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Was bedeutet der Wertewandel der Generationen Y & Z? Benimmregeln, die zumindest die Baby Boomer und Generation X noch durch Erziehung geprägt haben, sind vielfach abgeschafft. „Leitplanken“, die Orientierung geben, verschwinden.

In Unternehmen sind aktuell bis zu vier Generationen anzutreffen, alle mit ganz unterschiedlichen Umgangs- und Wertevorstellungen. Wie kommen sie miteinander zurecht?

Die Vielfältigkeit der Generationen

Die Generationen Y ist wertschätzend, mitbestimmend und optimistisch aufgewachsen.  Die Generation Z eher unkonventionell, selbstbestimmt, selbstzentriert und kritisch. Beide Generationen beanspruchen Flexibilität, Agilität, Freiraum zur Entfaltung und persönlicher Priorisierung.

Dagegen stehen die Baby Boomer, die Respekt, Hierarchien und den ständigen Einsatz für ihren Job, und damit Gewinn an Statussymbolen und Titel, gewöhnt sind. Davon wollen die jungen Generationen nichts mehr wissen. Sie treten selbstbewusst auf, wissen genau welchen Wert sie haben, was sie wollen und nicht wollen und hinterfragen alles. Daher kommt die Bezeichnung Y (aus dem Englischen Why).

Diese Vielfältigkeit, die diversen Ansprüche und Selbstverständlichkeiten von bis zu vier Generationen unter ein Firmendach zu bringen, ist alles andere als einfach. Hier kann nur eine miteinander vereinbarte Unternehmenskultur helfen.

Sie gibt den Empfindungen, Vorstellungen, Gepflogenheiten und Wertewandel der Generationen einen verbindlichen Rahmen. Sie spiegelt das Unternehmen in seiner ganzen Vielfalt, mit seinen Werten und dem Image, das es sich nach innen und außen geben will, wider.

Ist Knigge also hoffnungslos veraltet?

Zunächst wäre zu klären, was jedes Mitglied einer Generation überhaupt unter „Knigge“ und „Knigge-Regeln“ versteht. Denn Knigge war kein „Benimmpapst“, sondern ein scharfer Beobachter mit einer hohen Wahrnehmung.

Somit erkannte er Defizite der Kommunikation und des Umgangs zwischen dem Landesregenten und den Bauern und Bürgern, die mit ihrem Anliegen vorsprechen wollten. Das misslang häufig und so wollte Knigge eine Verständigungsgrundlage schaffen, um es allen Beteiligten, vor allem den Bauern und Bürgern einfacher zu machen, ihr Anliegen auch wirklich vortragen zu können.

EXTRA: Was Chefs über die Generation Z wissen sollten

Mir erscheint dies ziemlich zeitgemäß. Auch wir wollen durch Türen schreiten, unsere Anliegen darlegen, Produkte verkaufen, Menschen für unsere Sache gewinnen. Auch wir brauchen ein einvernehmliches Miteinander. Also benötigen wir doch „Leitplanken“?

Hierarchien sind überholt, die neue Lässigkeit hat Einzug gehalten. Das bezieht sich sowohl auf die Ansprache, die vom respektvollen Sie auf das nahbare du gewechselt hat, als auch auf den Look, mit dem man sich am Schreibtisch und in Terminen präsentiert. Der Bruch mit den bisherigen als lästig und konventionell empfundenen Benimmregeln wird vielfach als Befreiung erlebt.

Nicht alles, was lässig und ungezwungen ist, ist automatisch cool, positiv und erhält Anerkennung. Lässigkeit kann auch geringschätzend, unfreundlich, respektlos, ignorant wirken und damit die Beziehung zu Chefs, GeschäftspartnerInnen, KundInnen bis hin zu KollegInnen aus einer anderen Generation erschweren, bzw. deutlich behindern. Es kann Karrieren beeinträchtigen, sogar vereiteln. Dennoch scheinen viele der Mitglieder der jungen Generationen nicht von ihren Vorstellungen und Ansprüchen abrücken zu wollen. Wie kann es also eine generationsübergreifende „Benimm-Vereinbarung“ geben?

