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Ist Nachhaltigkeit Chefsache? Auf jeden Fall! Immer mehr InvestorInnen und UnternehmerInnen sind sich ihrer Verantwortung für Nachhaltigkeit bewusst.

Die Pandemie hat uns deutlich gemacht, dass wir uns intensiver mit dem Klimawandel auseinandersetzen müssen. Und wir sollten uns vor Augen führen, inwiefern er unser Leben zukünftig verändern wird und dementsprechend handeln.

Wichtige Investoren und Unternehmensführer bekennen sich zur Nachhaltigkeit

Larry Fink, Vorstandschef vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, hat sich in seinem aktuellen jährlichen Brief aus dem Januar 2021 an alle CEO’s der Unternehmen, an denen Blackrock als größter Investor beteiligt ist, eindrücklich und sehr deutlich zur Nachhaltigkeit erklärt.

Er hat darüber hinaus als (Mehrheits-)Aktionär all dieser Unternehmen „angewiesen“, dringend darüber nachzudenken, „dass die Pandemie zu einer existenziellen Krise geworden ist, die uns schonungslos vor Augen führt wie verletzlich wir sind. Sie hat uns auch dazu veranlasst, uns noch intensiver mit der globalen Bedrohung durch den Klimawandel auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie er – ähnlich wie die Pandemie – unser Leben verändern wird.“

„Die Märkte werden beginnen das Klimarisiko bei Wertpapieren einzupreisen und dies eine grundlegende Umschichtung von Kapital in Gang setzt. ….. Diese massive Kapitalumschichtung, die wir derzeit beobachten, nimmt weiter Fahrt auf“. Larry Fink ruft seine Unternehmen dringend dazu auf, „einen Plan vorzulegen, aus dem hervorgeht, wie sie ihr Geschäftsmodell an eine klimaneutrale Wirtschaft anpassen wollen – also an eine Wirtschaft, in der die Erderwärmung auf deutlich unter 2°Celsius begrenzt wird“.

Er fordert die Vorstände seiner Beteiligungsunternehmen auf, darzulegen, wie sie diesen Plan in ihre langfristige Geschäftsstrategie einbinden und wie deren Aufsichtsrat die Einhaltung überprüfen wird. Konsequenzen aufgrund einer Nicht-Beachtung dieser konkreten „Anweisung“ werden nur angedeutet bzw. kann sich jeder Betroffene selbst ausmalen. Blackrock sei „zunehmend geneigt, Aufsichtsräten und Vorständen die Zustimmung zu verweigern“, wenn ein nachhaltiges Wachstum nicht gewährleistet ist.

Anlässlich des 8. Deutschen CSR Forum im April 2012 resümierte Wolfgang Scheunemann, (Gründer des Deutschen Forums für Fragen der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen), dass „CSR jetzt Chefsache ist“ und Unternehmer „bereits Verantwortung übernommen haben“. Zahlreiche Vorträge und Statements von bedeutenden Unternehmensführer zeigten deutlich, dass CSR bereits damals zur Chefsache gemacht wurde.

Verantwortung „unternehmen“ schon seit vielen Jahren

Bereits vor knapp 10 Jahren unterstrich Dr. Kurt Bock, der Gewinner des Deutschen CSR-Preises 2012 in der Kategorie „Herausragendes CSR-Engagement“:

„Nachhaltiges Wirtschaften heißt für uns, ökonomischen Erfolg mit ökologischer und gesellschaftlicher Verant­wor­tung in Einklang zu bringen. So sichern wir langfristig unseren unternehmerischen Erfolg.“

Franz Fehrenbach unterstrich in seinem beeindruckenden Referat mit dem Thema „Der Nutzen nachhaltiger Unternehmensführung – am Beispiel Bosch“:

„Unternehmerische Verantwortung ist nicht Zweck, sondern Bedingung wirtschaftlichen Handelns“.

Und der für mich bemerkenswerteste Satz von ihm lautet:

„Wir übernehmen Verantwortung nicht, wir unternehmen sie“.

Ein so prägnanter Satz stammt aus dem Jahr 2012, erfrischend wahr und kurz, abseits von all den vielen Texten und wortreichen Erläuterungen unternehmerischer Verantwortung.

CSR hat sich zu längst zu CR weiterentwickelt

Nachhaltigkeit bzw. CSR ist also in vielen deutschen Unternehmen flächendeckend erwachsen geworden. Weg vom Balztanz der Kommunikationschefs und der ÖKO-Schwallerei zahlreicher NGOs. Nachhaltigkeit ist bereits vor 10 Jahren zur Normalität des deutschen, unternehmerischen Alltags geworden.

Braucht es also noch den „Aufruf“ des größten Aktionärs der Welt? Was will Larry Fink?

Auch er weiß, dass in zahlreichen Unternehmen die systemorganisierte Gedanken- und Verantwortungslosigkeit der Vergangenheit angehört. CSR hat sich in vielen führenden Unternehmen zu CR weiterentwickelt und schließt als Bestandteil der unternehmerischen Strategie auch die Bereiche Corporate Governance und Corporate Citizenship mit ein.

Viele deutsche Unternehmen haben erkannt, dass die gesellschaftliche Aufgabe von Unternehmen darin besteht, Wertschöpfungsprozesse und gesellschaftliche Verantwortung zu kombinieren. Und erkennen, dass „nachhaltige Geschäftsmodelle“ zu einer marktgerechten Differenzierung im Wettbewerb führen.

Die oben erwähnten Beispiele in Deutschland aus 2012 sind bereits zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor unter dem Dach der Marke ‚Made in Germany‘ geworden.

Die Kernfrage lautet: Wieviel Zeit haben wir noch?

Meiner Meinung nach weist Larry Fink zu Recht darauf hin, dass die nicht von der Hand zu weisenden Klimarisiken wesentliche Anleger zwingen, ihre zentralen Annahmen zur modernen Finanzwirtschaft zu überdenken. Es geht mehr als um Energieeffizienz zu steigern und CO2-Emission zu senken (und nicht nur zu kompensieren). Es geht um das Ziel „Netto-Null-Emission“ bis spätestens 2050.

Es braucht also nicht nur weitere, sondern tiefgehende und schnell wirkende Maßnahmen und Geschäftsmodellveränderungen. Spätestens jetzt muss sich jeder Unternehmer persönlich zum obersten Nachhaltigkeits-Akteur berufen fühlen und jeder Aufsichtsrat zum Garanten und Hüter dieser nachhaltigen Geschäftsführung.

Damit rückt die unternehmerische Verantwortung und die damit verbundene persönliche Haftung gegenüber Gesellschaft und Ökologie in den zentralen Fokus unternehmerischen Handelns. Das Ergebnis ist eine grundlegend veränderte Geschäftsstrategie.


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Rudolf X. Ruter

Rudolf X. Ruter verfügt über eine knapp 40-jährige Erfahrung (AA und EY). Er war von 2008 bis 2013 Leiter des Arbeitskreises »Nachhaltige Unternehmensführung« in der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e. V. Er ist u. a. Vorsitzender des Beirats Financial Experts Association e. V., Mitglied der Expertenkommission des Deutschen Public Corporate Governance-Musterkodex und Vorsitzender des Beirats der Wohninvest Holding GmbH (vgl. www.ruter.de).

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