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Im Jahr 2017 veröffentlichte die Harvard Business Review die Ergebnisse einer jahrzehntelangen Studie über die Neurowissenschaft des Vertrauens. Ein Forscherteam unter der Leitung von Paul J. Zak, Direktor des Center for Neuroeconomics Studies an der Claremont Graduate University, fand heraus, dass sich Vertrauen am Arbeitsplatz positiv auf alles auswirkt: von der Unternehmensleistung bis zur Fluktuation von MitarbeiterInnen.

„Vertrauen ist wie die Luft, die wir atmen“, sagte Warren Buffett einmal. „Wenn es vorhanden ist, bemerkt es niemand wirklich. Aber wenn es abwesend ist, merkt es jeder.“ Wenn du einen Arbeitsplatz schaffen willst, an dem die MitarbeiterInnen aufatmen und Innovationen nicht im Keim erstickt werden, musst du Vertrauen zu einer Priorität machen.

Hier sind vier Gründe, warum ein Fokus auf Vertrauen in – und zwischen – deinen MitarbeiterInnen für den Erfolg deines Unternehmens unerlässlich ist.

1. Vertrauen steigert die Produktivität

Zwei der heimtückischsten Produktivitätskiller sind mangelnde Orientierung und Mikromanagement. Wenn MitarbeiterInnen nicht wissen, welche Ziele und Aufgaben am wichtigsten sind, können sie sich nicht dafür einsetzen, diese zu erreichen. Und wenn sie gezwungen sind, ihre Zeit damit zu verbringen, die Vorgaben ihrer ManagerInnen zu erfüllen, anstatt herauszufinden, wie sie das tun können, was getan werden muss, sinkt die Produktivität.

In Organisationen mit hohem Vertrauen gewährt man den MitarbeiterInnen selbstständiges Arbeiten. ManagerInnen setzen klare Erwartungen und lassen dann ihre MitarbeiterInnen diese erfüllen, wie sie es für richtig halten.

Die Kontrolle über die eigene Arbeit ist ein starker Motivator für MitarbeiterInnen: Eine Umfrage von Citigroup/LinkedIn ergab, dass 64 % der Befragten eine 10-prozentige Gehaltserhöhung zugunsten von mehr Flexibilität bei ihrer Arbeit ablehnen würden.

Wie das sprichwörtliche Huhn-und-Ei-Dilemma erfordert der Aufbau eines autonomen Teams jedoch Vertrauen. Die Manager müssen an die Kompetenz und das Engagement ihrer MitarbeiterInnen glauben, und die MitarbeiterInnen müssen darauf vertrauen, dass die ManagerInnen nicht plötzlich die Richtung ändern werden.

Der Produktivitätsgewinn liegt auf der Hand: Zaks Team fand heraus, dass Mitarbeiter in Organisationen mit hohem Vertrauen eine um 50 % höhere Produktivität aufweisen als ihre KollegInnen in Organisationen mit niedrigem Vertrauen – ein Ergebnis, das durch eigene Messungen bestätigt wurde.

Das Misstrauen, das durch Mikromanagement vermittelt wird, lässt dagegen die Produktivität bröckeln.

EXTRA: Mitarbeiterführung: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser [Praxistipp]

2. Vertrauen ermöglicht Zusammenarbeit

Der moderne Arbeitsplatz gedeiht durch Zusammenarbeit. Untersuchungen haben immer wieder gezeigt, dass Teams aus unterschiedlichen Personen besser in der Lage sind, Probleme zu lösen und neue Lösungen zu schaffen, als Einzelpersonen, die alleine arbeiten. Welches Unternehmen würde das nicht fördern wollen?

Es überrascht nicht, dass eine solche Zusammenarbeit auch Vertrauen in einer Reihe von Dimensionen voraussetzt. Zunächst einmal müssen die Teammitglieder darauf vertrauen, dass ihre KollegInnen in der Lage sind, ihren Teil der gemeinsamen Arbeit auf hohem Niveau zu erledigen.

Sie müssen auch darauf vertrauen, dass ihre KollegInnen für die Einhaltung der vereinbarten Termine verantwortlich sind. Die Zusammenarbeit funktioniert nicht, wenn – wie bei diesen gefürchteten Gruppenprojekten in der Schule – eine Person am Ende alles macht, weil sie sich nicht darauf verlassen kann, dass die anderen Gruppenmitglieder ihren Beitrag leisten.

