Wer zwanzig Jahre im Ausland gearbeitet hat und nach Deutschland zurückkehrt, dem fällt die teils eigentümliche Fracht an Sprachgewohnheiten auf, die sich im Gepäck eingenistet haben und sich nun Gehör verschaffen wollen. Niedlich anmutende, mit „li“ endete Wörter wie Gipfeli oder Cüpli in der Schweiz, das vornehme Übermaß an Höflichkeit aus Frankreich; aus England der freundliche und doch bissige Humor und aus den nordischen Ländern wie Schweden oder Dänemark eine sachliche Vernunft, begleitet mit Witz und einem vorsichtigen Lächeln.
Schwund in der Übersetzung
Hier versucht Sprache, als Mittel zwischenmenschlicher Verständigung, reale Zustände zu verdeutlichen, ohne verschönende Kosmetik. Als offenkundiges Zeichen schnellen Denkens, spricht man demnach auch schneller. Presto, wie man in der Musik sagt, oder Hochgeschwindigkeit, wie auf der Autobahn. Daher ist ein Entgleiten des Taktstockes schon mal nachvollziehbar. Ebenso das Fehlen respekterweisender und schicklicher Wörter, die wegen der kurzen Übersetzung zwischen Gedankengang und Aussprache mal eben aus dem Repertoire des gewohnten Wortschatzes fallen. Der zähen Direktheit wegen und weil Presto nichts mit Müßiggang zu tun hat.
Pflichten sind nicht mehr das, was sie einmal waren
ManagerInnen erwarten viel. Das war schon immer so. Das liegt in der Natur der Sache und des Berufes, der Forderungen notwendig macht, damit ihre Ergebnisse gebündelt und entscheidungsfähig werden können. Pflichten führen trichterweise zu weiteren Pflichten; ein sich ewig drehendes, in sich verflochtenes Rad, das seit seiner Erfindung weder Fortschritt noch Stillstand kennengelernt hat. Der arbeitende und Leistung erbringende Mensch hingegen schon. Es ist keine Ketzerei mehr, wenn er in der Ausübung seiner Pflicht mal das Wort Bitte einfordert oder auf patzige Weise auf das Fehlen eines Danke aufmerksam macht. Das Verhältnis zueinander – Presto hin oder her – hat sich dann schon längst als knisternd ausgewiesen.
EXTRA: Nicht schon wieder Ethik!
Wertschätzung verpackt in einem einfachen Wort
Denn was der Mensch einmal als gut und effektiv anerkannt hat, gibt er nicht mehr her. Wörter zählen dazu. Bleiben sie aus, will die Erwartungshaltung innerhalb unseres Bewusstseins den Status der Unzufriedenheit einläuten. Frustration spielt sich ein. Der Job wird als eine schmerzhafte Notwendigkeit deklariert; Höchstleistungen werden verpönt, Potenziale versanden in einer selbst-schützenden Abwehrhaltung. Eine Rückkopplung, von der man mittlerweile genau Bescheid weiß, erst recht dort, wo das Geben und das Nehmen Alltagsgeschäft ist. Dort nämlich will der Mensch auf Aufmerksamkeit stoßen, will Reflexion seines Handelns erleben und will mittels eines einzigen anerkennenden Wortes, nämlich Danke, sein Selbstwertgefühl gestärkt sehen. Kurzum: Er verlangt nach Wertschätzung in einem Umfeld, in dem sowohl Mensch und Leistung eigentlich die wichtigste Rolle spielen.
Ein kleines Wort, eine mehrdimensionale Wirkung
Nein, womöglich doch kein Urknall. „Im Anfang war das Wort“, heißt es, oder vielmehr ein Laut, die kleinste Einheit einer gesprochenen Sprache. So munkelt man, dass sprach- und kehlkopflose Klänge wie Mantras mit den Lauten OM, RAM oder das AM über eine Wirksamkeit und Macht verfügen, die einen nur in Staunen versetzen können. Auch in der Management-Lehre ist man sich längst im Klaren darüber, dass mysteriöse Fonetik auch auf der Mikroebene Berge versetzen kann. Und zwar mehrdimensional. Das erhaltene Wort Danke unterliegt klar dem deterministischen, linearen, dem trotzenden Schmetterlingseffekt. Es besitzt Stahlkraft, ist Motivation, ist Respekt, ist Glück, ist anspornende Wertschätzung und ständiger Begleiter, wenn sich Zweifel bemerkbar machen. Danke ist die Tantieme, die ohne Monetarismus auskommt.
Dankeschön schenken
In der Tat beweist das gebende Danke nicht nur menschliche Größe, die man gerne begegnet, es strotzt auch vor der Achtung fremder persönlicher Leistungen und Gesten, die man sonst womöglich als selbstverständlich erachtet. Es ist auch die Fähigkeit, Anerkennung offenkundig zu machen und mit ihr ein Prinzip der Gleichwertigkeit zwischen Menschen herzustellen. In diesem Sinne schafft das Wort Vertrauen und kann sogar Synergien in Form einer bewussten Nachahmung schaffen, wenn die Vorteile des Wortes einmal erkannt und Lernwilligkeit vorhanden ist. Danke ist als ein Geschenk zu verstehen.
Der Fortschritt, der keiner ist
Man könnte behaupten: „Fortschritt ist das Erkennen unserer Dankbarkeit für unsere Existenz!“ In anderen Kulturkreisen hat man sich schon seit jeher darauf eingestellt. Dort ist man sich dieser Bedeutung bewusst. Das Geben und das Nehmen unterliegen weder dem Zufallsprinzip noch sind sie eine Selbstverständlichkeit angelehnt. Man weiß dort, dass um das Wort Danke ein bestimmter Zauber ausgeht, der nicht nur für Motivationszwecke, sondern vorwiegend dazu genutzt wird, sich selbst wert zu schätzen. Erst dann kann Anerkennung nach außen funktionieren.
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