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Der erste am Markt zu sein mit einem neuen Produkt oder einer neuen Technologie wird oft als die beste Ausgangslage für Unternehmer beschrieben. Manche Gründer sind gar abgeneigt, eine Idee umzusetzen, wenn es bereits 2-3 weitere Firmen gibt, die das gleiche oder ein sehr ähnliches Produkt anbieten. Denn wer zuerst am Markt ist, kann die meisten Kunden gewinnen, die größten Marktanteile sichern und sich noch ohne Konkurrenz auf den Aufbau seines Unternehmens konzentrieren.

Eine Untersuchung von über 1.850 Unternehmen aus dem Jahre 1985 von W.T. Robinson und C. Fornell im Journal of Marketing bestätigte dies. Die Ergebnisse sind in folgender Grafik zu sehen:

 KonsumgüterIndustriegüter
First Movers29%29%
Early Followers17%21%
Late Followers12%15%
Quelle: Journal of Marketing, 1985

Doch ist dies wirklich so einfach? Muss man zwingend der / die erste sein, um ein erfolgreiches Unternehmen zu führen?

Die Wirtschaftsgeschichte ist voll von Beispielen, in denen der erste am Markt schon bald vom Thron gestoßen wurde und seinen Vorteil gegenüber den Nachzüglern (Early / Late Followern) eingebüßt hat. Die spätere Konkurrenz hatte ein verbessertes Produkt, ein besseres Marketing, einen besseren Vertriebsprozess, oder sogar all dies zusammen. Als Early Follower eines neuen Produktes kann man nämlich von der harten Arbeit des First Movers im Marktes profitieren: der Markt wurde bereits getestet, der Produktnutzen ist bereits klar, es gibt erste definierte Zielgruppen, etc. Hier sind nur einige der zahlreichen Beispiele bei denen die First Mover Ihren Vorteil gegenüber den Early Followern verloren haben:

  • Bomar war das erste Unternehmen, das handliche Taschenrechner auf den Markt brachte und vermarktete das Produkt mit breiten TV-Kampagnen. Nur wenige Jahre später wurde Bomar von Texas Instruments und Hewlett Packard bei Taschenrechnern überholt.
  • Friendster war einst die aufregendste Webseite im Internet. Als quasi das erste soziale Netzwerk der Welt erreichte es drei Millionen User, gegründet noch ein Jahr vor Myspace und Jahre vor Facebook. Friendster hatte auch extrem lange Ladezeiten und die Server waren dem Ansturm nicht gewachsen, wodurch die Nutzer nach und nach zu anderen Plattformen wechselten.
  • Visicorp entwickelte die bahnbrechende Spreadsheet Software Visicalc. Als ein paar Jahre darauf Lotus-1-2-3 mit viel mehr Funktionen und weit besserem Marketing auf den Markt kam, wurde Visicalc verdrängt. Heute dominiert MS Excel den Markt.
  • Docutel entwickelte die ersten automatischen Registrierkassen. Als IBM später verbesserte Registrierkassen mit viel mehr Features und Anwendungsmöglichkeiten auf den Markt brachte, verlor man die Vormachtstellung.
  • Webcrawler war vermutlich die erste Suchmaschine im Internet, neben Lycos, Excite, Infoseek und anderen. Sie waren bereits online und aktiv, als die Gründer von Google noch einfache Studenten an der Stanford waren. Google entwickelte Jahre später eine simplere Suchmaschine, die bessere Ergebnisse lieferte.
  • Osborn Computers entwickelte die erste, marktfähige Version eines Laptops. Als die Konkurrenz später tragbare PCs mit viel mehr Leistung anbot, wusste man nicht, was man tun sollte.

Natürlich haben First Mover immer eine Reihe von Vorteilen. Man kann Kunden in seinen Produkten oder Dienstleistungen halten. Man kann sich Marktanteile besser sichern, nachdem man sie vorher aufgebaut hat. Manchmal kann einen sogar ein Patent schützen, und bis Follower am Markt auftauchen, kann man sich in den meisten Fällen hohe Margen sichern. Allerdings ist der erste am Markt zu sein nicht genug, um ein langfristig profitables Unternehmen zu führen.

Fazit

Der erste am Markt zu sein kann dabei helfen Fuß zu fassen. Um aber an der Spitze zu bleiben, muss ein Unternehmen aber seine Produkte zuverlässig umsetzen können. Der erste gewinnt zwar viele Marktanteile, aber nur der beste wird diese auch langfristig für sich halten können.

David A. Schneider

David A. Schneider hat über 12 Jahre an vorderster Front im Vertrieb und im direkten Marketing verbracht. Sein erstes Unternehmen hat er mit 18 Jahren gegründet und war seither von den Möglichkeiten und Auswirkungen des Unternehmertums auf unsere Gesellschaft fasziniert. Derzeit hat er eine leitende Funktion in einem Familienunternehmen mit 150 Mitarbeitern und teilt sein Wissen als Autor, Blogger und Unternehmensberater mit seinen Kunden und Lesern.

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One Comment

  • Philipp sagt:

    Lieber David,

    dein Artikel zu First-Mover-Advantage ist hervorragend. Ich habe sehr viel gelernt und bin froh, mit meinem erweiterten Wissen in den Tag zu starten. Danke dir. :)

    Liebe Grüße
    Philipp

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