Viele FreiberuflerInnen träumen davon, Buchautoren zu werden, um ihre Bekanntheit zu steigern und den Ruf „Spezialist für …“ zu erwerben. Sie unterschätzen meist, welche Investition an Zeit – und/oder Geld – das Verfassen(-lassen) und das Publizieren eines Buchs erfordert. Und viele denken irrtümlich:
Wenn ich das Manuskript beim Verlag abgeliefert habe, ist mein Job beendet.
Welcher Trainer, Berater oder Coach träumte nicht schon einmal davon, ein Buch zu schreiben, das in der Bestsellerliste der Wirtschaftswoche oder des Spiegel steht? Und welcher Berater sah sich in seinen Tagträumen nicht schon mal als der große „Meister“, der von Kongress zu Kongress reist und Managern erzählt, wie sie Probleme in kürzester Zeit lösen können? Vermutlich jeder!
Das ist verständlich. Denn auf Dauer ermüdet es, (Noch-nicht-)KundInnen immer wieder zu umwerben, bis sie einem den ersehnten Auftrag erteilen. Wie schön wäre es stattdessen, von ihnen angerufen und gefragt zu werden: „Könnten Sie für uns…?“. Und wie schön wäre es zudem, nachdem man jahrelang von Tagungshotel zu Tagungshotel eilte, die meiste Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen, um dort zwischen Abschlag und Einlochen darüber nachzudenken: Welche Thesen sollen mein nächstes Buch garnieren? Und nach dessen Erscheinen als hochdotierter Redner auf Managementkongressen zu referieren. Ein solches Leben hätte auch seinen Reiz.
Nur sehr wenige Bücher werden Bestseller
Doch dieses Ziel erreichen nur ganz wenige BeraterInnen. Zwar verdient mancher mit der Zeit ausreichend Geld, um sein Hauptaugenmerk auf das Verbessern des Golf-Handicaps zu richten. Nur wenigen wird aber die Ehre zuteil, dass sie unter anderem aufgrund ihrer Bücher wie Reinhard Sprenger, Lothar Seiwert und Fredmund Malik zu den allgemein anerkannten und/oder bekannten Größen der Trainer- und Beraterzunft zählen.
Deshalb wächst in vielen BeraterInnen im Lauf der Jahre der Wunsch: Auch ich möchte einmal ein Buch schreiben – insbesondere wenn sie registrieren, mit welch banalen Inhalten Autoren zuweilen eine schier unglaubliche Breitenwirkung erzielen. So wie zum Beispiel Werner Küstenmacher mit seinem Buch „Simplify your life“.
Manchmal wird dieser Wunsch bei Beratern geradezu zur fixen Idee und sie sind felsenfest überzeugt: Wenn erst mal mein Buch erscheint, dann gehen all meine beruflichen (und privaten) Wünsche in Erfüllung. Sie blenden völlig aus, dass
- nur ganz wenige Fachbücher eine solche Langzeitwirkung wie Reinhard Sprengers Buch „Mythos Motivation“ haben und
- nur ganz, ganz wenige Sachbücher solche Verkaufszahlen wie Werner Küstenmachers Buch „Simplify your life“ erreichen.
Die meisten von BeraterInnen verfassten Bücher werden maximal 1000 bis 2000 Mal verkauft.
Und wenn die verkaufte Auflage 5000 Exemplare übersteigt, werden die Bücher von den Verlagen in der Regel schon als Bestseller bezeichnet.
Bücher schreiben: eine Mammutaufgabe
Entsprechend skeptisch und eher abwiegelnd reagiert dann auch der Autor dieses Artikels meist, wenn BeraterInnen in einem Gespräch beispielsweise verkünden: „Ich möchte im kommenden Jahr ein Buch verfassen und veröffentlichen“. Denn in der Regel unterschätzen die BeraterInnen, welch enorme Investition an Zeit (und/oder Geld) es ist, ein Buch zu publizieren. Und welch langen Atmen man hierfür braucht.
Angenommen, du würdest gerne ein Buch publizieren. Dann musst du zunächst ein Grobkonzept hierfür entwickeln. Danach musst du dich auf die Suche nach einem Verlag begeben, der dein Konzept kauft – also bereit ist, dein Manuskript zu publizieren, weil er sich selbst davon einen wirtschaftlichen Erfolg verspricht. Allein diese Verlagssuche erstreckt sich oft über mehrere Monate.
