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Apple vs. Microsoft, FC Schalke vs. Borussia Dortmund, Marketing vs. IT und Kollege gegen Kollege. Wettbewerb, wo man nur hinschaut. Wir wundern uns nicht darüber und halten ihn für notwendig und sinnvoll, ganz nach dem Motto:

„Konkurrenz belebt das Geschäft.“

In Unternehmen wird eine Aufgabe gleichzeitig an mehrere Experten gegeben, damit diese sich besonders anstrengen und das beste Ergebnis liefern. Punktuell mag das sogar funktionieren, aber eine langfristige Strategie ist das nicht.

Konkurrenz ergibt nur dort Sinn, wo es einen Markt (im marktwirtschaftlichen Sinne) gibt. Die Art der inszenierten Konkurrenz soll neue Ideen und Innovationen produzieren. Das kann und tut sie aber nicht.

Konkurrenz fördert nur eines: Konkurrenz.

Das zeigt sich dann in Symptomen wie Silo-Denken, Informationshoheit oder verweigerter Kooperation.

Wir arbeiten und leben in einer komplexen Welt. Für viele Herausforderungen und Aufgaben kennen wir die Lösungen vorab nicht, wir brauchen Zusammenarbeit über verschiedene Disziplinen hinweg. Darüber sind sich die meisten Manager einig und gleichzeitig denken sie, Konkurrenz sei eine Antwort auf die Komplexität. Warum nur hängen wir so sehr an dem Konkurrenzgedanken?

Raus aus der Konkurrenzfalle!

Ein Argument, das in Management-Etagen vieler Organisationen auftaucht: „Nur Konkurrenz macht Evolution möglich; sie sorgt für die Auswahl der Besten“. Mit diesem Grundgedanken wachsen viele Menschen auf und finden ihn fortlaufend bestätigt. Schließlich konkurrieren wir bereits im Kindesalter um Anerkennung, gute Noten oder einen Platz im Volleyball-Team. Das jedoch ist nicht Evolution, sondern Verdrängung. Konkurrieren Menschen um den gleichen Faktor, so muss einer auf Dauer verlieren.

Das ist in der Natur übrigens ebenso wie in modernen Organisationen. Innerhalb einer Art und zwischen Arten herrscht immer Wettbewerb. Es geht dabei um Nahrung und Fortpflanzung, was die Konkurrenz existenziell macht. Schließlich werden so Überleben und Arterhaltung gesichert.

Abgesehen davon, dass das zugehörige Revierverhalten auch bei Menschen zu beobachten ist, konkurrieren wir im Arbeitsalltag mitnichten um die Faktoren Nahrung und Fortpflanzung.

Es geht um Macht, Positionen, Karriere und Status. Das Argument der Evolution und die Natur als Vorlage sind im Kontext unserer Organisationen nicht gültig. Konkurrenz und Wettbewerb sind also nicht die Erfolgszutaten für komplexe Aufgaben. Was braucht es stattdessen? Ganz einfach: Kooperation.

„Wie du mir, so ich dir!“

Eine der häufig zitierten Versuchsanordnungen, wenn es um das Zustandekommen von Kooperation geht, ist das „Gefangenendilemma„. Zwei Bankräuber, denen der Raub nicht nachzuweisen ist, werden gefasst und ihnen wird die Kronzeugenregelung angeboten. Abhängig davon, ob sie schweigen oder gestehen, gibt es Freilassung beziehungsweise unterschiedliche Strafmaße für sie und ihren Mitgefangenen.

Ohne an dieser Stelle auf die Details einzugehen, zeigt diese Betrachtung eines ganz klar: Kooperation braucht Vertrauen. Ist das in einer Organisation oder einem Team nicht vorhanden, so ist das Einfordern von Kooperation müßig, da die Menschen eher einen egoistischen Weg gehen und ihr Umfeld misstrauisch beobachten. Herrscht allerdings eine Vertrauenskultur, so neigen Menschen viel stärker zur Kooperation als zur Konkurrenz.

