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Empathie macht den Unterschied zwischen einem inspirierenden, ermutigenden Leader und einem auf Zahlen, Daten, Fakten bezogenen Manager aus. Meist braucht es beide Persönlichkeiten in einem Unternehmen.

Um erfolgreich Menschen führen, entwickeln und befähigen zu können, ist es wichtig, die Bedeutung von Empathie zu verstehen, nämlich sich in die Gefühlswelt und Einstellungen anderer einfühlen zu können. Empathie ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Sympathie und hat auch nichts mit Mitleid zu tun. Sympathie ist eine positiv wertende Zustimmung zu den Gefühlen, Ideen und Haltungen des anderen. Empathie hingegen bedeutet, alle vorgefassten Meinungen und (Vor-)Urteile über Mitarbeitende und Mitmenschen generell abgelegt zu haben.

„Das Gefühl kann viel feinfühliger sein als der Verstand scharfsinnig.“

Viktor Frankl, österreichischer Psychiater

Ein Beispiel

Du hast eine:n Mitarbeiter:in, der/die zum wiederholten Male nicht die Ziele erreicht hat. Du hast mit ihr/ihm darüber gesprochen. Die Situation hat sich nicht geändert und es kommt zum dritten Gespräch. Der/die unempathische Manager:in würde sagen: „Sie haben Ihre Zahlen/Ihr Ziel auch im dritten Quartal nicht erreicht. Wir haben bereits darüber gesprochen. Wenn sich das nicht schnellstens ändert, kann ich nicht für Ihren Job garantieren“. Die Führungskraft droht mit Rauswurf.

Die empathische Führungskraft hätte folgende Variante: „Sie haben Ihre Zahlen/Ihr Ziel auch im dritten Quartal nicht erreicht. Wir haben bereits darüber gesprochen. Ich mache mir Sorgen um Sie. Geht es Ihnen gut? Was hindert Sie in Ihrer Performance? Wie kann ich helfen?“

Mitarbeitende sind Menschen mit Sorgen, Nöten und Ablenkungen, die das Leben mit sich bringen. Sie sind keine Maschinen, die Zahlen und Erfolge produzieren. Ein Leader nimmt dies in seine Betrachtungen mit hinein und schafft eine Atmosphäre und Gegebenheiten, in denen sich der Mitarbeitende entfalten und reüssieren kann.

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Empathie – das Must-Have Soft Skill

Was glaubst du bewirkt die eine Variante meines Beispiels und was die andere? Manager und Führungskräfte verstehen häufig zu wenig, wie wichtig und beflügelnd Empathie ist und dass gerade dieses Soft Skill den Unterschied von einem Manager zum Leader macht.

Ein Leader befähigt seine Mitarbeitenden, er/sie lässt den Erfolg bei seinen Leuten und übernimmt den Misserfolg. Ein viel gehörter Satz von Managern ist: „Ich bin eher der rationale Typ“ und meint damit „ich befasse mich mit den Fakten und nicht mit Emotionen“.

Damit möchten Manager Stärke signalisieren. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich nicht um die Gefühlswelt der Mitarbeitenden kümmern zu können und zu wollen ist die Auffassung des „rationalen Typs“. Empathie auszublenden ist jedoch eher eine Schwäche, denn häufig ist dies eine Aussage zur Beschönigung mangelnder Fähigkeit. Warum jedoch fällt es vielen Managern so schwer, empathisch mit anderen umzugehen, selbst wenn die Bereitschaft dazu da ist?

Wodurch entsteht Mangel an Empathie?

Oftmals fehlen Vorbilder, von denen empathisches Verhalten gelernt werden kann. Im Idealfall wären das die Eltern, denn wir lernen alle durch Beobachtung und Nachahmung. Wurde dir im Familienalltag vorgelebt, wie man wertschätzend und empathisch miteinander umgeht oder fehlt dir ein Vorbild auf deinem Lebensweg?

Druck und Zeitmangel unterbinden Empathie, denn sich auf jemanden einzulassen, sich in sie/ihn einzufühlen, benötigt Zeit. Wenn Manager jedoch nur durch den Tag hetzen und permanent das Gefühl haben, zu wenig zu schaffen, bleibt kein Raum für die eigenen Empfindungen und die anderer.

Unsere bisherige Sozialisierung ist wenig darauf ausgelegt, die eigene Gefühlswelt und die anderer wahrzunehmen. Jungs sind Indianer – sie kennen keinen Schmerz. Auch Mädchen sollen eher hart im Nehmen und nicht so zimperlich sein. Wenn du nie gelernt hast, deine eigenen Emotionen wahrzunehmen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, dann kannst du dich schwerlich in andere hineinversetzen und dessen/deren Emotion verstehen.

Empathie bedeutet, sich für den Menschen zu interessieren und um ihn/sie besorgt und nicht nur am Ergebnis interessiert zu sein. Wenn das Geschäft in eine Krise gerät, stellt sich die Frage, woran liegt es? Es mögen viele Gründe – gerade aus aktueller Sicht – zusammenkommen. Frage dich dennoch: Sind es ausschließlich äußere Einflüsse, deine Mitarbeitenden oder bist du es selbst? Wie kannst du deinen Leuten behilflich sein, ihre natürlichen Fähigkeiten auszuleben und ihr Bestes zu geben? Das ist deine Aufgabe als Leader und das beutet Empathie. Wenn die Mitarbeitenden fühlen, dass sich die Leitung wirklich für sie interessiert und sich kümmert, zahlt sich das doppelt und dreifach aus. Hingegen kommen die Mitarbeitenden mit Angst vor Verlust ihrer Stelle zu ihrem Arbeitsplatz, entsteht negativer Druck, sie können sich nicht entfalten, können nicht ihr Bestes geben und der Erfolg ist für alle Beteiligten und das Unternehmen in Gefahr.

