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Irgendwann im Laufe des Frühjahrs, als die Corona-Pandemie dramatisch Fahrt aufgenommen hatte und unzählige Unternehmen dazu zwang, ihren MitarbeiterInnen das Arbeiten von zu Hause zu ermöglichen, wurde klar, dass diese Krise einige Umwälzungen auch im Bezug auf die Digitalstrategie in Gang setzen würde.

Digitalstrategie: Krise zwingt zu Maßnahmen?

Viele BeobachterInnen äußerten einen gewissen Optimismus, dass sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft nun endlich und gezwungenermaßen einen Digitalisierungsschub erleben würden. Die Hoffnung: Jetzt, in dieser beispiellosen Krise, würde auch den letzten SkeptikerInnen unmittelbar bewusst werden, dass digitaler Fortschritt nötig ist, um sowohl die aktuellen, als auch alle zukünftigen Herausforderungen zu meistern.

Home Office ist keine Digitalstrategie!

In der Praxis allerdings sah die Reaktion der meisten Unternehmen und Organisationen bisher eher so aus: Es wurden große Anstrengungen unternommen, um möglichst schnell die Infrastruktur bereitzustellen, damit möglichst viele MitarbeiterInnen von zu Hause arbeiten können. Das Problem ist: Das reicht nicht! Home Office ist weder eine Digital- noch eine Digitalisierungsstrategie! Die Mehrheit der Jobs ist noch analog. Denn vollkommen zu Recht wird seit Jahren von vielen Seiten bemängelt, dass deutsche Unternehmen und Institutionen in Sachen digitales Know-how hinterher hinken.

Eine Umfrage während der Hochphase der durch die Krise bedingten Einschränkungen zeigte beispielhaft: Fragte man Fachkräfte, ob sie während der Corona-Krise die Möglichkeit haben, von zu Hause zu arbeiten, antworteten 68 Prozent mit: „Nein, weil es in meinem Beruf/meiner Branche gar nicht möglich ist“. Das zeigt: Jetzt im großen Stil Home Office zu ermöglichen, ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn es darum geht, die Arbeit der Zukunft und die Wirtschaft insgesamt digitaler zu gestalten.

Digitale Skills für deine Digitalstrategie

Verstehe mich nicht falsch: Es ist ein wichtiger Fortschritt, wenn nun viel mehr Menschen als zuvor ortsunabhängiger arbeiten können. Diese Entwicklung war lange überfällig. Nun kommt allerdings das große ABER: Wir brauchen nicht nur Home Office-Möglichkeiten für Millionen von Menschen, wir brauchen handfeste digitale Skills. Bedeutet das, dass wir sofort Millionen von Codern brauchen? Vermutlich nicht, aber wir brauchen ganz sicher Millionen von Menschen, die denken können wie ProgrammiererInnen. Menschen, die an eine unternehmerische Herausforderung herangehen, indem sie über mögliche technologische Lösungsmöglichkeiten nachdenken.

EXTRA: Stellt Homeoffice eine Herausforderung für Unternehmen dar?

Das wiederum wird sie gleichzeitig befähigen, viel besser mit jenen zu kommunizieren, die diese Lösungen dann Realität werden lassen – den Codern. Im Idealfall jedoch sollten wir alle möglichst autonom sein und technische Probleme zu einem gewissen Grad selbst beheben können. Insofern sollte sich tatsächlich fast jeder in einem Unternehmen zumindest Grundkenntnisse in den Bereichen Programmieren, Produkt-Design, User-Testing sowie User Experience, System-Architektur und Daten-Analyse aneignen!

Fachkräftemangel in der IT – eine unendliche Geschichte?

Schaut man sich den aktuellen Arbeitsmarkt an, dann ist dieser Mangel schon heute äußerst akut: Laut Digitalverband Bitkom wurden zuletzt allein in Deutschland 124.000 Fachkräfte im IT-Bereich gesucht – darunter besonders häufig ProgrammiererInnen, aber auch IT-AnwendungsbetreuerInnen und Data Scientists. Der Bedarf an solchen Fachkräften wird weiter steigen, denn die Digitalisierung insgesamt wird sich nicht verlangsamen und sie wird sich schon gar nicht aufhalten lassen.

Insofern lautet die Frage: Was ist eine echte Digitalisierungsstrategie, die angesichts der Krise auf einen zukunftsfähigen Arbeitsmarkt setzt? Die Antwort muss lauten: Wir müssen die oben aufgezählten digitalen Skills ausbauen – und zwar konsequent und auf allen Ebenen. Wir sollten alle drei Säulen, die für die Qualifizierung von entsprechenden Fachkräften wichtig sind, deutlich ausbauen: Studium, Ausbildung und nicht zuletzt alternative Weiterbildungsmöglichkeiten wie Coding-Bootcamps und Angebote, die praxisnahe digitale Skills vermitteln.

Weiterbildung: Unternehmen sind in der Pflicht

Gerade jetzt in der Krise ist es absolut möglich, dass wir die Gelegenheit ergreifen und die Menschen in Deutschland qualifizieren. Häufig ist den Unternehmen nicht einmal bewusst, dass sie staatliche Förderungen durch die Bundesagentur für Arbeit in Anspruch nehmen können, wenn MitarbeiterInnen Weiterbildungsangebote mit einer AZAV-Zertifizierung (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung) absolvieren. Besonders in Zeiten von Kurzarbeit bietet sich so eine gute Möglichkeit, die digitalen Skills in der eigenen Belegschaft auszubauen.

Fazit zur Digitalstrategie: Investiere in deine Mitarbeiter

Viele Jobs sind nach wie vor weit entfernt von einem Digitalisierungsschub. Gleichzeitig ist der Bedarf an digitalen Skills auf dem Arbeitsmarkt so hoch wie nie. Wann wenn nicht jetzt, in der Krise, die wir durchaus auch als Chance auffassen sollten, wollen wir also damit anfangen, Millionen von Menschen die nötigen digitalen Skills zu geben? Unternehmen müssen jetzt endlich in diesem Bereich in ihre MitarbeiterInnen investieren, damit diese autonomer arbeiten und effizienter kommunizieren können. Wenn du das als dein Ziel definierst, wirst du eine echte Digitalstrategie erarbeiten – und nicht nur einen Plan, wie möglichst viele Menschen von zu Hause arbeiten können.

Richard O Grady

Richard stammt ursprünglich aus London und hat sich schon immer für die Produktentwicklung und für Wachstumsunternehmen interessiert. Nach seiner Zeit in der Londoner Startup-Szene, wo er vor allem digitale Produkte aufbaute, kam er nach Berlin - ursprünglich, um selbst Programmieren zu lernen. Seit zwei Jahren ist Richard nun Teil von Le Wagon Deutschland und steuert hierzulande die Expansion der Bootcamps und Kurse des Unternehmens.

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