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Stress & Burnout: Aktuelle Daten und die besten Tipps zur Prävention! (Teil III)

Ist der Anstieg von psychischen Erkrankungen wirklich so groß wie berichtet? Dieser Frage ging der Gesundheitsreport der DAK 2013 nach und sagt eindeutig: nein.

Zum einen sei die Bereitschaft der Ärzte gestiegen, aus psychischen Gründen krank zu schreiben, vor allem aber die Bereitschaft der Betroffenen, über ihre Beschwerden zu sprechen.

Früher wurde wegen Magen- oder Rückenproblemen eine Auszeit genommen, heute nennt man das Kind eher beim Namen.

Psychische Erkrankungen ernst nehmen und relativieren

Norbert Schmacke, Professor am Institut für Public Health an der Universität Bremen bestätigt, dass es bis in die 80er Jahre eine klare Tabuisierung psychologischer Erkrankungen in Deutschland gab. Die Behauptung psychische Erkrankungen würden zunehmen, geht auf Krankenkassen und Rentenversicherer zurück, die sich wiederum auf die Diagnosen und Kodierungen der Ärzte beziehen. Belastbare Belege wie standardisierte Längsschnittstudien lägen nicht vor.

Neue Perspektiven einnehmen

Wenn aber ungefähr jeder Zehnte über chronischen Stress klagt, heißt das auch, dass neun von zehn keinen chronischen Stress haben.

Mehr als drei Viertel der Beschäftigten fühlen sich den Anforderungen gewachsen und schätzen ihren allgemeinen Gesundheitszustand besser ein, als der EU-Durchschnittsarbeitnehmer sagt eine Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland: Knapp 77% der Männer und 73 % der Frauen bewerten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut.

Mythos Erreichbarkeit verändern

Der Frage, ob das Thema Erreichbarkeit ein Krankmacher ist, ging der DAK Gesundheitsreport 2012 nach und befragte dazu 3000 Erwachsene. 51,7% der Menschen, deren Kollegen und Vorgesetzte ihre privaten Nummern haben, werden nie angerufen, nur 7,5% der Befragten fühlen sich durch telefonische Erreichbarkeit etwas oder erheblich belastet. 78,9% der Befragten stimmten der Aussage zu „Mein Arbeitgeber akzeptiert, wenn ich außerhalb der Arbeitszeit nicht erreichbar bin“.

Auch hier scheint uns also unser Gehirn einen Streich zu spielen, indem wir mehr Druck empfinden, als real existiert, in einer Art vorauseilendem Gehorsam „bereiter“ sind als nötig.

Mit guten Gefühlen anstecken

Erfreulicherweise können wir uns auch mit guten Gefühlen, wie Energie und Enthusiasmus anstecken. Ein gutes Gefühl bei der Arbeit hat positiven Einfluss auf das Privatleben. Wer nach einem angenehmen und erfolgreichen Tag nach Hause kommt, ist eher bereit, den anderen zu unterstützen. Das gute private Klima kommt zurück zur Arbeit.

Betroffene unterstützen und Teams schützen

Vermitteln und erwerben Sie Wissen über Stress und Burn-out, aber legen Sie darauf nicht den Fokus. Die neue Gehirnforschung zeigt: Je häufiger wir etwas wiederholen, umso stärker werden die neuronalen Verknüpfungen im Gehirn. Also raus aus der Problem- hin zu Lösungsorientierung.

Schauen Sie hin statt weg, bei Anzeichen von Burnout wie Erschöpfung, Zynismus, abwertender Kommunikation und Ineffizienz. Reagieren Sie lieber einmal zu früh als einmal zu spät. Denn auch wenn immer mehr Menschen Hilfe wegen psychischer Probleme suchen, erwarten viele kein Verständnis von Kollegen und Chef. Dies hat zur Folge, dass trotz eingeschränkter Befindlichkeit zur Arbeit gegangen wird.

Nach der Arbeit Abstand schaffen

Geben Sie die Illusion auf, wir könnten Arbeit und Privatleben trennen. Sorgen Sie lieber dafür, dass Sie in einem guten Zustand nach Hause kommen. Meist verbrauchen wir alle Kraft bei der Arbeit und verhalten uns dann so, wie wir es Kunden oder Kollegen gegenüber nie tun würden.

Jeder sollte nach der Arbeit zunächst einmal allein Stress abbaut. Zum Beispiel durch Sport oder zumindest einen kleinen Weg zu Fuß, denn der Körper baut das Stresshormon Cortisol durch Bewegung ab. Führen Sie Rituale zum Schaffen von Abstand ein. Nutzen Sie Musik und Entspannungs-CDs auf dem Heimweg oder schreiben Sie sich den Frust von der Seele.

2 Praxistipps:

  • Schluss mit negativer Stimmung: Halten Sie sich fern von schlechten Nachrichten in den Medien, limitieren Sie die Zeit, in der Sie sich schlechte Erfahrungen von Freunden und Familie anhören, stoppen Sie Klatsch und Tratsch.
  • Verarbeiten Sie eigene Probleme: Wenn Sie Enttäuschungen oder Verletzungen nicht vergessen können hilft die Schreibtechnik nach Pennebaker. Schreiben Sie an vier aufeinander folgenden Tagen je 20 Minuten (Wecker stellen) was genau geschehen ist und welche Gefühle das in Ihnen ausgelöst hat. Beschreiben Sie Schlimmes, Peinliches und Schmerzvolles. So kommt es in den Verarbeitungsmodus des Gehirns.

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Das Buch zum Thema: Schokologie: Was wir vom Schokolade-Essen fürs Leben lernen können

(Bild: © Yuri Arcurs – Fotolia.de)

Dr. Ilona Bürgel

Dipl. Psych. Dr. Ilona Bürgel ist eine führende Vertreterin der Positiven Psychologie. Wie ein roter Faden zieht sich die Einladung zu einem Perspektivwechsel durch ihre Arbeit – weg von der Fixierung auf äußere Bedingungen, hin zum guten Umgang mit sich selbst. Sie ist ständige Beraterin für Print, Radio und Fernsehen wie ARD und MDR. Die Vorbildunternehmerin des Ministeriums für Wirtschaft liebt Schokolade und lebt in Dresden. Ihr Hauptwerk im Bereich Wirtschaft: Die Kunst, die Arbeit zu genießen

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