Dass sich in der Krise der wahre Charakter zeige, wie Helmut Schmidt einst sagte, beweist sich in der aktuellen Corona-Lage jeden Tag.
Wie breit die Schere zwischen den möglichen Verhaltensweisen ist, bezeugen die großen Autobauer in diesem Jahr. Während BMW-Chef Zipse im April seinen MitarbeiterInnen und der Öffentlichkeit verständnisvoll, aber ohne Beschönigung klarmacht, dass die Situation ernst ist und nicht folgenlos bleibt, dass aber das Unternehmen auf gesunden Beinen steht und der Krise gefasst entgegentreten kann, begann in etwa zur gleichen Zeit bei Daimler eine dramatische Aktion.
Nach zunächst lediglich 10.000 Stellen sollen inzwischen 30.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Pläne sind eine zukunftssichernde Krisenreaktion, die dem Konzern zuzugestehen ist, auch wenn die Ursachen bei Weitem nicht nur in der Pandemie liegen. Die Methoden jedoch, mit denen langjährige MitarbeiterInnen herausgedrängt werden sollen, die nicht klein beigeben, üben eine hoch emotionale Wirkung auf die Menschen im Unternehmen aus. Sie sollen bis hin zur Zermürbung oder gerichtlichen Auseinandersetzung gehen.
Was die Großunternehmen der Autobranche vorexerzieren, gilt für kleine und mittlere Unternehmen gleichermaßen. In schweren Zeiten und bei tiefgreifenden Veränderungen sind sie ganz besonders auf das Mitziehen ihrer MitarbeiterInnen angewiesen und sollten alles vermeiden, was deren Gefolgschaft mindert. Da Menschen in angstgeprägten Situationen über sehr feine Antennen für unstimmiges Verhalten verfügen, sind Authentizität und Kongruenz gefragt. Wer Verständnis nur spielt, um die Betroffenen ruhigzustellen, muss damit rechnen, enttarnt zu werden und die dringend benötigte Unterstützung zu verspielen.
Empathie als Persönlichkeitsfaktor
Was tatsächlich hilft und weit mehr darstellt als ein Führungswerkzeug, das man gelegentlich aus der Toolbox zieht, ist echte und fühlbar gelebte Empathie. Ihr Prinzip besagt, die eigenen Führungsmittel so zu wählen, dass sich Menschen mit einem Gefühl der Verbundenheit auf die Gefolgschaft einlassen und den notwendigen Weg vertrauensvoll und engagiert mitgehen. Funktionieren kann das nur auf Basis der Einfühlung in die Situation derjenigen, mit denen man gemeinsam die Veränderung stemmen oder eine Krise bewältigen will. Ohne dieses emotionale Andocken können weder Vertrauen noch Verbundenheit entstehen.
Entgegen vielen Vorurteilen hat das nichts mit Gefühlsduselei zu tun. Es geht schlicht darum, aus den rationalen Erfordernissen und den emotionalen Befindlichkeiten der betroffenen Menschen das bestmögliche Führungsverhalten zu entwickeln. Insgesamt reicht dieses Spektrum von dienender Handreichung bis zu unmissverständlichen Vorgaben, wenn die Situation es verlangt.
Die folgende Grafik zeigt die Auswirkung: Ohne emotionale Zustimmung sind Starre oder Chaos vorprogrammiert. Schub entsteht nur, wenn sowohl rationale als auch emotionale Zustimmung zusammentreffen:
Der Weg zur empathischen Führung
Da es bei Empathie nicht um ein Wissen geht, das man im Workshop oder Webinar erwerben kann, beginnt die Reise dorthin damit, sich selbst kennenzulernen.
Denn nur wer sich selbst spürt, vermag andere zu spüren.
Zuerst gilt es, innerlich zu erhellen, welche Werte und Überzeugungen unbewusst das eigene Handeln bestimmen (siehe „Einfühlung in sich selbst“ im Kasten unten). Danach kommt das Verstehen, wie zieldienlich diese Werte und Überzeugungen für das eigene Führungsverhalten sind.
Nach diesem Prozess der Selbstklärung kommt es darauf an, sich emotional mit den MitarbeiterInnen zu verbinden. Entscheidend ist, deren Verhalten aufmerksam zu beobachten sowie sich durch Antizipation und Erfragen ihrer Emotionen in sie einzufühlen, um sie in der Folge würdigend und respektvoll führen zu können (siehe „Einfühlung in andere“ im Kasten unten).
Gelingt dies, entsteht eine Umgebung des Vertrauens, der Zugehörigkeit und der Nähe, in der Menschen bereit sind, sich einzubringen, in der sie mitgestalten und sich entwickeln, um am Ende vielleicht sogar das vorher Undenkbare zu leisten. Hingegen bleibt in einer Atmosphäre von Anspannung, Druck, emotionaler Kälte oder gar Einschüchterung all das auf der Strecke.
Empathie wirkt – und lohnt sich
Da dieser Prozess die emotionalen, teil unbewussten Grundfesten der eigenen Persönlichkeit berührt, empfiehlt es sich in vielen Fällen, den Weg mit externer Unterstützung zu gehen. So anstrengend es sein mag: Die wirtschaftlichen Vorteile liegen klar auf der Hand, wenn Menschen auf empathische und glaubwürdige Führungspersönlichkeiten treffen. Unternehmer und deren Führungskräfte, die über die magische Kraft der Empathie verfügen, sind bestens gerüstet für Krisen, Change, Herausforderungen – und sowieso für ruhige Zeiten.
Kasten: In sechs Schritten zur Empathie
Einfühlung in sich selbst
- Das eigene Verhalten und Gefühle beobachten: Wie reagiere ich in welchen Situationen? Welche Gefühle stecken dahinter und wovon werden diese ausgelöst?
Basisgefühle: Freude, Überraschung, Vertrauen, Ärger, Angst, Trauer, Ekel, Scham, Schuld. - Die Werte freilegen, die die Gefühle speisen: Was ist mir so wichtig, dass ich mit Ärger oder Freude reagiere, wenn ich es vermisse oder spüre?
Häufig auftretende Werte: Leistung, Erfolg, Selbstbestimmung, Anerkennung, Zuverlässigkeit, Freundschaft, Familie. - Die Wirkung der eigenen Werte antizipieren: In welcher Situation werden sie mir eher nutzen oder schaden? Wie fördere ich Nutzen und verhindere Schaden?
Einfühlung in andere
- Verhalten und Gefühle beobachten: Wie reagieren andere in welchen Situationen und was sagt das über ihre Gefühle aus?
- Gefühle antizipieren: Welche Gefühle mögen andere angesichts besonderer Situationen haben, z. B. bei bevorstehenden Veränderungen?
- Auf die Gefühle eingehen: Wie würdige ich die Gefühle anderer und bleibe gleichzeitig bei meinen Zielen?
Ein gutes Logo ist wirklich entscheidend für den ersten Eindruck eines Unternehmens. Ich habe mich selbst schon oft gefragt, welche…
Auch für mich als Freiberufler gestaltet sich die Projektarbeit für Auftraggeber mit zertifiziertem QM sehr viel einfacher und zielführender als…
Ich checke echt nicht, worum der ganze Stress geht. Ghostwriting ist doch einfach nur 'n Job wie jeder andere.