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Unsichere Zeiten erfordern innovative Ansätze: In Zeiten wirtschaftlicher Instabilität lohnt es sich für GründerInnen, darüber nachzudenken, ob sie den Schritt zur Unternehmensgründung an der Seite eines Partnerunternehmens machen wollen.

Ein Unternehmen zu gründen, ist in Deutschland nicht einfach: Hierzulande gibt es viel Bürokratie und im Vergleich zu den europäischen Nachbarn wenige Finanzierungsmöglichkeiten. Viele GründerInnen schrecken daher vor dem Schritt in die Selbstständigkeit zurück.

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Und die aktuelle Lage hat die Situation zusätzlich verschlechtert: Der Krieg in der Ukraine, die Nachwehen der Corona-Pandemie und die drohende Rezession sorgen für ein unsicheres wirtschaftliches Klima. Dadurch schrumpfen einerseits die Finanzierungmöglichkeiten und gleichzeitig schwindet die Motivation potenzieller GründerInnen.

Gerade in diesen unruhigen Zeiten lohnt es sich daher, alle Modelle zu kennen, in deren Rahmen heute in Deutschland ein Unternehmen gegründet werden kann. Denn ein vielversprechendes Konzept ist noch weitestgehend unbekannt und wird nur vereinzelt umgesetzt. Neben dem Gründen auf eigene Faust, den Accelerator- und Incubator-Programmen, den Ausgründungen aus Unternehmen oder Universitäten oder anderen Company-Buildern gibt es eine interessante Alternative: Die Unternehmensgründung mit einem starken Partnerunternehmen.

Dieses Modell sieht vor, dass GründerInnen sich nicht ganz allein in die Selbstständigkeit wagen, sondern ein Unternehmen suchen, zu dem sie passen und das Abenteuer Unternehmensgründung dann gemeinsam unternehmen. Das funktioniert natürlich vor allem dann gut, wenn die Gründungsidee und das Partnerunternehmen perspektivisch voneinander profierten können. Denn dann können sich Synergien ergeben, die für beide Seiten von Vorteil sind.

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Angefangen bei der Finanzierung: GründerInnen müssen hier keine Show mit perfekten Pitchdecks abliefern, sondern können sich dem Partnerunternehmen auf Augenhöhe nähren. Gleichzeitig bedeutet dieses Modell für GründerInnen ein Sicherheitsnetz. Denn das Partnerunternehmen übernimmt die finanziellen Risiken, die mit der Gründung verbunden sind. Im Gegenzug erhält das Partnerunternehmen Anteile an der Neugründung.

Die Absichten des Partnerunternehmens sind klar: Findet es GründerInnen, die zu ihm passen, bindet es frische Ideen, motivierte Arbeitskraft und vor allem großes Wachstumspotenzial dauerhaft an sich.

Die GründerInnen hingegen profitieren bei diesem Modell neben dem Sicherheitsnetz davon, dass sie an die Strukturen und Erfahrungen ihres Partnerunternehmens andocken können: Die Infrastruktur, die beim Partner vorhanden ist, kann gerade in der Anfangsphase der Gründung mitbenutzt werden. Und während es bei ausgewachsenen Unternehmen kaum auffällt, wenn eine Handvoll zusätzlicher Mitarbeiter mitbetreut wird, kann diese Starthilfe für GründerInnen den ganzen Unterschied machen.

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Denn Neugründungen scheitern häufig schon in der Anfangsphase. Daran, dass im Gründungsteam nicht ausreichend Erfahrungen in allen relevanten Bereichen vorhanden ist oder daran, dass die GründerInnen sich vor lauter Nebenschauplätzen sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren können: das Kerngeschäft ihres neuen Unternehmens.

Bei diesem Modell ist hingegen genau das gewährleistet. So können zentrale Abteilungen des Partnerunternehmens mitbenutzt werden: Die IT, etwa, die Buchhaltung und das Controlling, die Personalabteilung und nicht zuletzt das Marketing, das bei der Unternehmenskommunikation und der Werbung des neuen Unternehmens helfen kann. In all diesen Bereichen hat das Partnerunternehmen schließlich bereits etablierte Strukturen, auf die das neue Unternehmen zurückgreifen kann und die bei Bedarf mitwachsen – ohne unnötige Kosten zu verursachen und in der Anfangsphase die Prozesse zu verlangsamen.

Gleichzeitig behalten GründerInnen bei diesem Modell die Hoheit über ihr Unternehmen, denn sie haben zwar einen starken Partner an der Seite aber keinen Chef vor der Nase. Die Gründung im Rahmen dieses Modells ist für angehende UnternehmerInnen also durchaus eine Überlegung wert und sollte in Deutschland noch viel verbreiteter sein.

Thorsten Beckmann

Thorsten Beckmann ist Geschäftsführer (CFO/COO) der internationalen Kommunikationsagentur achtung! GmbH mit Sitz in Hamburg. Er repräsentiert eine Business- und Entscheidungskultur, die in vielen Unternehmen verloren gegangen ist: "Mut zu entscheiden, Entschlossenheit zu handeln und Visionen zu leben." Genau das ist auch sein Motto.

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