Arbeitgeber sind oft ratlos, wie sie mit einem Mitarbeiter umgehen sollen, bei dem eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) diagnostiziert wird. Viele Arbeitgeber und Mitarbeiter sind nicht bereit mit jemanden zu arbeiten, der an BPS erkrankt ist. Aber ein angenehmes Arbeitsplatzumfeld kann Betroffenen mehr Stabilität und Zielorientierung im Leben bieten. Ein Verständnis für Borderline und die zugrundeliegenden psychologischen Erfahrungen kann Managern, Vorgesetzten und Mitarbeitern helfen, mit einem schwierigen Mitarbeiter besser umzugehen.
In diesem Artikel werden verschiedene Aspekte der Borderline-Persönlichkeitsstörung thematisiert:
- Symptome und Auswirkungen
- Unterstützung des Mitarbeiters
- Tipps für den richtigen Umgang mit Borderline
Borderline: Auswirkungen von BPS-Symptomen
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung. Betroffene haben eine Schwäche ihre Emotionen effektiv zu beherrschen. Die Störung tritt im Kontext mit Beziehungen auf: Manchmal sind alle Beziehungen betroffen, manchmal nur eine. Bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung treten häufiger Stimmungsschwankungen auf und können sogar mehrmals innerhalb eines Tages auftreten.
EXTRA: Psychische Krankheit der Mitarbeiter: Prävention & Intervention
Ein Angestellter oder Mitarbeiter mit Borderline kann ein guter Arbeiter sein, wenn er nicht von seinen Symptomen überwältigt wird. BPS-Symptome können jedoch je nach Arbeitsplatzsituation variieren. Außerdem kann die Erkrankung die Arbeitsleistung und die Fähigkeit, sich in das Arbeitsumfeld einzugliedern, beeinträchtigen.
- Kritik eines Mitarbeiters oder Managers
- Berufliche Distanz
- Launenhaftigkeit
können bei BDS-Betroffenen Gefühle der Verlassenheit oder Ablehnung auslösen. Diese können zu unterschiedlichen Reaktionen führen, wie:
- Unangemessener Wut
- Intensiven Emotionen
- Selbstverletzung
- Anderem impulsiven Verhalten
Aufgrund ihrer emotionalen Impulsivität können Betroffene Unruhe am Arbeitsplatz schaffen. Borderliner neigen zum Schwarz-Weiß-Denken und betrachten Menschen als komplett gut oder komplett schlecht. Dies stellt meist eine Bewältigungsstrategie dar, um nicht im Stich gelassen oder abgelehnt zu werden. Dieses Konzept wird „Splitting“ (deutsch: Spaltung) genannt. Personen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung können:
- Mitarbeiter gegeneinander ausspielen
- Klatsch und Tratsch verbreiten
- Ihren Stress und ihr Drama auf andere Mitarbeiter abladen
Meist sind den Betroffenen die Auswirkungen ihres Handelns am Arbeitsplatz nicht bewusst. Diese Verhaltensweisen führen zu instabilen persönlichen Beziehungen und einer Spaltung des Arbeitsplatzes. Tendenziell vollziehen Borderliner einen häufigen Arbeitsplatzwechsel, aufgrund eines instabilen Identitäts- und Zielgefühls. Die Überempfindlichkeit gegenüber ihrer Umgebung kann dazu führen, dass Personen mit BPS das Gefühl haben, dass Andere sie erniedrigen. Hinsichtlich des Wunsches nach Anerkennung können Teamprojekte eher Wettbewerbsverhalten als Zusammenarbeit hervorrufen.
Borderline: Unterstützung des Mitarbeiters
Als Arbeitgeber ist es wichtig, einem Arbeitnehmer so viel Kontinuität wie möglich zu bieten. Es ist notwendig ein stabiles Umfeld zu schaffen. Versuche die Eigenheiten und Persönlichkeiten jedes Mitarbeiters als potenzielle Stärken in deinem Team zu bewerten.
Filtere keine bestimmten Verhaltensweisen heraus. Obwohl BPS-Betroffene manchmal offensichtliche Anzeichen für impulsives oder störendes Verhalten zeigen, manifestieren sich ihre Probleme in der Regel auf subtilere Weise.
Demonstriere die Validierung von Emotionen und bleibe höflich. Überschreite keine Grenzen und versuche alles zu dokumentieren.
Menschen mit BPS leben jeden Tag mit schwierigen emotionalen Erfahrungen. Möglicherweise benötigen sie eine Therapie, um adaptive Strategien zur Bewältigung der Symptome zu erlernen. Ermutige den Mitarbeiter, wenn er eine professionelle Behandlung sucht. Eventuell investierst in einen Mitarbeiter mit großem Potenzial und schaffst ein offenes und gesundes Arbeitsumfeld.
