Skip to main content

Die neue Bundesregierung hat sich viel vorgenommen. Von nachhaltiger Mobilität, über verstärkten Wohnungsbau bis hin zur Freigabe von Cannabis wurden etliche Ziele im Koalitionsvertrag festgehalten. Ebenso spannend für die Gesellschaft, aber insbesondere für unsere Branche, ist die geplante Förderung von Open Source. Die Pläne sind zwar noch vage, die möglichen Ergebnisse aber vielversprechend.

Bei der Open Source Business Alliance setzen wir uns seit Jahren für den vermehrten Einsatz von offener Software ein. Ob in Behörden, Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen – Open Source steht für sichere, transparente und schnelle Digitalisierung. Dies wird auch auf europäischer Ebene so gesehen: Deutschland, Frankreich und weitere TeilnehmerInnen arbeiten derzeit am GAIA-X-Projekt, das für eine leistungsstarke, sichere und souveräne Dateninfrastruktur sorgen soll – natürlich auf Open Source-Basis. Auch auf hoher politischer Ebene werden bereits Softwares mit offenem Quellcode genutzt. Nur an einer bundesweit einheitlichen Maßgabe hat es bisher gefehlt. Das soll sich nun ändern.

Im Koalitionsvertrag steht konkret, dass für „öffentliche IT-Projekte offene Standards“ festgeschrieben und „Entwicklungsaufträge in der Regel als Open Source beauftragt“ werden. Bei einer Konstellation, die aus der SPD, den Grünen und der FDP besteht, ist die Gefahr natürlich groß, dass faule Kompromisse entstehen. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass sich das Trio auf diese Punkte einigen konnte. Denn diese paar Sätze zeigen schon, dass ein neues Verständnis und ein erfrischender Umgang mit dem Thema stattfinden. Vor allem die Priorisierung der digitalen Souveränität und der Umgang mit Daten im europäischen Kontext lässt Hoffnung in der Branche aufkommen. Auch Unternehmen, die nicht vertrauenswürdig erscheinen, sollen in Zukunft bei Projektvergaben außen vor gelassen werden. Oder anders gesagt: Geschlossene, proprietäre Software, die sich nicht überprüfen lässt, werden wir bald hoffentlich weniger sehen. Wir setzen uns schon seit Jahren für Förderung von Open Source ein – umso erfreulicher ist es deshalb, dass unsere Arbeit nun auf politischer Ebene Früchte trägt.

Auch beim Thema der digitalen Nachhaltigkeit ist der grüne Einfluss zu spüren. Es wurde viel zu lange vernachlässigt, deswegen können wir die zum Ziel gesetzten Klimazertifizierungen für digitale Produkte ebenfalls nur begrüßen. Auch wenn es immer wieder heißt, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, wäre es ein Schritt in die richtige Richtung, die Nutzungsdauer etlicher Geräte zu erhöhen. Die Abschaffung der digitalen Obsoleszenz in Kombination mit der Verbreitung offener Systeme würde für die Digitalisierung in Deutschland dann sogar einen großen Sprung nach vorne bedeuten.

Gänzlich neu sind die Ziele natürlich nicht. PolitikerInnen wie etwa Saskia Esken von der SPD haben sich schon vor Jahren für Open Source ausgesprochen. Es ist an der Zeit, dies nun schnell umzusetzen, vor allem in den Behörden und im Bildungssektor. Nun hat die Regierung alle Hebel in der Hand, um die nötigen Veränderungen einzuleiten und, ganz nach dem Titel des Koalitionsvertrags, Fortschritt zu wagen.

Rico Barth

Rico Barth, Jahrgang 1976, ist einer der digitalen Vorreiter im Lande. 2006 hat er zusammen mit drei Kollegen das Unternehmen cape IT gegründet. Seit 2011 ist er im Vorstand der Open Source Business Alliance. Barth macht mit seinem Unternehmen die IT-Abläufe des deutschen Mittelstands fit für die Zukunft – dafür hat er gemeinsam mit seinen Kollegen sogar den Innovationspreis IT in der Kategorie Open Source auf der CeBIT gewonnen.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply