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Die digitale Transformation wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus: Arbeit, Alltag, Freizeit, Familie. Wenn sie abgeschlossen ist, werden in jedem Bereich erhebliche Veränderungen stattgefunden haben – wenn sie überhaupt jemals abgeschlossen ist. Denn die Entwicklung schreitet rasant voran und bringt ständig neue Technologien von der IT bis zur Produkt- und Dienstleistungsreife, teilweise mit bahnbrechendem Potenzial.

All dies fällt bekanntlich unter den Begriff der Digitalisierung – und die zwingt primär UnternehmerInnen dazu, sich selbst und das eigene Unternehmen anzupassen.

Was ist Digitalisierung und welche Branchen sind davon betroffen?

Als Digitalisierung bezeichnet werden eine Reihe von Techniken und Technologien, welche die Zusammensetzung von Prozessen und Produkten verändern, um Produktivität und Effizienz zu steigern. Davon profitieren Unternehmen, die diese Techniken beherrschen und die entsprechenden Vorteile für ihr eigenes Geschäft nutzen können: Die Digitalisierung führt zu mehr Flexibilität (z. B. dynamische Fertigungsprozesse bis hin zur „Losgröße 1“) und besserer Wirtschaftlichkeit (z. B. digitale Formen der Verwaltung).

Digitalisierung betrifft immer mehr als nur eine Branche

In diesem Zusammenhang kann die Digitalisierung in einer Branche einen großen Einfluss auf andere Branchen haben. Sie wirkt sich nicht nur auf ein Unternehmen, einen Industriezweig aus, sondern auch auf andere Branchen, die damit verbunden sind – im positiven wie kurzfristig negativen Sinne: So sorgen disruptive Technologien wie Künstliche Intelligenz beispielsweise dafür, dass manche KooperationspartnerInnen gar nicht mehr gebraucht werden, während an anderer Stelle neue PartnerInnen gefunden werden müssen, um beispielsweise dem veränderten Bedarf an Knowhow gerecht zu werden oder um ein neu entdecktes Geschäftsfeld zu erschließen.

Was im Fokus der Digitalisierung steht

Im Fokus der Digitalisierung in der Industrie steht ganz klar die Fertigung: Die Entwicklung und Produktion von Produkten und Bauteilen wird flexibler – die Massenproduktion wird individualisierter. Das große Ziel ist die „Losgröße 1“ bzw. die Produktion von individuellen Einzelteilen zu einem Preis, der mit den Kosten der Massenproduktion vergleichbar ist oder diese sogar unterbietet.

Dieser Anspruch hat unmittelbare Auswirkungen auf die Menschen, welche die dafür notwendigen und immer intelligenter werdenden Maschinen steuern, verwalten oder an ihnen arbeiten.

Auch abseits der Produktion verändert die Digitalisierung die Geschäftsprozesse. Im Vertrieb beispielsweise wird in Zukunft zunehmend Virtual Reality für Entwicklungsprozesse von Produkten eingesetzt oder um potenziellen KundInnen bestimmte Eindrücke zu vermitteln, damit sie das Produkt virtuell testen können, bevor sie Geld dafür investieren.

Technologien mit Potenzial für großen Wandel

Der Wandel durch die digitale Transformation ist nicht nur auf Technologien zurückzuführen. Er erfordert auch die nötige Bereitschaft in Kultur und Gesellschaft, rechtliche Rahmenbedingungen in der Politik und vieles mehr – deshalb ist die Digitalisierung auch ein Prozess, der sehr lange dauern wird.

Treibende Technologien sind Blockchain, In-Memory-Datenbanken, Virtual Reality und ihre Derivate, autonome Fahrzeuge und Roboter, künstliche Intelligenz – das sind nur einige Beispiele. Damit nicht nur die investitionsstarken großen Unternehmen hier erstarken, hat sich der Gesetzgeber etwas einfallen lassen:

KMUs können die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter staatlich fördern lassen

Um kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation zu unterstützen, gibt es seit 2019 das sogenannte Qualifizierungschancengesetz, dank dem Beschäftigte bzw. Unternehmen eine Weiterbildungsförderung beantragen können – je kleiner das Unternehmen, desto höher die anteilige Förderung.

