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Wir alle haben unsere eigene Brille auf, durch die wir unsere Umwelt und Mitmenschen wahrnehmen. Das Problem ist das gleiche, wie bei jeder anderen Linse: Sie verzerrt die Realität und beeinflusst das, was wir sehen – und was wir sehen wollen! Dies kann uns wertvolle Chancen, Kontakte und sogar bares Geld kosten bei

Die Folge: Wir verschätzen uns bei unseren Einschätzungen, wir verurteilen statt zu beurteilen, wir bewerten statt zu beobachten. Das bemerken wir selbst häufig nicht einmal! Fehler, die wir bei anderen zu sehen glauben, liegen deshalb in Wahrheit oft bei uns. Und die Liste ist lang…

Putz‘ mal deine Brille! – Die Illusion einer objektiven Sicht

In der Sozialpsychologie spricht man in diesem Zusammenhang von folgenden Fehlergruppen:

  • Wahrnehmungsfehler
  • Erwartungseffekte & Etikettierungen
  • Situationsdeutungen

Die gute Nachricht: Eigentlich machen wir das alles nicht mit Absicht. Und da wir nicht nur andere richtig beurteilen und einschätzen wollen, sondern auch selbst unter den richtigen Vorzeichen betrachtet werden möchten, lohnt es sich, diese Fehler einmal näher kennenzulernen.

Nichts ist, wie’s scheint! – Wahrnehmungsfehler

„Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Superman!“

An dieser berühmten Comic-Zeile erkennt man auf engstem Raum die beiden größten Verfälscher einer objektiven Sicht auf die Dinge: Selektion und Subjektivität. Nicht nur, dass wir meist nichts als Ganzes inklusive Hintergrund sehen, sondern – mehr oder weniger bewusst – nur einen Ausschnitt auswählen (= Selektion). Wir beschränken uns auch ausschließlich auf unsere eigene Perspektive, meist ohne diese zu hinterfragen (=Subjektivität). Dadurch kommt es zu folgenden Fehlern:

1. Primacy-Effekt: Der erste Eindruck zählt

Von einem positiven oder negativen ersten Eindruck werden sämtliche folgenden Wahrnehmungen überlagert oder zumindest beeinflusst. Hat dein neuer Mitarbeiter einen schlechten ersten Tag? Tja, für den ersten Eindruck gibt’s eben keine zweite Chance. Niemals.

EXTRA: Wie gut ist deine Menschenkenntnis?

2. Recency-Effekt: Was interessiert mich mein Geschwätz von früher?

Spätere Eindrücke ersetzen frühere, so dass nur das jüngste Bild im Gedächtnis bleibt, ohne eine Art Gesamtbild zu ergänzen. Gerade wenn dadurch eine frühere Einschätzung korrigiert oder überlagert wird, sind diese besonders nachhaltig: Der neue aus dem Controlling ist ja gar kein Erbsenzähler!

3. Soziale Stereotype: Mal wieder typisch

Mit anderen Worten: Die klassischen Vorurteile, kulturell bedingt und/oder emotional begründet. Deshalb arbeiten manche Leute eben einfach wie Italiener oder verhalten sich wie typische Entwickler. Und die Neue aus dem Marketing ist eine Frau – da kann man nichts machen!

4. Halo-Effekt: Sie sind ein Engel

Ein – meist positives – Merkmal stellt alle weiteren Wahrnehmungen buchstäblich in den Schatten. Zwar verpasst er immer den Anzeigenschluss, seine Texte strotzen vor Fehlern und die Leser beschweren sich über ihn – aber Herr Müller ist einfach ein toller Squash-Partner!

5. Logische Fehler: Wer A ist, muss auch B sein

Man geht bei einer Einschätzung davon aus, dass bestimmte Merkmale automatisch mit anderen verbunden sind bzw. zusammengehören. Darum wissen auch alle, dass Frau Schmidt aus der Buchhaltung eine ganz oberflächliche Person ist, weil sie immer so auf ihr Äußeres achtet.

6. Zuschreibungsfehler: Wer so parkt, kann nicht Autofahren

Eine einzelne Beobachtung kann dazu führen, dass daraus ein allgemeiner Rückschluss auf eine bestimmte Eigenschaft gezogen wird. Wie der Koop-Partner, der auf deine letzte Mail noch nicht geantwortet hat: Wundere dich nicht, der liest eben einfach aus Prinzip niemals E-Mails!

Wünsche, Ängste & Co.: Erwartung & Etikettierung

Das, was wir uns von anderen erwarten oder erhoffen, beeinflusst unsere Wahrnehmung in entscheidendem Umfang. Dadurch kommt es zu sog. Etikettierungen, die wir anderen wie eine Art Stempel aufdrücken. Auch dahinter verbergen sich bestimmte Phänomene, die sich vermeiden lassen, wenn man einmal von ihnen gehört hat!

Michael Maußner

Michael Maußner ist Lehrer an einem bayerischen Gymnasium. Von 2015 bis 2017 war er als Online Marketing Manager für unternehmer.de tätig. Neben Content und E-Mail-Marketing betreute er die Kooperationen und schrieb regelmäßig Beiträge zu Themen wie Zeitmanagement, People Skills und (Selbst-)Management.

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