Das Grundbedürfnis nach Wertschätzung und Respekt ist seit je her und immer noch für alle gleich und verbindet sie. Da jeder eine Vorstellung davon hat, was für ihn Wertschätzung, ein wertschätzender und respektvoller Umgang bedeuten, ist es recht einfach, sich an der eigenen Vorstellung zu orientieren und dementsprechend anderen zu begegnen. Frage dich einfach:

„Was erwarte ich? Wie möchte ich angesprochen und behandelt werden? Was ist für mich wichtig, etc.“

Beantworte diese Fragen und bringe deinen eigenen Anspruch anderen entgegen.

Je mehr wir „Leitplanken der Umgangsform“ abschaffen, desto mehr ist jeder einzelne gefordert, sich Gedanken zu machen: Über die eigene innere Haltung zu den Mitmenschen und den eigenen Werten im Umgang mit ihnen.

Freundlichkeit, Rücksichtnahme, Respekt und ein Lächeln – damit ist man schon einmal auf der sicheren Seite. Achtsamkeit, um Veränderungen zu beobachten und ein ständiger Abgleich sind erforderlich. Nur so kann eine Basis für einen generationsübergreifenden Umgang und einer ebensolchen Wertschätzung gelegt werden.

Konfliktfelder der Generationen

Die Baby Boomer-Chefs müssen erkennen und lernen, dass respektvoller Umgang auf Augenhöhe und Anerkennung in Form von regelmäßigem Feedback für die jungen Generationen eine sehr wichtige Bedeutung hat, denn dies sind sie durch ihre Eltern und die ständigen „Daumen hoch“ auf allen sozialen Kanälen gewohnt.

Die Generation Y hingegen kämpft um die Durchsetzung ihrer Vorstellungen zur Life-Work-Balance und dem Anspruch auf Flexibilität. Die jüngste Generation X nennt hingegen häufig Arbeitsdisziplin und Führungsstil als Ursache für Konflikte und Unzufriedenheit.

Dies zeigt die Notwendigkeit einer deutlichen Umstellung und des Einvernehmens im Umgang miteinander, aber auch die Erkenntnis welche Chancen darin liegen.   

Wertewandel der Generationen

Gerade die Generation Y, auch Millenials genannt, stehen insbesondere für den Wertewandel der Generationen. Sie haben eine starke Auswirkung auf die Wirtschaft und die Arbeitswelt, haben eine ausgeprägte Arbeits- und Lernbereitschaft, ebenso wie hohe Ansprüche und Bedürfnisse nach Weiterentwicklung. Das persönliche Glück steht im Vordergrund und Macht und Prestige verlieren an Bedeutung.

Folglich strebt die Generation Y nicht nach Führungsverantwortung sondern möchte sich lieber flexibel einbringen, beispielsweise als Multi-Project-Worker, der spannende Projekte umsetzt und mitgestaltet. Eine prestigeträchtige Position wird nicht der Selbstverwirklichung geopfert. Life-Work-Balance stehen im Fokus, was nicht bedeutet, dass zwangsläufig weniger gearbeitet werden will. Vielmehr werden Flexibilität und Freiheit gefordert und genommen, dann Dinge zu erledigen, wenn sie gerade anstehen, ganz unabhängig dessen, ob sie in die Arbeits- oder Freizeit fallen.

Die Generation Z, die gerade in die Berufswelt einsteigt, hat meist ein komplett anderes Elternhaus erlebt als die Generationen Y. Eltern sind keine Respektspersonen mehr, sondern Freunde, Mentor, Coach, Trainer und Bewunderer der Kinder. So geprägt treten sie mit völlig anderem Verständnis im Unternehmen auf: Respekt vor dem Chef ist den jungen Leuten genau so fremd wie Befehl und Gehorsam. Es gibt wenig Eigeninitiative, Selbstdisziplin, häufig wenig Sinn für Verlässlichkeit.

Ein Wandel der Unternehmenskulturen ist im vollen Gange.

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Britta Balogh

Britta Balogh ist seit über 20 Jahren selbstständig. Sie ist Karrierecoach, Speakerin, Autorin und Wegbereiterin für Führungskräfte auf ihrem Karriereweg. In ihrem Buch und ihren Artikeln, Seminaren und Coachings behandelt sie Themen wie Soft Skills, Kommunikation, Business-Etikette und Führung und erklärt, wie diese Fähigkeiten die Karriere beflügeln können. Foto: © David Sonntag

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