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Im ersten Teil dieser Artikelserie hast du bereits mehr über die Kreativitätsmethode Brainstorming erfahren. Dies ist eine seit Jahrzehnten praktizierte Technik zur Ideenfindung. In diesem Teil werden dir drei weitere Methoden vorgestellt, welche dir bei einer effektiven Ideenfindung helfen.

Brainstorming, so großartig es auch sein mag, hat einige offensichtliche Schwächen. Die meisten davon sind menschlicher Natur. Wann immer eine Gruppe von Menschen zusammenkommt, um gemeinsam an etwas zu arbeiten, wollen einige Mitglieder die anderen dominieren. Introvertierte treten in den Hintergrund und arbeiten lieber in einer ruhigeren, selbstreflektierenden Art und Weise. Im Gegensatz dazu wollen Extrovertierte die Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Solltest du Brainstorming vergessen?

Die 1958 im „Administrative Science Quarterly“ veröffentlichte Studie „Does Group Participation When Using Brainstorming Facilitate or Inhibit Creative Thinking?“(dt.: Erleichtert oder hemmt Gruppenbeteiligung beim Brainstorming kreatives Denken?) versucht zu verstehen, ob individuelles Brainstorming oder Gruppen-Brainstorming zu besseren Ergebnissen führen.

Im Jahr 2010 kam es zu einer stürmischen Debatte, als News Week einen Artikel veröffentlichte, in dem auf diese Forschung verwiesen und dazu aufgerufen wurde, „Brainstorming zu vergessen“. Gegenstimmen wiesen diese Behauptung zurück und bekräftigten, dass Brainstorming funktioniert. Obwohl die Ergebnisse der Studie auf begrenzten Parametern beruhten, deuten sie doch darauf hin, dass Brainstorming-Sitzungen leichter scheitern können, wenn die benötigten Bedingungen nicht richtig erfüllt sind.

Schlecht moderierte Brainstorming-Sitzungen können tatsächlich die Kreativität ersticken. Außerdem können MitarbeiterInnen, selbst wenn das Brainstorming richtig durchgeführt wird, manchmal alleine schneller Ideen entwickeln. Dennoch kann es ein Fehler sein die Teammitglieder zu isolieren, damit sie keine Zeit „verschwenden“ können, indem sie den Ideen anderer zuhören und auf ihnen aufbauen.

Hier liegt das Problem: Die meisten Forschungsarbeiten zum Brainstorming sind zwar rigoros, aber für die Herausforderung eine kreative Arbeit zu bewältigen, irrelevant. Zunächst einmal ist es ziemlich albern, zu vergleichen, ob Kreativität am besten in Gruppen oder allein stattfindet, wenn man sich ansieht, wie kreative Arbeit tatsächlich geleistet wird. In kreativen Unternehmen nehmen die MitarbeiterInnen beide Arbeitsweisen kreativ an, sodass man kaum merkt, wo die individuelle Arbeit endet und die Gruppenarbeit beginnt.

Alternativen zum Brainstorming

Der Wechsel zwischen den beiden Modi – der individuellen und kollektiven Ideenfindung – kann nahtlos und äußerst produktiv sein. Daneben hat Brainstorming drei Geschwister, die du kennen lernen solltest:

  • Braindumping (Einzelsitzungen)
  • Brainwriting (eine Mischung aus Einzel- und Gruppensitzungen)
  • Brainwalking (eine weitere Mischung aus Einzel- und Gruppensitzungen)

Es ist oft eine gute Idee, vor und nach den Brainstorming-Gruppensitzungen weitere individuelle Sitzungen wie Braindumping, Brainwriting und Brainwalking durchzuführen.

Braindumping – Individuelles Brainstorming

Braindumping bezeichnet ein niedergeschriebenes Brainstorming. Der Begriff kann verwendet werden, um eine Einzelaktivität zu beschreiben, bei der eine Person alle Ideen aufschreibt, die ihr einzeln einfallen.

Versuche mit Hilfe von Braindumping ein freies Denken zu ermöglichen. Das Festhalten an den eigenen Gedanken, unerledigten Aufgaben oder unerforschten Ideen schafft mentale Blockaden und verhindert das freie Denken.

EXTRA: So überwindest du eine kreative Blockade [Infografik]

Darüber hinaus ist Braindumping eine hilfreiche Technik, um introvertierten MitarbeiterInnen zu einer Stimme zu verhelfen.

Wie führe ich Braindumping durch?

