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Es scheint so, als litten heutzutage immer mehr Menschen unter Jobfrust. Woran liegt das? Und was lässt sich – ob als Betroffener oder Helfer – dagegen unternehmen? Expertin Peggy de Lange, Vice President International Expansion bei Fiverr, klärt uns im Interview auf.

Frau de Lange, wie erklären Sie sich, dass heute offenbar immer mehr Menschen unzufrieden in ihrem Job sind?

Peggy de Lange: Die grundsätzliche Einstellung gegenüber „Arbeit“ hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt. Das macht sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Vor allem bei jüngeren Menschen hat Work-Life-Balance einen hohen Stellenwert. Um diesem Bedürfnis nachzukommen, müssen Freiheit und Flexibilität im Job gewährleistet werden. Das geht im Kleinen durch die Implementierung von internen Feedback- und Kommunikationskanälen, bei denen Mitarbeiter aktiv den Arbeitsplatz mitgestalten können. Oder auch im Großen, durch die Integration von Home-Office-Tagen oder Remote-Work-Möglichkeiten.

Viele Mittelständler und Unternehmen hinken durch festgefahrene Strukturen den neuen Standards der Arbeitswelt hinterher und können so den Anforderungen einer jungen, digital affinen Belegschaft nicht mehr gerecht werden. Das Resultat sind Mitarbeiter, die sich missverstanden fühlen. Kein Wunder also, dass sich weltweit immer mehr Menschen dazu entscheiden, als Freiberufler unabhängig arbeiten zu können. Der Wunsch nach Selbstbestimmung ist allerdings ein weltweites Phänomen, das auch völlig losgelöst von der Arbeitswelt betrachtet werden kann.

Angenommen, ich leide unter Jobfrust, möchte aber nicht gleich kündigen – wie spreche ich meine Unzufriedenheit an?

Peggy de Lange: Gelegentliche Überstunden und Meinungsverschiedenheiten mit Kollegen oder Führungskräften kann es in jedem Job geben. Wenn der Arbeitsalltag jedoch tagtäglich von Frust begleitet wird, sollten Arbeitnehmer schnellstmöglich das Gespräch mit ihren Vorgesetzten oder einem passenden Ansprechpartner aus der HR-Abteilung suchen.

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Bevor das Gespräch geführt wird, sollten sich betroffene Personen der Ursache für die Unzufriedenheit bewusst werden. Idealerweise schlagen Arbeitnehmer bereits mögliche Lösungsansätze im Gespräch vor. Führungskräfte haben so die Möglichkeit, viel schneller auf Probleme zu reagieren. Aus meiner Sicht ist also eine transparente und lösungsorientierte Kommunikation auf Augenhöhe das A und O um Unzufriedenheit im Job anzugehen.

Was kann ich als Führungskraft tun, um Jobfrust unter meinen Angestellten vorzubeugen?

Peggy de Lange: Die Antwort ist ganz einfach – aktiv werden und zuhören. Mitarbeiter fühlen sich besonders wertgeschätzt, wenn ihre Ideen auch Beachtung finden und Anregungen umgesetzt werden. Ein weiteres wichtiges Element ist, Vertrauen aufzubauen. Hier tun sich viele Führungskräfte besonders schwer. Heute ist es für die meisten Mitarbeiter selbstverständlich, dass sie am Tag nach einer langen Dienstreise wegen Jetlag von zu Hause aus oder bei guten wie schwierigen Familienthemen „remote“ aus der Heimat arbeiten.

Generell müssen Führungskräfte ihren Mitarbeitern zugestehen, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung macht glücklich und zeigt Wertschätzung. Auch Burnout kann so vermieden werden, was einige Studien belegen.

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