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Was solltest du überprüfen?

  • Bist du in der Lage, in sich selbst hineinzuhorchen, deine Empfindungen wahrzunehmen und sie zu analysieren? Schüttest du dich lieber mit Arbeit zu, als Empfindungen nachzugehen? Es wird dir leichter fallen mit Druck, Ängsten und Ärger umzugehen, wenn du dir diese bewusst machen und dir Fehler verzeihst.
  • Wie steht es um dein eigenes Körpergefühl? Nimmst du die Zeichen deines Körpers wahr oder hat er einfach zu funktionieren und sich nicht zu melden? Hunger, Schmerzen, Verspannungen, Schlafmangel werden verdrängt und mit Arbeit überdeckt. Erst wenn es beim Arzt ernst wird, wird eingelenkt. Hast du hingegen ein gutes Körpergefühl, dann hast du auch eine gute Eigenempathie und vice versa.
  • Gehe in die Selbstreflexion: Wie gelassen bist du und wie gut bist du in deiner emotionalen Selbstregulierung? Bist du in der Lage, deinen eigenen Ärger einzuschätzen und im Griff zu halten?
  • Wie klar ist dein emotionaler Ausdruck? Gestik und Mimik sollten klar les- und erkennbar sein. Sie bedeuten einen großen Teil unserer Kommunikation. Eine positive Mimik, die Engagement, Emotionen, Offenheit, Feuer zeigt, wirkt mitreißend und öffnete die Menschen.
  • Hast du Interesse an deinen Mitarbeitenden? Nur wenn du Interesse hast, sich in die Gedanken und Empfindungen deiner Mitarbeitenden hineinzuversetzen, kannst du empathisch reagieren. Empathie muss man wollen, sonst entsteht sie nicht.

Kehrseite und Missverständnis von Empathie

Menschen mit zu viel Empathie erfahren wenig Anerkennung und haben mit Widerstand zu kämpfen. Woher kommt das? Sie gelten häufig fälschlicherweise als zu weich und nett und bedienen daher weniger das Bild des „Machers“. Dabei gelten eher starke Persönlichkeiten mit Selbstvertrauen und Mut als empathisch, denn sie zeigen sich offen und verletzlich gegenüber ihren Mitarbeitenden und genau das wird anerkannt und geschätzt.

Frauen werden häufig als zu empathisch beurteilt, womit gemeint ist, dass sie zu viele Emotionen hätten, daher nicht durchsetzungsstark und somit für Top-Führungspositionen ungeeignet seien. Sie würden durch ihre empathische Art konstruktive Auseinandersetzungen scheuen und auslaugen. Das ist schlicht ein Vorurteil.

Oftmals werden empathische Menschen als „der/die große Versteher:in“ angesehen, der/die stets nachgiebig sind. Das würde bedeuten, die empathische Führungskraft wäre schwach und passiv. Das Gegenteil ist der Fall. Empathische Menschen beflügeln, reißen mit und fordern gerade Leistung ein. Indem sie bereit sind, das Verhalten der Mitarbeitenden nachzuvollziehen, sich in sie reinzudenken und angemessen mit deren Gefühlen umzugehen, fördern sie eine wertschätzende und transparente Kommunikation. Die Mitarbeitenden fühlen sich gesehen, gehört und abgeholt, sind frei von Ängsten und können sich entfalten. Das belegt u.a. eine Analyse der Führungskräfteberatung DDI, die ergab, dass Manager, die empathisch zuhören, auf ihre Mitarbeitenden reagieren und sie gezielt auf fundierte Entscheidungen coachen, diese begeistern und beflügeln. Die befragten Manager sind der Meinung, dass ihre Management-Gesamtleistung wesentlich von diesem Soft Skill abhängt. Allerdings ergab die Befragung auch, dass leider nur 40 Prozent der Führungskräfte besonders stark in Empathie seien.    

Fazit

Eine Vielzahl von Studien, Wissenschaftler:innen und Journalist:innen kommen zu dem Schluss, dass Empathie „DAS Führungsinstrument unserer Zeit“ und somit ein Must-Have ist. Menschen ohne Empathie gelten als eiskalt und unsympathisch. Die Mitarbeitenden folgen ihnen nicht.

Empathische Leader hingegen bereiten den Boden für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und sichern damit den Geschäftserfolg. Sie gehen besser mit ihren Teams um, schaffen ein angenehmes Arbeitsklima und lassen Raum für die Entfaltung jedes Einzelnen. Es treten weniger Konflikte auf, die unproblematischer geklärt werden können. Dies stahlt auf die Kundenbindung, auf die eigene Karriere und das körperliche Wohlbefinden aus. Weitere Studien belegen, dass Mitarbeitende mit einer hohen emotionalen Intelligenz erfolgreicher auf ihrem Karriereweg sind als Hochintelligente.

EQ hat IQ abgelöst.

Nicht jeder bringt von Natur aus Empathie oder/und die richtige Portion davon mit. Das ist kein Problem. Sofern du die Bereitschaft hast, an dir zu arbeiten, lässt sich dieses Soft Skill wie ein Muskel trainieren. Das bedeutet allerdings auch, dass du dranbleiben solltest.

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Britta Balogh

Britta Balogh ist seit über 20 Jahren selbstständig. Sie ist Karrierecoach, Speakerin, Autorin und Wegbereiterin für Führungskräfte auf ihrem Karriereweg. In ihrem Buch und ihren Artikeln, Seminaren und Coachings behandelt sie Themen wie Soft Skills, Kommunikation, Business-Etikette und Führung und erklärt, wie diese Fähigkeiten die Karriere beflügeln können. Foto: © David Sonntag

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