in die Selbstständigkeit anstreben.
Dabei ist es jedoch keine “Gottgegebene Gabe”, alle anstehenden Tätigkeiten gut im Griff zu haben. Vielmehr handelt es sich um eine Charaktereigenschaft, die kontinuierlich trainiert werden muss, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Im Sport beginnt die Karriere nicht gleich mit einem Marathon, sondern mit einem Spaziergang, bevor sich die Herausforderungen Stück für Stück steigern. Auch für den angehenden Unternehmer ist dies nicht anders.
Wer direkt mit einem durchgetakteten 16 Stunden-Tag startet und sämtliche Aufgaben in Listen erfasst und mit Deadlines versieht, wird schnell die Lust an der beruflichen Unabhängigkeit verlieren – oder im Burnout enden.
Stattdessen ist auch hier der langsame und besonnene Start gefragt: Einen gut gepflegten Terminkalender zu führen kann als erster Schritt bereits ausreichen. Später kann noch ein Notizbuch für Vermerke und spontane Ideen hinzukommen, eine geordnete Arbeitsweise und geeignete, gut eingerichtete Software (“Sauberkeit fängt auf der Festplatte an!”) und vieles mehr.
Mit jedem Tag werden diese kleinen Schritte der Selbstorganisation natürlicher, bis sie schließlich zu einem Teil unserer Persönlichkeit werden. Da sie in der Regel direkt mit dem Start positive Effekte hervorbringen und zum Beispiel mehr Zeit und Ressourcen für uns freiwerden lassen, lohnt sich die Arbeit an dieser Charaktereigenschaft quasi sofort. Ein Investment in sich selbst ist daher für alle angehenden Gründer zu empfehlen.
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2. Mut
Der Start in die Selbstständigkeit ist heute einfacher denn je und der Schaden bei Misserfolg minimal, wenn professioneller Rat eingeholt wurde. Trotzdem wäre es falsch, diesen Schritt als “einfach” zu bezeichnen.
Die meisten Menschen werden und würden ihn niemals gehen und entscheiden sich durch ihre Passivität zu einem Leben als Angestellter, was völlig in Ordnung ist. Es bedeutet jedoch auch das ungenutzte Verstreichenlassen von großen persönlichen und wirtschaftlichen Potenzialen.
Eine ganze Menge Courage ist daher nötig, um sich für Veränderung statt Stillstand zu entscheiden und den Weg zum eigenen Unternehmertum anzutreten. Letztlich kann zwar bereits ein kurzer Moment ausreichen um diese Entscheidung zu treffen, aber auch danach ist ein gesundes Maß an Mut erforderlich um keinen Rückzieher zu machen, sondern den eingeschlagenen Kurs bis zum Erfolg beizubehalten.
Er spielt aber auch nicht nur in seiner deutlichsten Form, bei der Entscheidung für oder gegen die Selbstständigkeit, eine Rolle. Auch später im unternehmerischen Alltag sind mutige Entscheidungen nötig, um die höchsten Gewinne und besten Resultate einzufahren. Sogar kleine, scheinbar unbedeutende Aspekte des Gründerteams brauchen diese Beherztheit und sind letztlich ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesamtbildes:
- Den eigenen Freunden von den Plänen erzählen.
- Sich Hilfe und Beratung holen.
- Die Idee zum ersten Mal aus dem Kopf zu Papier bringen.
Mut lässt sich zwar antrinken, aber aus offensichtlichen Gründen ist das keine geeignete Lösung für die Unternehmensgründung. Tatsächliche Hilfe kann jedoch in Form von Wissen gefunden werden: Wer nämlich umfassend informiert, gut beraten und vorbereitet ist, nimmt die anstehenden Herausforderungen als geringer wahr und entdeckt plötzlich, dass der scheinbar so dramatische Schritt eigentlich relativ wenig Wagemut braucht.
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3. Neugier
Eigentlich müsste Neugier direkt am Anfang unserer Liste stehen, da ohne sie die Unternehmerkarriere gar nicht erst starten würde. Wir müssen ein natürliches Interesse an Neuerungen haben, um überhaupt auf den Gedanken zu kommen, unsere eigenen Lebensumstände so drastisch, wie durch eine Gründung, zu verändern.
Dabei ist es jedoch keineswegs nur das Entdecken einer neuen Einkommensquelle, das Neugier erfordert. Das konstante Aufsuchen neuer Methoden, Möglichkeiten oder Informationen ist ein grundlegender Antrieb für Unternehmer. Oder anders ausgedrückt:
Selbstständigkeit ist konstante Weiterbildung und lebenslanges Lernen.
Wer daran nicht interessiert ist und seinen Horizont lieber auf dem aktuellen Stand belassen möchte, sollte sich die Sache mit der Gründung wohl noch einmal überlegen.
Die Grenzen zwischen Neugier und Motivation sind dabei fließend, da sie beide unser Antrieb sind, den Status-Quo infrage zu stellen und teilweise gewaltige Veränderungen zu akzeptieren und sogar aktiv zu verfolgen. Neugier hat jedoch den Vorteil, dass sie zuerst keine wirkliche Aktivität von uns erfordert. Wir können an neuen Sachverhalten interessiert sein, ohne dafür unser Sofa verlassen zu müssen oder anderweitig zu handeln.
Hier zeigt sich jedoch die spezielle Natur des Entrepreneurs: Er handelt entsprechend seiner Neugier und verfolgt seine Ziele.
Ob Neugier erlernbar ist, kann ich leider nicht beantworten. Ein offensichtlicher Fakt ist jedoch, dass jeder, der diesen Text bis hierhin gelesen hat, über ein erhebliches Maß an besagter Neugier verfügen muss und sich daher keine Sorgen machen sollte.
