Fünf einfache Tricks, die du von „Sprachpapst“ Wolf Schneider, Bestsellerautor Stephen King und Werbelegende Joe Sugarman kopieren kannst, um sofort besser zu schreiben. (Plus: Ein genialer Hack, mit dem Home Shopping Europe 24 in jeder Sendung arbeitet.)
1. Stephen King – Zeig dich (statt dich hinter einem Passiv zu verstecken)
Dass gute SchreiberInnen Verben im Aktiv benutzen (und nicht im Passiv), steht seit hundert Jahren in so ziemlich allen Schreibratgebern und Stilkunden. Bestsellerautor Stephen King schließt sich an.
„Das Passiv ist schwach und umständlich und oft ist es auch reine Quälerei,“
schreibt er in seiner Autobiographie. Nach zwei Seiten mit passiven Verbkonstruktionen wolle er „am liebsten schreien“.
„Ich glaube, dass ängstliche Schreiber das Passiv aus dem gleichen Grund mögen, aus dem ängstliche Liebhaber passive Partnerinnen bevorzugen. Das Passiv ist sicher. Man muss sich nicht mit beschwerlichem Tun auseinandersetzen“, schreibt King, der mit seinen Büchern eine Auflage von über 400 Millionen Stück erreicht hat und in mehr als vierzig Sprachen übersetzt wurde.
Wahrscheinlich hätten unsichere Schreiber und Schreiberinnen auch das Gefühl, das Passiv verleihe ihrem Text Autorität, „vielleicht sogar etwas Majestätisches“.
Denke daran, bevor du das nächste Mal ein Verb ins Passiv setzt. Sätze wie „Für Garderobe wird nicht gehaftet“ klingen nicht bloß bürokratisch und hölzern. Sie sind auch „duckmäuserisch“, findet King. Sie haben keinen Handelnden. Also: Schultern nach hinten, Kinn nach vorne – Liebe Gäste, wir haften nicht für Ihre Garderobe. Steh dazu.
2. Wolf Schneider – Verben statt Substantive
Bleiben wir gleich bei den Verben. Bei den guten, einfachen, kraftvollen Verben.
Verben sind besser als Substantive – immer.
Wollen, haben, sagen, mögen, können. Laufen, springen, braten, zischen. Entscheiden. Diskutieren. Widersprechen. Empfehlen. Ablehnen. Und so weiter. Verben sind stärker als umständliche und gespreizte Konstruktionen mit einem Substantiv. Als Beispiel filt:
„Unsere Leistung besteht in der Vereinfachung von Arbeitsprozessen“ – drei Substantive, die den Satz sperrig und rumpelig machen. „Wir helfen Ihnen, die Abläufe in Ihrem Unternehmen zu vereinfachen“ ist klarer, stärker, dynamischer.
„Bei der Suche nach einer Nachfolgelösung präferiert die Mehrzahl der Mittelständler eine Weitergabe innerhalb der Familie“ – au weia, so ein Satzungetüm macht es den LeserInnen nicht leicht. Wie wär’s ganz einfach mit „Die meisten Mittelständler wollen ihr Unternehmen innerhalb der Familie weitergeben?“
„Wo immer man die Wahl zwischen zwei Wortgattungen hat, wähle man das Verb, das Wort der Tätigkeit, der Aktion, der Tat, des prallen Lebens“, fordert Wolf Schneider, der – an der renommierten Hamburger Journalistenschule – jahrzehntelang die besten SchreiberInnen des Landes ausgebildet hat. „Die Wahl hat man häufiger, als die meisten glauben.“
3. Wolf Schneider – Wenn Geiz doch mal geil ist
Viel gewonnen ist auch damit, kürzere Sätze zu schreiben. „Mit Wörtern zu geizen“ wie Wolf Schneider es nennt. Also weg mit geblähten Floskeln – „ein Ding der Unmöglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt.“ (Unmöglich und später tun es auch.)
Weg mit Füllwörtern. Definitiv, gewissermaßen, sozusagen, irgendwie – streichen.
Und weg mit vielen, vielen Adjektiven – die laut Wolf Schneider „am meisten überschätzte Wortgattung“. Er unterscheidet:
- falsche Adjektive (feste Überzeugungen, gezielte Maßnahmen)
- hässliche Adjektive (interpersonal, bemühungsresistent, folgenrelevant)
- Weichmacher-Adjektive:
„Wie heißt das Lied? Am ausgetretenen Brunnen vor dem weinlaubumrankten, halbverfallenen Tore steht ein knorriger Lindenbaum? Nicht ganz. Irgendjemand muss die Adjektive gestrichen haben, und was herauskam, wurde einer der populärsten Texte deutscher Sprache.“
Zwei von drei Adjektiven können laut Schneider weg.
Wenn du dich fragst, ob dein Satz klar und verständlich ist, sprich ihn dir selbst laut vor. Würde ihn dein Bäcker, deine Tante, dein Kumpel verstehen, hast du alles richtig gemacht – auch wenn er für deine Arbeit ist. Gerade dann.
4. Stephen King – Erst Lesen, dann Schreiben
„Viel Lesen, viel Schreiben“ – das Erste Gebot von Bestsellerautor Stephen King für Menschen, die bessere SchreiberInnen (oder SchriftstellerInnen) werden wollen.
Gilt auch für Gebrauchstexte: Aus guten Texten lernst du, wie du einen Spannungsbogen aufbaust. Wie du eine Geschichte erzählst (und was du damit transportieren kannst). Wie Sprache und Stil wirken. Und du lernst, wie du glaubwürdig schreibst. Das ist sehr wichtig, weil LeserInnen (sprich deine Kundinnen und Kunden) es hundert Meilen gegen den Wind riechen, wenn du dich verstellst.
