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Mit einer wohlhabenden, urbanisierten Bevölkerung und einer Internetdurchdringung von über 85 % ist Japans E-Commerce-Markt der viertgrößte der Welt – ein einladendes Tor für Unternehmen aus aller Welt, die neue, lukrative Märkte erschließen wollen. Trotzdem wurde Japans E-Commerce-Potenzial von westlichen Unternehmen bisher kaum genutzt, da diese oft vor den zahlreichen Eintrittsbarrieren zurückschreckten – nicht zuletzt vor den einzigartigen Zahlungsmodalitäten des Landes.

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Langjährige Präferenzen

Japan ist trotz aller technologischen Raffinesse immer noch eine Gesellschaft, in der Bargeld dominiert. Dies gilt sogar für den Online-Einkauf, bei dem japanische Verbrauchende ihre Online-Einkäufe oft mit Bargeld in ihren örtlichen Geschäften, den so genannten Konbini, bezahlen – eine Methode, die HändlerInnen außerhalb Japans völlig fremd sein dürfte.

Konbini ist ein beliebter japanischer One-Stop-Shop, in dem die Kundschaft Lebensmittel und Getränke kaufen, Rechnungen bezahlen, Geldautomaten und Druckmaschinen nutzen – und für Online-Einkäufe bezahlen können. Online erhalten sie einen Code, den sie im Laden zeigen und mit Bargeld bezahlen. Sobald die Zahlung eingegangen ist, wird die Ware freigegeben.

Bargeld ist zwar vorherrschend, aber das bedeutet nicht, dass Kredit- und Debitkarten nicht auch weit verbreitet sind, wie im Westen. Tatsächlich sind Karten in Japan die häufigste Methode der Online-Zahlung, aber die Dinge sind nicht so einfach, wie scheinen. Während Visa und Mastercard in Japan weit verbreitet sind, werden rund 40 % aller Kreditkartentransaktionen mit der lokalen Marke Japanese Credit Bureau (JCB) getätigt. JCB ist neben anderen Kreditkarten ein Muss für alle HändlerInnen.

Eine weitere beliebte Zahlungsmethode in Japan ist die Banküberweisung – auch hier ist es für westliche Händler nicht so einfach, diese anzubieten. Diese in Japan als „Furikomi“ bekannten Überweisungen sind sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich nach wie vor beliebt. Im B2C-Bereich nutzen die Verbrauchenden jedoch eher die bequemeren und beliebteren Fintech-Lösungen wie PayEasy, um inländische Banküberweisungen an das Geschäft ihrer Wahl vorzunehmen. PayEasy ist Partnerschaften mit internationalen Zahlungsplattformen wie PPRO eingegangen, um diese Zahlungsoption globalen Händlern anzubieten.

Die Beliebtheit von Furikomi lässt sich darauf zurückführen, dass japanische Erwachsene pro Kopf mehr Bankkonten besitzen als irgendwo sonst auf der Welt.

In den letzten Jahren haben mobile Zahlungen an Beliebtheit gewonnen. Wie in jedem anderen Land werden sie schnell von jungen, digital-affinen Generationen angenommen, die am liebsten mit ihrem Smartphone bezahlen. In Japan werden sie jedoch von allen Generationen angenommen, insbesondere von den 40- und 50-Jährigen, die für ihre Vorliebe für das Sammeln von Treuepunkten bekannt sind. Zwischen 2019 und 2022 hat sich die Zahl der QR-Code-Zahlungsmethoden vervierfacht und ist auf einen Wert von 4 Billionen JPY gestiegen.

Interessanterweise hat Japan, während andere Länder auf den Trend „Buy now, pay later“ (BNPL) aufgesprungen sind, einen anderen Ansatz gewählt. ExpertInnen weisen darauf hin, dass diese Zahlungsmethode wahrscheinlich langsamer wachsen wird als in anderen Ländern, da japanische Verbrauchende es vorziehen, Schulden zu vermeiden.

Dennoch versuchen große Unternehmen wie PayPal, das langfristige Potenzial von BNPL auf dem japanischen Markt zu nutzen, um KundInnen, die nach alternativen Zahlungsmöglichkeiten zu Kreditkarte oder Bargeld suchen, problemlose und transparente Lösungen anzubieten.

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Vereinheitlichung der Zahlungen

Für westliche HändlerInnen, die an Visa, Mastercard und eine Handvoll anderer vertrauter Zahlungsmethoden gewöhnt sind, kann es eine beängstigende Aufgabe sein, eine so große Bandbreite an Zahlungslösungen in ihr Angebot zu integrieren. Fintechs können zum Beispiel Aggregationsdienste anbieten, die es HändlerInnen ermöglichen, über eine einzige technische Integration eine breite Palette von Zahlungsoptionen in ihre Plattformen einzubinden. Dies bedeutet, dass sie schnell und unkompliziert eine große Bandbreite an Zahlungsmethoden einbinden können, die beispielsweise auf dem japanischen Markt einzigartig sind.

Von der tief verwurzelten Liebe zu Konbini bis hin zur raschen Verbreitung von QR-Codes – es ist spannend zu sehen, wie sich die Zahlungstrends in Japan in den letzten Jahren entwickelt haben. Für Unternehmen, die starke Beziehungen zu japanischen KundInnen aufbauen und die Chancen des dynamischen japanischen E-Commerce-Marktes nutzen wollen, wird es entscheidend sein, sowohl die traditionellen als auch die neuen Vorlieben der Verbrauchenden in Einklang zu bringen.

Jack Momose

Jack Momose ist der Präsident und Gründer von Degica Co, Ltd. mit Sitz in Japan. Im Jahr 2016 gründete er zusammen mit Degica die Zahlungsplattform KOMOJU, die seither schnell wächst. Zuvor hatte Momose leitende Positionen im Software- und Bankensektor im asiatisch-pazifischen Raum inne und studierte Wirtschaft und Informatik. Dieses Fachwissen nutzt er nun, um Unternehmen in Japan, dem viertgrößten E-Commerce-Markt der Welt, zum Erfolg zu verhelfen.

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