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Wie triffst du Entscheidungen unter Stress? Dominieren dann auch bei dir unbewusste, automatisch ablaufende Prozesse? Hast du genügend „gute“ Handlungsweisen zur Verfügung, um dein Unternehmen jetzt und in Zukunft zu sichern?

Wird der Handlungsdruck größer, sind rationale Entscheidungen oftmals Fehlanzeige. Anstatt eine Situation aus mehreren Perspektiven zu durchdenken und mögliche Handlungsfolgen abzuwägen, regieren Angst, Flucht, Abwehr und Verteidigung. Man kann in diesem Modus zwar blitzschnell reagieren, tut häufig jedoch genau das Falsche. Es übernehmen nicht die besten, sondern die erstbesten „Systeme“.

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Angst ist ein schlechter Ratgeber

Haben Unternehmen gerade noch zu tun, so erwarten doch viele, bald deutlich weniger Aufträge zu bekommen. Andere werden schon jetzt konkret damit konfrontiert, dass sich die Auftragslage deutlich verschlechtert hat. In einer wirtschaftlich schwierigen Lage, wie sie derzeit vorliegt, funktioniert das nicht mehr, was in „guten Zeiten“ noch halbwegs geklappt hat: suboptimale Entscheidungen zu treffen.

Setzt du also weiterhin Dinge um, die heute notwendig erscheinen und weil schlichtweg unter Stress und aus Angst keine anderen Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, dann trifft dies dein Unternehmen in harten Zeiten – und diese stehen manchen erst noch bevor – früher oder später mit voller Wucht.

Fünf Vorgehensweisen für Sicherheit in harten Zeiten

Irrationale und „etablierte“ Verhaltensweisen haben gerade in Krisenzeiten Hochkonjunktur. Ein Beispiel? Kosteneinsparungen, die über das Ziel hinausschießen und damit die Zukunft des Unternehmens gefährden. Bedeutende Veränderungsinitiativen solltest du nicht erst in einer akuten Rezession starten – doch mit dem richtigen Fokus kannst du auch dann immer noch viel erreichen.

1. Durchbreche den Work in Process (WIP)-Teufelskreis

Ist der WIP, also die Arbeitslast, in deinem Unternehmen permanent zu hoch? Behindern sich Projekte gegenseitig? Leiden im ständigen Bemühen, alles gleichzeitig zu erledigen, Qualität und Arbeitszufriedenheit? Nimmst du es auch in Kauf, dass Verspätungen zur Norm werden, sich alle verfügbaren Ressourcen im Multitasking-Modus aufreiben, die Fehleranfälligkeit nach oben schnellt und du selbst viel zu viel Zeit in die Lösung andauernder Konflikte aus dem WIP-Teufelskreis investieren musst?

Der Ausweg liegt auf der Hand: die Arbeitslast muss reduziert, die Anzahl aktiver Projekte gesenkt werden. Damit hast du gerade in Krisenzeiten einige überzeugende Verkaufsargumente: Die Durchlaufzeiten aktiver Projekte verkürzen und zugleich erhöht sich die Zuverlässigkeit.

2. Richte dich konsequent durchsatzorientiert aus

In der klassischen kostenorientierten Denkweise fokussierst du dich darauf, lokal Kosten zu sparen – unter der Annahme: Eine lokale Verbesserung der Kosten führe automatisch zu einer Verbesserung für das gesamte Unternehmen. Allerdings sparst du dadurch auch Investitionen ein, die eigentlich jetzt notwendig sind, um morgen signifikant den Durchsatz des Unternehmens zu steigern.

Was du dabei außen vor lässt, ist ein zentraler Punkt beim durchsatzorientierten Handeln: sich auf ein gemeinsames Unternehmensziel auszurichten und dadurch den langfristigen Erfolg sicherzustellen. Deshalb solltest du ab sofort die Investitionsentscheidungen planvoll auf Return on Investment ausrichten.

Haben Unternehmen bereits vor einer Rezession diesen Shift auf Durchsatzorientierung vollzogen, profitieren sie davon auch in Krisenzeiten. Diese Unternehmen haben ihre Liquidität erhöht, denn sie haben ausschließlich Entscheidungen für Investitionen getroffen, die sich innerhalb kürzester Zeit refinanzieren. Während andere Unternehmen eine Vielzahl nicht durchsatzorientierter Investitionen getätigt haben – und damit auf Durchsatzsteigerung (in der Zukunft) verzichten.