EXTRA: Was macht gute Sprache aus? 5 Tipps für überzeugende Texte
All das kannst du gut brauchen, wenn du was für deine Website, eine Pressemitteilung, deinen Businessplan oder einen Unternehmensblog schreibst. Und aus schlechten Texten lernst du, wie man es nicht machen soll.
„Lesen ist das Kreativzentrum eines Schreibers“
sagt Stephen King.
5. Joe Sugarman – Dich mit deinem Thema auskennen
In der Agentur haben wir oft mit einem Fotografen gearbeitet, der berühmt für seine Autobilder ist. Wenn dieser Fotograf ein Auto fotografieren sollte, robbte er erstmal auf allen Vieren um das Auto herum. Er legte sich auf den Boden, guckte auf Knien durch die Linse, stieg auf eine Leiter und sah sich den Wagen von oben an. Er verbrachte locker ein, zwei Stunden damit, sich den Wagen erstmal aus allen Entfernungen, Winkeln und Perspektiven anzusehen, bevor es mit dem eigentlichen Shooting losgehen konnte.
Genau so solltest du es als SchreiberIn machen. Bevor du den ersten Satz in die Tastatur haust, solltest du dein Thema von allen Seiten durchdrungen haben. „Um wirkungsvolle Werbetexte zu schreiben, musst du zunächst ein Experte werden“, sagte Joe Sugarman, der legendäre Werbetexter.
Suche alle Infos zusammen, die du über das Produkt, die Dienstleistung, das Thema deines Textes finden kannst. Recherchiere, lies alles darüber, was es gibt, stelle alle Fragen, die dir dazu einfallen. Befasse dich mit den Details, leg dich sinngemäß wie der Fotograf auf den Boden, sieh es aus unterschiedlichen Perspektiven an, finde den besten, interessantesten Winkel heraus. Erst dann fange zu schreiben an.
Unter Journalisten gilt die Faustregel, dass man von den 100 Prozent, die man recherchiert hat, am Ende bloß 10 Prozent aufschreiben wird. Und trotzdem brauchst du die Fülle an Wissen: Du musst genau wissen und verstehen, wie etwas funktioniert, damit du es genau beschreiben kannst. Je einfacher du es beschreiben willst, desto genauer musst du dich sogar damit auskennen.
Joe Sugarman sagte, er habe mal drei Tage lang über einer Digitaluhr gebrütet, für die er eine Anzeige schreiben sollte. Dann habe er seinen Text mit der Lasertechnik aufgemacht. „Laser Beam Digital Watch“ lautete die Headline. „Kommen Sie – tags und nachts – nie mehr auf den falschen Knopf mit Amerikas erster Armbanduhr, die im Dunkeln leuchtet.“ Sein Anzeigentext ließ den Verkauf der Uhr um Abermillionen Dollar nach oben schnellen.
plus: Der HSE24-Hack für professionelles Schreiben
Kennst du diese Kreativitätsübung, bei der man einen Gegenstand vor die Nase gelegt bekommt, ein Lineal zum Beispiel, und dafür soll man sich dann ganz viele Verwendungsmöglichkeiten ausdenken?
Anscheinend machen sie diese Übung auch bei Home Shopping Europe 24, sobald sie einen neuen Artikel ins Sortiment aufnehmen. Und das ist ein Trick, den wir auch dir empfehlen, wenn du einen Verkaufstext schreibst: Mache dir zuvor eine Liste, was man mit deinem Produkt, deiner Dienstleistung alles anstellen kann – und beschreibe deinen KundInnen ganz genau, wofür es gut ist, was es ihnen bringt.
HSE24 verkauft zum Beispiel nicht einfach einen Wäschekorb. Sondern das unförmige Ding aus Plastik wird innerhalb von zwei Sendeminuten auch noch zu einer Babybadewanne, einer Wanne, in der du deinen Hund baden kannst und zu einer Fußbadewanne für heiße Sommertage. „Oder du drehst es um und nimmst es so als Ablage, wie ein Tablett.“
Genau so detailliert erklärt HSE24 seinen Kundinnen und Kunden, wofür sie eine Salatschüssel aus Echtglas brauchen können: Die geht auch „für’ne Bowle oder wenn Sie sagen, jetzt zum Fußball, Sie nehmen einen Kartoffelsalat mit, oder Muffins zum Kindergeburtstag“. Oder zum Grillen, „da geben Sie das Fleisch alles rein und marinieren es“. Und auch auf dem Erdbeerfeld – „einfach nur praktisch!“
Oder die LED-Kugel im Mosaikdesign: „Mischt bitte die Farben, macht euch da glücklich – wir sehen’s gerade in der Mode, alles lässt sich mit allem kombinieren.“ Die Leuchtkugel stellt sich der Moderator sehr schön vor der Haustüre vor, „oder so tack, tack, tack auf dem Treppenabsatz“. Außerdem auf den Fensterbrettern, indoor, „und hier – Badezimmer, bei’ner schönen Badewanne!“
Kann man sich natürlich drüber lustigmachen, aber – mit zwei Millionen Euro Umsatz pro Tag scheint es für den Sender ja ganz gut zu funktionieren.
Katrin & Kerstin haben viele Jahre in der Agentur gearbeitet, die das Content Marketing nach Deutschland gebracht hat und an der Spitze sämtlicher Rankings stand. Bis sie es attraktiver fanden, selbst Unternehmerinnen zu sein. Heute beraten die beiden Kreativen andere GründerInnen, FreiberuflerInnen und Selbstständige, die sich klar positionieren wollen – übrigens die Grundlage für stimmigen Content.
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