EXTRA: Vom fehlenden Vertrauen in der Geschäftswelt [Kolumne]

Kooperation muss sich auch lohnen

Wie sieht es in deiner Organisation mit der Kooperation aus? Mach unseren Kurztest und beantworte spontan und ohne Zögern die nachfolgenden Fragen mit Ja oder Nein:

Checkliste: Konkurrenz und Koop
  • Wertschätzung ist die Basis bereichsübergreifender Zusammenarbeit?
  • Die verschiedenen Teams sind untereinander vernetzt?
  • Die Teams haben eine Größe, in der die Koordination gut möglich ist?
  • Informationsaustausch und Kontakt sind gewünscht und werden angeregt?
  • Vertrauen wird als Vorschuss gegeben?
  • Kooperation zahlt sich aus?
  • Konkurrenzkämpfe sind verpönt?

Kannst du diese Fragen überwiegend mit Ja beantworten, bist du wahrscheinlich auf einem guten Weg in eine fruchtbare Kooperationskultur. Der Alltag sieht in vielen Organisationen leider anders aus. Es gibt dort viele Spielarten von Konkurrenz, wie das Vorenthalten von Informationen, der Kampf um Ressourcen und tägliches Machtgerangel. Sie sind unterteilt in abgegrenzte Bereiche und Abteilungen, die jeweilige Ziele zu erfüllen haben. Zielkonflikte, Ressourcenkampf und Abschottung sind die Folge.

Diese Wettbewerbe werden nicht aufgelöst, denn meist steht die Zielerreichung ganz oben auf der Agenda. Und so wird letztendlich Konkurrenz belohnt beziehungsweise gefördert. Das Vertrauen der Menschen in die KollegInnen, andere Bereiche und die Organisation selbst bleiben auf der Strecke. Was also ist zu tun, um dieses Spiel zu beenden?

Belohne Kooperation!

Das ist alles? Ja, sobald du weißt, was du neben Vertrauen noch dafür brauchst.

Vertrauen, Transparenz und Auseinandersetzung

Vertrauen bereitet für uns Menschen die Grundlage, damit wir gerne kooperieren. Damit das auch in einem komplexen Organisationskontext funktioniert, braucht es außerdem noch Transparenz. Entscheidungen, Prozesse, Vorgehensweisen müssen für MitarbeiterInnen sichtbar und öffentlich sein. Dasselbe gilt für Fehler, Defizite und Unsicherheiten. Auf Fehler wird in einer „kooperativen Organisation“ nicht mit Schuldzuweisung und Sanktionierung reagiert, sondern diese werden als Feedback ins System verstanden und sind öffentlich.

EXTRA: Was tun, wenn der Mitarbeiter Fehler macht?

In einigen Managerköpfen lebt die Idee, dass Kooperation totale Harmonie bedeutet. Es herrsche Basisdemokratie und alle sind immer einer Meinung. Das ist ein Trugschluss. Kooperation zu leben bedeutet echten Diskurs und Auseinandersetzung.

Kooperation wird laufend neu ausgehandelt und gerade die Transparenz lässt den Grad der Auseinandersetzung steigen. Gemeint ist die Auseinandersetzung im Miteinander, nicht die über Prozesse und Vorgehensmodelle. Damit ist dann auch klar, dass Kooperation anstrengend ist und laufend „in Arbeit“.

Diese Anstrengung ist der Preis, den wir zahlen, um Kooperation zu ermöglichen. Sie ist die Basis für Vernetzung. Vernetzung ist eine Grundeigenschaft komplexer Systeme. Unsere Arbeitswelt ist komplex – das ist die Realität, in der wir leben – und in ihr wollen wir erfolgreich sein.

Stephanie Borgert

Stephanie Borgert fürchtet sich nicht vor Unerwartetem, Unbeständigkeit und Intransparenz. Die hohe Vernetzung und Dynamik unserer komplexen Welt treibt sie an, Ihre Führungserfahrung aus der IT-Branche zu nutzen und als Autorin, Coach und Vortragsrednerin einen für komplexe Systeme notwendigen Paradigmenwechsel hin zu einem holistischen Management herbeizuführen.

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