Menschen mit BPS leben jeden Tag mit schwierigen emotionalen Erfahrungen. Möglicherweise benötigen sie eine Psychotherapie, um adaptive Strategien zur Bewältigung der Symptome zu erlernen. Ermutige den Mitarbeiter, wenn er eine professionelle Behandlung sucht. Eventuell investierst du in einen Mitarbeiter mit großem Potenzial und schaffst ein offenes und gesundes Arbeitsumfeld.
Borderline: Tipps für Arbeitgeber
Das Wohlbefinden an deinem Arbeitsplatz zu stärken, bedeutet eine unterstützende, positive und integrative Umgebung zu schaffen, die allen zugutekommt. Du kannst Mitarbeitern mit BPS mehrere Möglichkeiten bieten, um ein angenehmes Umfeld zu kreieren. Im folgenden findest du 15 hilfreiche Tipps. Einige dieser Tipps sind so konzipiert, dass sie:
- Selbsthilfe fördern
- Arbeitsbedingten Stress reduzieren
- Positive Interaktionen mit Mitarbeitern und Managern fördern
Diese Tipps ersetzen keine professionelle Hilfe, weshalb du deinen Mitarbeiter mit Borderline zu einer Behandlung raten solltest.
- Entwickle klare, schriftliche Arbeitsverfahren und setze diese fair und gerecht für alle durch
- Ermutige die Teilnahme an Beratungs- oder psychotherapeutischen Terminen. Ermögliche eine flexible Arbeitsplanung, die den Terminen entspricht
- Erlaube Telefonanrufe oder Telefonpausen während der Arbeitszeit mit Therapeuten und Telefonate für die benötigte Unterstützung
- Erschaffe ein Programm, welches den Mitarbeitern ermöglicht, an einigen Tagen von zu Hause aus zu arbeiten
- Ermögliche den Mitarbeitern, sanfte, leise und entspannende Musik an ihren Arbeitsplätzen zu hören
- Stelle einen Rückzugsort oder ein privates Büro zur Verfügung
- Achte auf angemessenes Lob und Verstärkung für positive Arbeitsinteraktionen. Denke daran, die Emotionen der Mitarbeiter zu bestätigen
- Achte auf die regelmäßige Nutzung von Pausen und Ferienzeiten
- Wandle größere Aufgaben in kleinere Aufgaben um
- Erstelle täglich „To-Do“-Listen und checke die Punkte ab, sobald sie abgeschlossen sind
- Erstelle schriftliche Checklisten und Anweisungen
- Lege lang- und kurzfristige Ziele schriftlich fest
- Sensibilisierung von Mitarbeitern und Vorgesetzten
- Biete vertrauliche wöchentliche oder monatliche Meetings mit dem betroffenen Mitarbeiter an, um Fragen und Leistungen am Arbeitsplatz zu besprechen
- Höre aktiv zu, wenn ein Mitarbeiter Herausforderungen am Arbeitsplatz anspricht
Dieser Artikel wurde auf Englisch verfasst und auf www.borderlineintheact.org.au veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können.
Als Borderline-Patient möchte ich folgendes ergänzen:
Menschen sind Individuen und das gilt auch für Personen mit Borderline (und anderen psychischen Störungen, logischerweise). Die Störung hat viele mögliche Symptome, die in unterschiedlichen Kombinationen und Schweregraden auftreten können. Leider wird „Borderline“ vor allem mit Impulsivität, Wutausbrüchen, Manipulation und Selbstverletzung in Verbindung gebracht. Das sind zwar alles mögliche Symptome der Störung, aber eben keine definitiven, heißt: sie können auftreten, müssen aber nicht.
Es ist also sehr, sehr wichtig sich kein allzu festes Bild von der Störung zu machen, sondern zu schauen, wie die Symptomatik im Einzelfall aussieht, und nicht nur die Symptomatik, sondern auch die Maßnahmen, die erforderlich sind, dass der* Patient möglichst stabil bleibt. Das ist oft nicht leicht und es gibt auch kein Patentrezept, wie es sicher funktioniert, weil – du ahnst es schon – wir alle Individuen sind. Um eine Sache kommst du aber höchstwahrscheinlich nicht rum, wenn du nachhaltig gut mit „deinem“ Borderliner zusammenarbeiten willst: Reden. Offen, ehrlich und auf Augenhöhe.
Fun Fact: Die korrekte Bezeichnung lautet eigentlich „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“; die hat zwei mögliche Subtypen: den impulsiven Typ und den borderline Typ. „Borderline“ ist umgangssprachlich aber geläufiger, weil die Unterteilung noch nicht so alt ist und die Störung vor einiger Zeit noch als „Borderline Persönlichkeitsstörung“ zusammengefasst wurde. Die neue Bezeichnung ergibt fachlich gesehen aber mehr Sinn und wird von einigen Patient:innen bevorzugt, weil sie noch nicht so vorurteilsbehaftet ist. Ein anderer Ausdruck ist „Emotionsregulationsstörung“.