Wenn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu einer Teamleistung beitragen, müssen sie auch darauf vertrauen können, dass man ihre individuellen Beiträge anerkennt. Es gibt nur wenige Dinge, die motivierender sind, als für die eigenen Ideen gelobt zu werden – und nur wenige Dinge, die demoralisierender (oder ärgerlicher) sind, als wenn sie von jemand anderem gestohlen werden.

Teams mit hohem Vertrauen zollen Anerkennung, wo Anerkennung fällig ist, und das hält die Zusammenarbeit in Schwung.

3. Vertrauen fördert Kreativität und Innovation

Erinnern Sie sich daran, wie die Selbstständigkeit in Organisationen mit hohem Vertrauen die Produktivität antreibt? Nun, Zak und sein Forschungsteam fanden heraus, dass sie auch ein wichtiger Bestandteil der Innovation ist. Wenn Mitarbeiter die Freiheit haben, eine Vielzahl von Problemlösungsansätzen auszuprobieren, entsteht Innovation.

Auch hier ist das Vertrauen zwischen den TeammitgliederInnen eine wesentliche Zutat für den Erfolg. Wenn das Aufzeigen von Verbesserungsmöglichkeiten gleichbedeutend damit ist, ein Störenfried zu sein, werden einzelne MitarbeiterInnen nur ungern auf Innovationsmöglichkeiten hinweisen.

Führungskräfte müssen ihr Vertrauen in die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter Beweis stellen, indem sie offen für Vorschläge sind, auch für unbequeme.

Wenn es darum geht, Lösungen vorzuschlagen, ist das gegenseitige Vertrauen noch wichtiger. Teammitglieder werden zögern, ihre Ideen mitzuteilen, wenn sie befürchten, dass ihre KollegInnen sie ablehnen oder sogar lächerlich machen werden. Einige der profitabelsten Ideen mögen auf den ersten Blick verrückt erscheinen. Wenn der Respekt vor denen, die sie einbringen, fehlt, wird dein Unternehmen der Verlierer sein.

EXTRA: Gründung: 3 Schritte, mit denen du Vertrauen aufbaust

4. Vertrauen ermöglicht die Lösung von Konflikten

Denke an jemanden, dem du wirklich vertraust. Bist du immer mit seinen/ihren Ideen einverstanden? Die Chancen stehen gut, dass du das nicht tust. Selbst zwischen den glücklichsten Ehepaaren und langjährigen Geschäftspartnern kommt es zu Konflikten.

Der Grund, warum ihre Beziehungen Bestand haben, ist, dass sie einander vertrauen. Sie lassen sich von diesem Vertrauen zu einer Lösung bewegen, anstatt sich zu ärgern.

Als GeschäftsleiterIn ist das Letzte, was du tun willst, auf deine MitarbeiterInnen wie ein Babysitter aufzupassen. Obwohl du dich sicherlich gut um sie kümmerst, hast du viele andere wichtige Angelegenheiten zu erledigen, die nicht beinhalten, dass du dich in kleinliche Streitigkeiten einmischen musst. Wenn eine Vertrauensbasis zwischen den MitarbeiterInnen aufgebaut ist, sind sie eher in der Lage, Konflikte selbst zu lösen.

Wenn Konflikte außer Kontrolle geraten, musst du natürlich eingreifen. Aber in den meisten Fällen wird ein Team mit hohem Vertrauen in der Lage sein, kleinere Konflikte selbstständig zu lösen, ohne dass du eingreifen musst. Sie werden an sich selbst wachsen und ihre Bindungen von Tag zu Tag stärken.

Jeder deiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat einzigartige Stärken. Wenn du eine vertrauensvolle Atmosphäre mit und unter deinen Mitarbeitern schaffen willst, können talentierte Individuen diese Stärken nutzen, um zusammenzuarbeiten und zum Vorteil deines Unternehmens innovativ zu sein.

Dieser Artikel wurde von John Hall auf Englisch verfasst und am 14. März 2021 auf www.forbes.com veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren LeserInnen zu relevanten Themen austauschen können.

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