Dies wirkt im übergeordneten Sinne der Monopolisierung des Marktes entgegen, da starke Marktführer und damit größere Unternehmen die Finanzkraft haben, die Forschung im Bereich der Digitalisierung aus eigener Kraft voranzutreiben, während kleinere Unternehmen mit geringeren Gewinnmargen auf externe Unterstützung angewiesen sind, um die digitale Transformation zu bewältigen.

Die Digitalisierung strahlt auch in das Handwerk

So wie sich im großen Stil die Industrie verändert, gilt das auch für das Handwerk. Das Virtual Reality Beispiel kann hier 1:1 umgesetzt werden und sogar die Produktion innerhalb des Handwerks ist in erhöhtem Maße denkbar, beispielsweise um benötigte Ersatzteile im eigenen Betrieb via 3D-Drucker zu fertigen und beim Kunden einzubauen.

Vor diesem Hintergrund könnten auch Betriebe, die bisher „produktionslos“ arbeiten, in diese Richtung transformieren – beispielsweise könnte ein Installateur Dichtungsringe oder Halterungen passgenau und selbstständig herstellen.

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf das Handwerk aus?

Die Digitalisierung des Handwerks umfasst demnach alle Gewerke, Berufe und Tätigkeiten, auch jene die mit alten Technologien oder Verfahren zu tun haben – schlicht alle Bereiche, in denen praktisches Know-how, handwerkliches Geschick und handwerkliches Können gefragt sind. Dazu gehören der Schreiner, der Maurer, der Fensterbauer, der Heizungsinstallateur, der Glaser und viele andere – wenn man einmal darüber nachdenkt, gibt es kaum jemanden, der nicht von der Digitalisierung betroffen ist.

Im Zimmererhandwerk bedeutet das zum Beispiel, dass es immer weniger manuelle Tätigkeiten gibt, die von Hand ausgeführt werden können, da man sich zunehmend auf elektronische Messgeräte sowie auf Programme verlässt, die exakte Maße berechnen oder Halbzeuge vollautomatisch fertigen.

Doch Veränderungen in der Produktion sind nur eine Sache – der gesamte Arbeitsprozess steht hinsichtlich der Digitalisierung auf dem Prüfstand und profitiert z.B. zunehmen von miteinander vernetzten Werkzeugen. Im konkreten und schon länger marktreifen Beispiel kommuniziert dann die Kreissäge via Bluetooth mit dem Staubsauger und letzterer schaltet automatisch ein, sobald die Kreissäge in Betrieb geht.

Im Bereich des Service übernehmen Service-Bots den ersten Kundenkontakt und entlasten so die Kundenbetreuung, um noch ein weiteres werkzeugloses Beispiel zu nennen.

Wird es das klassische Handwerk überhaupt noch geben?

Der Handwerker wird auf jeden Fall noch gebraucht, aber die Digitalisierung und der Fortschritt der Technologien machen es immer schwieriger, diese Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden, zumindest nicht im traditionellen Sinne.

Was ist mit dem Maurer? Hier finden wir eine ähnliche Situation vor. Viele Arbeiten lassen sich bereits sehr gut mit digitalen Methoden oder sogar vollautomatisch durchführen, aber im Grunde genommen ist die Digitale Transformation aufgrund der Komplexität der meisten praktischen Aufgaben noch nicht weit genug fortgeschritten, um diese zu automatisieren. Autonome Roboter könnten das mittelfristig aber ändern. Der eigentliche Handwerker bzw. Meister wird dann eher zum Supervisor, da viele Arbeitsschritte dann automatisch ablaufen.

Zusammen mit disruptiven Technologien wie dem 3D Druck entstehen zudem neue Gewichte im Bauwesen, welche für andere Gewerke vielleicht zu schwer zu kontern sind. Nach wie vor wird jedoch das klassische Handwerk präsent sein, wenn auch in geringerem und eher künstlerischem Maße – beispielsweise gibt es auch heute noch (Kunst)Schmiede, die so arbeiten wie vor hunderten von Jahren.

Gerd Kühn

Gerd Kühn berät seit über zwei Jahrzehnten Unternehmen aus allen Branchen und hat sich den Erfolg seiner Kunden auf die Fahne geschrieben.

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