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Wenn sich das Unternehmen von einem seiner Mitarbeiter trennt, lässt sich das gefürchtete Kündigungsgespräch nicht vermeiden. Über die wohl unangenehmste Aufgabe von Führungskräften spricht Rechtsanwältin und Personalleiterin Dagmar Walker im exklusiven Interview mit unternehmer.de.

Die Kündigung kann bei betroffenen Mitarbeitern ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen. Frau Walker, was raten Sie Führungskräften zur Vorbereitung?

Dagmar Walker: Ich rate selbst erfahrenen Führungskräften, die schon eine Reihe von Kündigungsgesprächen führen mussten, auf eine gute Vorbereitung nicht zu verzichten. Inhaltlich muss die Trennungsbotschaft in den ersten 5 Sätzen klar rüberkommen – ohne wenn und aber. Zwei konkrete Tipps:

  • Rede in der „Ich“-Form, das signalisiert Augenhöhe. Es ist nicht ratsam, sich hinter einem „wir“ oder „die Geschäftsleitung“ zu verstecken.
  • Vermeide den Konjunktiv oder Sätze wie: „Ich habe vor, Ihnen zu kündigen.“ Formuliere klar im Indikativ und hole dir gegebenenfalls Expertenrat ein, worauf es sonst noch bei den ersten 5 Sätzen ankommt.

Schreibe die ersten 5 Sätze auf: Einmal laut üben im Minimum, sich selbst abhören und korrigieren und erneut üben. Besser noch: einer Person seines Vertrauens (z. B. der Personalerin) kündigen. Keiner führt solche Gespräche gern, und jede Situation ist anders. Selbst erfahrene Führungskräfte fühlen sich in einem Kündigungsgespräch schnell überfordert. Diese schwierigen ersten 5 Sätze müssen hundertprozentig sitzen – ohne Spickzettel. Und nicht zu vergessen: Das ist Aufgabe der Führungskraft, nicht die von Personalern!

Was muss man bei der Wahl des richtigen Ortes für das Kündigungsgespräch beachten?

Dagmar Walker: Oberstes Gebot bleibt, dass während des Kündigungsgesprächs keine Unterbrechungen erlaubt sind. Kein Telefon, keine noch so dringliche Sache darf jetzt stören. Das kannst du sicherstellen, indem du das Gespräch entweder in dein Büro oder – falls vorhanden – in einen kleinen Konferenzraum verlegst. Räume hingegen, die durch große Glasfronten bestens einsehbar sind, eignen sich nicht. Niemand möchte in einer solchen Situation auf dem Präsentierteller sitzen. Findet das Gespräch in deinem Büro statt, verschanze dich bitte nicht hinter deinem Schreibtisch, sondern nehme am Besprechungstisch Platz. Das sorgt für eine offenere Gesprächsatmosphäre. Halte bitte auch ein Glas Wasser und Taschentücher bereit.

Wie sollte man als Chef die Kündigung gegenüber dem Team kommunizieren?

Dagmar Walker: Ich rate immer, ins Team persönlich zu kommunizieren. Bleibe in deiner Kommunikation sachlich, fair und wertschätzend gegenüber dem gekündigten Mitarbeiter. Im persönlichen Gespräch kann zum einen besser auf Fragen eingegangen werden, zum anderen können Unsicherheiten und Stimmungen besser aufgefangen werden.

EXTRA: Das Kündigungsgespräch: Wie sage ich es meinem Mitarbeiter?

Manchmal macht auch eine abgestufte Kommunikation Sinn: Das Team sollte hierbei ausführlicher informiert werden, da es im Gegensatz zur Führungskräfterunde unmittelbarer von der Kündigung des Kollegen betroffen ist. Auch hier der Grundsatz: Jeder Einzelfall ist anders und will wohl durchdacht sein. Das gilt insbesondere auch für den Zeitpunkt der Kommunikation ins Team. Im besten Fall einer einvernehmlichen Trennung hast du mit dem gekündigten Mitarbeiter eine Sprachregelung abgestimmt.

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