Konfliktvermeidung ist in vielen Unternehmen gang und gäbe. Dafür werden Coaches engagiert, um zu erlernen, wie man Konflikte möglichst früh im Keim erstickt. “Das ist ein völlig falscher Zugang zum Thema Konflikt!“, ist Christian Wirth, Konfliktexperte aus Österreich, überzeugt. Wie Unternehmen es schaffen können, von den richtigen Konflikten sogar zu profitieren, verrät er in diesem Beitrag.
Konflikte sind etwas Natürliches
Zuerst muss jedem Mitarbeiter klargemacht werden, dass Konflikte etwas Natürliches und etwas Normales sind. Jeder Mensch verfügt über ein gewisses Wertekonstrukt, welches dabei hilft, sich in der Realität zurechtzufinden. Natürlich sieht dieses Konstrukt bei jedem Menschen anders aus. Es wird durch Erziehung, Erfahrung, persönliche Bedürfnisse, etc. geprägt. Diese Werte müssen zwangsläufig mit Wertekonstrukten anderer Menschen kollidieren, und dies stellt die Basis für Konflikte dar. Statt sich und das eigene Wertekonstrukt jedoch zu hinterfragen, wird diese Abneigung auf den Kommunikationspartner projiziert. Der Konflikt nimmt Gestalt an.
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Komfortzonenerweiterung über Konflikte
Jede Weiterentwicklung eines Menschen erfolgt darüber, dass er sich Konflikten aussetzt. Wer inaktiv ist, kann keinen Konflikt eingehen und sich folglich auch nicht weiterentwickeln. Wer sich also aktiv mit Konflikten auseinandersetzt, baut Ressourcen auf, um diese Hürden, wie auch immer diese konkret aussehen, zu überwinden.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass Unternehmen sich nur weiterentwickeln können, wenn die darin arbeitenden Menschen sich weiterentwickeln, kann man zweifellos davon sprechen, dass Konflikte der Motor für die persönliche, aber auch unternehmerische Komfortzonenerweiterung sind. Es scheint geradezu schädlich zu sein, Konflikte nicht bearbeiten und aufarbeiten zu wollen.
EXTRA: Konflikte als Motor für das eigene Unternehmen
Aktivität ist die Grundvoraussetzung für Wandel
Wie bereits erwähnt, ist das aktive Arbeiten an einem Konflikt enorm wichtig. Intuitiv gehen viele Menschen, aber auch Unternehmen, diese Herausforderung falsch an und machen Fehler. Doch aus Fehlern zu lernen, ist immer noch besser als überhaupt nichts zu tun. Lernen kann nur stattfinden, wo agiert wird und wo Fehler gemacht werden. Das Hauptproblem scheint zu sein, aufkeimende Konflikte möglichst früh zu erkennen, um sie dann zu bearbeiten. Meist wird jedoch das genaue Gegenteil gemacht, indem der Konflikt eher unter den Teppich gekehrt wird. Dinge wenden sich sehr selten zum Besseren, wenn sie verdrängt werden. Wer aktive Konfliktvermeidung betreibt, arbeitet daher im Grunde gegen sich selbst und gegen das Unternehmen.
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Eine neue Form der Konfliktkultur notwendig
Es kann jedem Unternehmen nur geraten werden, aktiv an der eigenen Konfliktkultur zu arbeiten. Den Mitarbeitern muss klargemacht und vorgelebt werden, dass Konflikte nicht nur etwas Natürliches, sondern etwas Notwendiges sind, um sich und das Unternehmen weiterzuentwickeln.
Diese Kultur muss in jeder Facette des Unternehmens spürbar sein und aktiv gelebt werden. Die Bedeutung des Umganges mit Konflikten für den Erfolg des Unternehmens kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Hilfe zur Selbsthilfe
Viele Unternehmen geben sich allerdings damit zufrieden, dass sie einmal oder zweimal im Jahr einen Konfliktcoach einladen, der die bestehenden Konflikte bearbeiten soll. Was jedoch fehlt, um sich nachhaltig weiterzuentwickeln, die notwendigen Grundstrukturen, um Konflikte wirklich aktiv für die Weiterentwicklung zu nutzen, werden jedoch selten implementiert.
Einen guten Konfliktcoach erkennt man vor allem daran, dass er Hilfe zur Selbsthilfe anstrebt. Das Ziel jedes Unternehmens muss es sein, die aufkeimenden Konflikte so gut es geht für das eigene Wachstum zu nutzen, und zwar langfristig ohne externe Hilfe. Dazu muss man diese allerdings schnell erkennen, zulassen und adäquat bearbeiten. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das Maximum für jeden persönlich, aber auch unternehmerisch, herausgeholt wird.
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