3. Werde bevorzugter Lieferant

Willst du (auch in Krisenzeiten) Marktanteile dazugewinnen, dann solltest du nicht länger Kompromisse bei den Leistungen machen. Statt die Erwartungen der Kunden in bestimmten Bereichen zu übertreffen, bleiben viele ein Lieferant unter vielen. Mit der Konsequenz, dass sich die Angebote, außer durch den Preis, nicht von denen der Konkurrenz unterscheiden können.

Höhere Verfügbarkeiten, höhere Zuverlässigkeit, kürzere Lieferzeiten als bisher und/oder als marktüblich: All das sind entscheidende Kundenbedürfnisse.

Gelingt es dir, diese zu befriedigen, verschaffst du dir und deinem Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Bevorzugter Lieferant zu sein, erzeugt für Unternehmen auch in der Krise einen hohen Nutzen. Wenn das Marktvolumen insgesamt kleiner wird, als bevorzugter Lieferant der Umsatz jedoch stabil gehalten werden kann, dann vergrößert sich der eigene Marktanteil.

4. Bau einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung auf

Die Geschwindigkeit, mit der sich Technologien weiterentwickeln, Kundenbedürfnisse verändern, Produktlebenszyklen verkürzen … hat sich enorm erhöht – der Druck auf die Unternehmen damit ebenfalls. Doch dir bleibt viel zu wenig Zeit, dich intensiv mit Zukunftsthemen auseinanderzusetzen, neben dem fordernden Tagesgeschäft und einem Fokus, der häufig nur bis zum nächsten Quartal reichen kann. Dabei sind Innovationen ein wichtiger Hebel, um die Zukunft deines Unternehmens zu sichern.

Kann ein Unternehmen während einer Krise plötzlich als einziges etwas liefern, was so bisher noch niemandem möglich war: Dann wird dieses Produkt/dieser Service/dieses Geschäftsmodell (gerade) auch in der Krise für Kunden besonders wertvoll sein. Denn du kannst etwas anbieten, was tatsächlich ein vorhandenes Bedürfnis erstmalig und passgenau erfüllt und das auf eine Weise, wie es sonst kein anderer Wettbewerber kann.

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5. Nimm die „richtigen“ Aufträge an

Die Preise, die ein Unternehmen jetzt erlöst, geraten in einer Rezession unter Druck. Wenn es dann zu einem Preiskampf kommt, stehst du vor der Entscheidung: Wie weit im Preiskampf mitgehen? Bei einem Konjunktureinbruch werden Einkaufsentscheidungen und Auftragsvergaben noch langsamer und vorsichtiger als sonst getroffen. Genau mit derselben Vorsicht und ebenfalls ohne Hektik, denn die Nachfrageseite baut nur künstlichen Zeitdruck auf, solltest du über deine Preise entscheiden.

Die Durchsatzrechnung hilft dir zu entscheiden: Welchen Auftrag, zu diesem „günstigeren“ Preis bearbeite ich bevorzugt?

Dabei steht nicht die Fragestellung im Vordergrund, ob ein Auftrag überhaupt Durchsatz bringt – dass ein Auftrag überhaupt keinen Durchsatz einbringt, wäre erst das Resultat eines dramatischen Preisverfalls – sondern die „richtigen“ Aufträge anzunehmen (Welcher der Aufträge bringt dem Unternehmen mehr ein?) und damit im Preiskampf wie geplant nur moderat mitzugehen.

Eines sollte dir bewusst sein: Um dein Unternehmen auch in Krisenzeiten sicher zu navigieren sind nicht zwingend andere Vorgehensweisen als sonst auch gefragt. Vielmehr geht es um Grundlegenderes und das wirkt in guten wie in schlechten Zeiten: Du musst umdenken, um Kundenbedürfnisse besser als andere zu erfüllen, und Wettbewerbsvorteile aufbauen, um viel schneller als andere darauf reagieren zu können, wenn die konjunkturelle Talfahrt wieder endet.

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Uwe Techt

Uwe Techt ist Geschäftsführer der VISTEM GmbH & Co. KG und gilt als Vorreiter im deutschsprachigen Raum für die Nutzung der Theory of Constraints (TOC) und des Critical Chain Projektmanagements. Als strategischer Denker für grundlegende Verbesserungen und Durchbruchsinnovationen ist der Topmanagement Coach auch gefragt als Speaker und Autor.

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