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Ob in Text-Gruppen auf Facebook oder in Text-Börsen wie content.de: Oft werden die Leistungen von freien TexterInnen zum Wortpreis angeboten. Texte lassen sich so äußerst genau kalkulieren und abrechnen, so die Annahme. Die Nachteile der Wortpreise sind allerdings zu bedeutend, um deine FreelancerInnen 2021 noch nach Wort zu bezahlen. Wir zeigen, warum du lieber auf Pauschal- oder Stundensätze setzen solltest.

1. Du förderst schlechten Stil

„Schreiben ist leicht, man muss nur die falschen Worte weglassen.“

Das wusste schon Mark Twain. Wenn du TexterInnen nach Wortpreis bezahlst, animierst du sie dazu, hier und da auch ein paar der falschen Worte in den Text zu schmuggeln. Schließlich bekommen sie für jedes Wort Geld. Und ein Text lässt sich auf erstaunlich viele Arten aufblähen: Füllwörter, Deppen-Leerzeichen oder inhaltliche Wiederholungen sind nur die beliebtesten davon. Zum anschließenden Kürzen – und jede/r RedakteurIn weiß, hier gewinnt der Text fast immer – motiviert diese Abrechnungsart auch nicht gerade.

Denn jedes gestrichene Wort ist ein Wort, das TexterInnen nicht mehr abrechnen können. Im schlimmsten Fall erhältst du deswegen von vornherein eine Aneinanderkettung von inhaltsleeren Phrasen. Im besten Falle fehlt der Feinschliff durch eine gründliche Überarbeitung, die du durch den Wortpreis für TexterInnen unattraktiv gemacht hast.

2. Du bist guten Textern egal

TexterInnen haben zwei Möglichkeiten:

  1. Entweder sie verdienen ihr Geld mit Qualität und nehmen einen ausreichend hohen Preis, um diese auch in jedem Text zu erreichen.
  2. Oder sie zielen auf Quantität zu niedrigen Preisen.

Je geringer die Kosten für dich, umso mehr Volumen müssen TexterInnen stündlich „produzieren“. Dann haben sie schlicht nicht die Zeit, Qualität zu liefern. Wortpreise sind eher im Quantitäts-Markt und weniger im Qualität-Markt üblich.

EXTRA: 11 Texter-Tipps: Diese Elemente braucht dein Artikel [Infografik]

Wenn du nun in deinen Angeboten und Gesuchen von Wortpreisen redest, suggerierst du damit, dass du nicht Teil des Marktes bist, den TexterInnen mit Anspruch anpeilen. Du wirst deswegen weniger Angebote von TexterInnen erhalten, die Qualität statt Quantität bieten.

3. Mangelnde Wertschätzung

Die Abrechnung nach Wort setzt einen eindeutigen Fokus: Wichtig ist nicht die Qualität. Nicht die Recherche, die hinter einem Text steckt oder das Verbessern von Argumenten, Struktur und Ausdruck. Nicht die Optimierung für Online-Texte und auch nicht die Ausrichtung auf deine Zielgruppe mit ihren Problemen. Wichtig ist allein das Volumen.

Aber Zeitungen und Zeitschriften rechnen doch auch nach Volumen ab? Zugegeben: Es scheint nur ein kleiner Unterschied zu sein, wenn eine Zeitung nach Normzeilen abrechnet. Doch diese Abrechnungsart resultiert aus dem begrenzten Platz im Print. Der Wortpreis für Webtexte resultiert hingegen aus einer Bevorzugung von Quantität über Qualität, denn er stammt aus den dunklen Zeiten der Suchmaschinenoptimierung. Aus Zeiten, als Google noch wenig von guten Texten verstand und Artikel ausreichten, die 500 Wörter und in jedem Satz das Keyword enthielten.

4. Du förderst prekäre Arbeit

Wenn du sogar nur einen einstelligen Centbetrag je Wort zahlst, können deine FreelancerInnen davon kaum leben.

Um auf ein durchschnittliches Gehalt zu kommen, müssen FreiberuflerInnen pro Stunde um die 70 Euro verdienen. Bei 5 Cent pro Wort müssten sie 1.400 Wörter in der Stunde schreiben. Das ist nicht möglich, vor allem nicht über einen längeren Zeitraum.

Das bedeutet: Der Stundenlohn der Betroffenen ist erheblich niedriger. Je besser der Text, umso schlechter der Stundenlohn. Solche TexterInnen arbeiten unter einem erheblichen finanziellen Druck. In Text-Börsen bleibt vermutlich jeder unter Mindestlohn, Hauptberufliche auf jeden Fall. Wenn faire Arbeitsbedingungen zu deinen unternehmerischen Werten zählen, kommen solche Preise für dich nicht in Frage.

5. Es strahlt auf dich zurück

Qualität vor Quantität.

Das predigen inzwischen sogar SEO-Agenturen. Der Shift weg vom Wortpreis ist allgegenwärtig. Pauschalpreise und Stundensätze werden immer beliebter und legen den Fokus auf ebendiese Qualität. Wenn du weiterhin mit Wortpreisen arbeitest, suggerierst du das Gegenteil: Immer noch auf Quantität zu setzen und den Wert von Qualität nicht zu kennen. Das merken deine TexterInnen, deine KonkurrentInnen und am Ende auch deine KundInnen.

EXTRA: Content Marketing: 3 Tipps für die effiziente Zusammenarbeit mit freien Textern

Übrigens: Dieser Shift findet auch bei den TexterInnen selbst statt, wie eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter 262 haupt- und nebenberuflichen TexterInnen zeigt. Am beliebtesten ist unter FreelancerInnen der Pauschalpreis:

Content Marketing: Warum du nicht auf Wortpreise setzen solltest

Fazit: Wenn du Qualität willst, zahle keine Wortpreise

Du willst hochwertige Texte für deine Projekte? Dann vergiss Wortpreise und zahle TexterInnen faire Pauschalpreise oder Stundensätze. Denn so zeigst du, dass du Wert auf Qualität und eine faire Zusammenarbeit legst und ziehst ebensolche TexterInnen an.

Juliane Becker

Juliane Becker ist Redaktionsleiterin und Gesellschafterin bei der WORTLIGA GmbH. Das Münchner Unternehmen steht Firmen aller Größen als Full-Service-Partner bei der Textproduktion zur Seite oder vermittelt ausgewählte AutorInnen. Daneben entwickelt es die WORTLIGA Textanalyse.

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