ModeratorInnen sollten die TeilnehmerInnen im Vorfeld über die Problemdarstellung, die Ziele und wichtige Erkenntnisse aus früheren Forschungen und Ergebnissen informieren. Im Anschluss schreiben alle TeilnehmerInnen ihre Ideen auf und präsentieren diese. Es ist wichtig, dass alle TeilnehmerInnen dies individuell – und still – tun.

Biete den TeilnehmerInnen Papierblätter, Ideenkarten oder traditionelle Post-it-Notizen an. Post-it-Blätter sind großartig, weil sie es den Leuten ermöglichen, ihre Ideen individuell aufzuschreiben – eine Idee pro Notiz.

Gib den TeilnehmerInnen zwischen 3 und 10 Minuten Zeit, um die Ideen zu konkretisieren. Nach Erreichen des Zeitlimits von etwa 3-10 Minuten können alle TeilnehmerInnen ein paar Worte zu den eigenen Ideen sagen und diese auf ein Brett oder eine Wand kleben.

Sie sollten anfängliche Diskussionen über die Ideen vermeiden, wenn die Teammitglieder sie präsentieren. Ideen, die aus frühen Braindumping-Sitzungen hervorgehen, sollten dem gesamten Team mündlich mitgeteilt werden, um neue Denkanstöße oder Ideenkombinationen anzuregen.

Während die Ideen hochgesteckt und präsentiert werden, sollte die Gruppe auch Duplikate zusammenfassen. Wenn alle Teammitglieder ihre Ideen präsentiert haben, können die besten Ideen ausgewählt werden. Diese können in anderen Ideensitzungen weiter ausgebaut und vertieft werden.

EXTRA: Creative Thinking: 5 Tipps, um kreativer zu denken

Was ist Brainwriting?

Brainwriting ist eine Technik, bei der die TeilnehmerInnen Ideen auf Karten schreiben und dann ihre Ideenkarten an die nächste Person weitergeben. Hierbei werden die Karten im Kreis herumgereicht, während die TeilnehmerInnen auf den Ideen der anderen aufbauen. Der Zyklus kann mehrmals wiederholt und je nach Bedarf auf Teile des behandelten Problems angewandt werden.

Die TeilnehmerInnen führen diese Technik in völliger Stille aus – und sie sind gezwungen, auf den Ideen der anderen TeilnehmerInnen aufzubauen, anstatt sie zu kritisieren.

Das Schöne am Brainwriting ist, dass es das Spielfeld sofort ebnet und viele negative Aspekte des Brainstormings in der Gruppe aus dem Weg räumt. Beim traditionellen verbalen Brainstorming ist die Anzahl der Ideen, die auf einmal ausgedrückt werden können, begrenzt.

Zudem ist Brainstorming zeitintensiver, wodurch viele TeilnehmerInnen Ideen vergessen oder verwirrt werden, während andere Ideen vorgetragen werden. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die schüchtern oder introvertiert sind oder die möglicherweise im Nachteil sind, weil sie weniger erfahren oder mit den besprochenen Fachgebieten nicht vertraut sind.

Brainwriting ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt zur Ideenfindung. Es kann als Mittel zur Maximierung des anfänglichen Braindumpings oder als Möglichkeit zur Neuausrichtung dienen, wenn andere Ideenfindungsmethoden aus dem Ruder laufen.

Zudem kann die Methode deinem Brainstorming eine Struktur verleihen. Hilf deinen MitarbeiterInnen mit einer einführenden Brainwriting-Sitzung, damit sie ihre ersten Gedanken zusammentragen können.

Brainwalking

Brainwalking ist dem Brainwriting sehr ähnlich, mit einem kleinen, aber sehr wirkungsvollen Unterschied. Anstatt Ideenkarten oder Notizen von anderen TeilnehmerInnen weiterzugeben, müssen die TeilnehmerInnen von ihren Stühlen aufstehen und sich an einen anderen Platz am Brainstorming-Tisch oder sogar an einen ganz anderen Tisch begeben.

Brainwalking:

  • holt die Leute aus ihren Stühlen
  • bringt sie in Bewegung
  • hält das Energieniveau hoch

Außerdem bringt es die Dinge so durcheinander, dass die Gruppe als Ganzes nicht zu lange in der gleichen Einbahnstraße stecken bleibt, ohne dass ein schneller Ausgang zur Verfügung steht.

In diesem Artikel wurde deutlich, dass sich die Kreativitätsmethoden ergänzen. Die Methoden können zudem kreativ interpretiert und abgewandelt werden.

Weitere Artikel dieser Serie

TEIL I: Brainstorming: 8 Tipps zur Ideenfindung

Dieser Artikel wurde auf Englisch von Rikke Friis Dam und Teo Yu Siang verfasst und im Juli 2020 auf interaction-design.org veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können.

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