Hast du dann einen Verlag gefunden und mit ihm das Konzept abgestimmt, kannst du mit dem Schreiben des Buchs beginnen. Auch dies dauert (selbst bei erfahrenen SchreiberInnenn) zwei, drei Monate. Und ist das Manuskript dann endlich fertig, und du hast es mit einem Stoßseufzer an den Verlag gesandt, dann solltest du dich darauf einstellen, dass es wie ein Bumerang noch mehrfach auf deinem Schreibtisch landet – zum Beispiel, weil der Verlag bei einigen Kapiteln eine Überarbeitung wünscht. Oder weil ihm die Grafiken nicht zusagen. Oder weil du das gesetzte Manuskript nochmals gegenlesen sollst.
Die Autorenhonorare sind mager
Für alle diese Arbeiten, die sich über ein Jahr und länger erstrecken, solltest du insgesamt mindestens drei Arbeitsmonate kalkulieren.
Drei Arbeitsmonate entsprechen aber, wenn man bei dir, als einigermaßen etablierter Berater, einen monatlichen Umsatz von 8.000 Euro zugrunde legt, einer Investition von 24 000 Euro. In etwa diese Summe solltest du übrigens auch mindestens veranschlagen, wenn du beabsichtigst, einem Ghostwriter die Aufgabe zu übertragen, das Buch für dich zu verfassen und für dich einen Verlag zu suchen – zumindest dann, wenn das Buch kein Booklet sein soll.
Und welche Einnahmen stehen diesen Ausgaben gegenüber? Gehen wir davon aus, dein Buch kostet im Buchhandel 25 Euro. Dann erhältst du vom Verlag in der Regel circa 1,20 Euro pro verkauftem Exemplar. Wird dein Buch 5.000 Mal verkauft (was bei einem Fachbuch bereits spitze wäre), erhältst du somit ein Autorenhonorar von 6.000 Euro. Diesem Betrag steht aber eine Investition an Geld oder Zeit im Umfang von 24.000 Euro und mehr gegenüber. Entsprechend genau solltest du dich, bevor du dich dazu entschließt, ein Buch zu publizieren, überlegen, ob sich diese Investition lohnt.
Danke für den tollen Beitrag
Das Thema ist zwar schon etwas älter, aber man kann auch sein Buch erst online zur Verfügung stellen. Es gibt im Internet diverse Anbieter wie zum Beispiel https://leanpub.com/ . Da geht man erstmal weniger Risiko ein und vor allem bleibt mehr Geld bei dem, der es sich auch verdient hat.
Ich bedanke mich für den tollen Artikel,
Ein Buch zu schreiben ich zwar eine Mammutsaufgabe, das ist richtig, aber es ist auch eine Leidenschaft, die man gerne mit anderen Menschen teilen möchte. Auch wenn nicht jedes Buch ein Bestseller werden kann, so ist man doch stolz darauf, sein Buch im Handel vorzufinden :)
Ich hab Beispielsweise mein Buch hier veröffentlicht
frieling.de/buch-veroeffentlichen und bin ebenfalls stolz darauf :)
Gruß
Auch wenn dieser Beitrag und der Kommentar dazu schon älter sind: Der Frieling-Verlag ist ein bekannter Druckkostenzuschussverlag. Diese Verlage drucken alles, wenn der Autor/die Autorin ihnen nur genug Geld geben, und sind meist überteuerte Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Angebote. Für die Reputation als Experte/Expertin bringen solche Publikationen nichts, eher im Gegenteil. Da heißt es in der Regel: Finger weg!
Veröffentlichen ist bei weitem einfacher geworden – die Suche nach einem Verlag ist nicht mehr das Problem, wie Jeannette richtig bemerkt.
Dass die Arbeit für das Schreiben bleibt ist unbestritten – die Kosten für die Veröffentlichung selbst kann man jedoch auf 0 reduzieren, z.B. beim GRIN Verlag grin.com. Das wissen auch einige Fachbuchautoren inzwischen: internet-zeitung.blogspot.com (Eintrag vom 11.11.2011). Die Titel von Ernst Probst, die bei GRIN erschienen sind, lese ich wirklich gerne, ob es Kassenschlager sind weiß ich nicht.
Ein Buch schreiben ist definitiv eine Mammutaufgabe und erfordert viel Zeit und Geduld. Es ist aber heutzutage nicht mehr unbedingt notwendig, mehrere Monate für die Verlagssuche aufzuwenden. Sie können Ihr Buch auch mit einem Books-on-Demand-Verlag selbst veröffentlichen. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier:
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