4. Kommunikationsfähigkeit
Wer sich mit seinen Kollegen gut versteht, hat es im beruflichen Alltag stets leichter und kann bei Gehaltsverhandlungen sogar auf bessere Konditionen hoffen, was wissenschaftlich erwiesen ist. Trotzdem wird die persönliche Kommunikationsfähigkeit im professionellen Kontext oft nur belächelt. Was im Angestelltenverhältnis wenig Beachtung findet, ist für den Schritt in die Selbstständigkeit jedoch eine sehr hilfreiche Eigenschaft.
Gerade in der Anfangsphase kann man von guten Kommunikationsfähigkeiten stark profitieren, da vergleichsweise viele und auch sehr unterschiedliche Verbindungen hergestellt werden müssen. Kontakte mit Juristen, Beamten, (künftigen) Mitarbeitern, Geschäftspartnern, Kunden oder Investoren wollen bewältigt werden. Wer zumindest den Regeln der Höflichkeit folgt und nicht völlig ohne Fingerspitzengefühl auftritt, braucht sich zwar keine Sorgen zu machen, wer jedoch mit anderen “gut kann”, wird viele Vorteile nutzen können.
Als Sammelbegriff fallen hierunter verschiedene konkrete Talente wie etwa die Fähigkeit zum “Social Hopping” (kann ich mit einem Multimillionär über Luxusyachten genauso authentisch und locker reden wie mit einem Langzeitarbeitslosen über Fußball? Komme ich mit einem Professor genauso leicht ins Gespräch wie mit einem Schulabbrecher?) oder Dinge schnell und präzise zu erklären. Selbst die oft als pure Magie empfundene Begabung, tolle Präsentationen zu erstellen, basiert letztlich auf einem Talent für Kommunikation.
Auch hier ist die gute Nachricht, dass Kommunikationsfähigkeit teilweise erlernbar ist. In den Weiten des Internets gibt es zahlreiche Quellen, welche die Grundlagen wichtiger Verständigungstechniken vermitteln und oft gute “Tricks” bereithalten, mit denen auch eher introvertierte oder weniger kommunikativ begabte Personen sehr gut zurande kommen.
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5. Kreativität
Kreativität kann auf verschiedene Arten für den angehenden Gründer hilfreich sein. Besonders naheliegend ist etwa ihr Effekt auf das Geschäftsmodell: Die spannenden und ausgefallenen Ideen entstehen nur mit entsprechendem Einfallsreichtum. Und auch, wenn das eigene Unternehmen nicht die Welt verändert oder Branche XY revolutionieren soll, sondern lediglich typische Produkte oder Dienstleistungen anbietet (was kein Nachteil ist und wohl auf die meisten Fälle zutrifft), ist eine gesunde Portion Innovationskraft von Nutzen.
Denn sie hilft auch bei der Bewältigung aller aufkommenden Probleme – und von diesen gibt es stets genug. Zwar ist nicht für jede Schwierigkeit eine kreative Lösung nötig; aber wer bei Bedarf eine gute Idee parat hat, spart oft Zeit, Nerven und kann gegenüber der eher bodenständigen Konkurrenz profitieren.
Beispiele reichen von Kleinigkeiten wie der Gestaltung des Firmenlogos bis hin zu Themenfeldern, die über den Erfolg des ganzen Unternehmens entscheiden können: Wer etwa eine besonders ausgefallene Marketingmethode findet, kann möglicherweise einen glanzvollen Start hinlegen, der ohne diese Maßnahme in einer holprigen Anfangsphase geendet wäre.
Leider kann man Kreativität nur sehr begrenzt erlernen oder trainieren. Wer ohne sie auskommen muss, ist aber keineswegs verloren: Sie lässt sich durch andere Talente durchaus kompensieren.
So kann eine schnelle Auffassungsgabe oder die Fähigkeit Informationen schnell zu finden und zu analysieren genutzt werden, um bestehende Ideen und Lösungen zu entdecken und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Schließlich müssen wir nicht jede Schwierigkeit allein bewältigen.
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6. Hilfe finden und annehmen
Die wahrscheinlich wichtigste Charaktereigenschaft für einen erfolgreichen Gründer ist es, sich die nötige Hilfe zu suchen. Denn es handelt sich, egal wie ungewöhnlich das eigene Geschäftsmodell auch sein mag, keineswegs um Neuland. Andere Unternehmer haben den Schritt in die Selbstständigkeit bereits gewagt und teilen in der Regel gern ihr Wissen. Keinesfalls sollte man zu eitel sein, danach zu fragen!
Insbesondere in den letzten Jahren kam verstärkt ein hochgradig unzweckmäßiges Bild vom selbstständigen Unternehmer auf: Man müsse sich regelrecht zu Tode schuften, die Chancen seien gering und nur Masochisten würden sich darauf einlassen. Teil dieses völlig falschen Images und dem wirren Kult um die Selbstaufopferung ist das Ablehnen von fremder Hilfe oder der Ratschläge von Profis. Das dies jedoch katastrophale Folgen haben kann, dürfte offensichtlich sein.
Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der ein Unternehmer qualifizierte Mitarbeiter einstellt sobald die Arbeitslast zu hoch oder für spezielle Aufgaben entsprechendes Fachwissen gebraucht wird, sollte auch das Finden und Annehmen von Hilfe und Beratung betrachtet werden. Der Austausch mit anderen Gründern und die Beratung durch Experten und Coaches sollten daher zu den wichtigsten Werkzeugen für den Firmenstart gehören.
Ich hoffe, auch du hast das Unternehmer-Gen! Alles Gute auf deinem Weg.
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Ganz ohne Kapital klappt es nicht, aber bootstrappen bringt auch viele Vorteile. Ich bin froh kein Fremdkapital aufgenommen zu haben.…