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Wenn der potenzielle neue Vorgesetzte beim Vorstellungsgespräch mit am Tisch sitzt, willst du dich von deiner besten Seite zeigen und ihm oder ihr gefallen.

Aber achtest du auch darauf, ob der Vorgesetzte zu dir passt? Und woran erkennst du überhaupt einen guten Vorgesetzten?

Diese 5 Punkte helfen dir zu erkennen, ob der Chef auch wirklich zu dir passt:

1. Gesprächsatmosphäre

Ein guter Vorgesetzter wird sich um eine angenehme Gesprächsatmosphäre bemühen. Denn nur so werden Kandidaten sich öffnen und auf das Gespräch einlassen.

Du wirst merken, dass sich dein Gegenüber gut auf das Gespräch vorbereitet hat und deinen Lebenslauf kennt. Er oder sie wird sich Gedanken gemacht und Fragen vorbereitet haben, die sich ganz konkret auf deine Situation und deine individuelle Passung zur Stelle beziehen.

Dein Gesprächspartner wird dir Zeit und Raum geben, um auf Fragen zu antworten, wird dich nicht unterbrechen und dir auch die Möglichkeit geben, eigene Fragen zu stellen. Es handelt sich beim Vorstellungsgespräch um einen respektvollen und wertschätzenden Dialog.

Zudem wird der Vorgesetzte sich selbst auch vorstellen, damit du weißt, wer dir da überhaupt gegenübersitzt.

2. Ehrlichkeit

Der Vorgesetzte sollte sich im Gespräch genügend Zeit nehmen, um das Unternehmen wie auch die offene Position konkret und ausführlich vorzustellen.

Achte darauf, ob diese Vorstellung ausgewogen ist. Werden nur positive Punkte erwähnt und das Unternehmen in die Wolken gelobt, hat man dir sicher nicht alles erzählt. Ein Vorgesetzter, der z.B. Vor- und Nachteile der Stelle erwähnt oder auf Schwachstellen der Organisation eingeht, ist sicher ehrlicher.

Auch solltest du darauf achten, in welchem Umfang deine Fragen beantwortet werden. Kurze Standardantworten oder leere Floskeln bringen dich in deiner Entscheidungsfindung nicht weiter.

Ein guter Vorgesetzter wird konkret auf deine Fragen eingehen und sich nicht davor scheuen, Unzulänglichkeiten zuzugeben. Am Ende musst du dich entscheiden können, ob die Stelle und das Unternehmen wirklich zu dir passen. Und das kannst du nur mit vollständigen und ehrlichen Informationen tun.

Je ehrlicher man mit dir im Vorstellungsgespräch umgeht, desto eher kann eine Fehlbesetzung vermieden werden. Keinem Vorgesetzten wird etwas daran liegen, einen Mitarbeiter zu führen, der sich von Anfang an nicht wohl fühlt und sich im schlimmsten Fall sogar belogen fühlt.

Somit wird ein guter Vorgesetzter in Kauf nehmen, dass du vielleicht nach dem Vorstellungsgespräch abspringst. Solltest du die Stelle annehmen, weißt du schon vom Vorstellungsgespräch, dass du offen und ehrlich mit deinem Vorgesetzten sprechen kannst.

EXTRA: Brainteaser im Vorstellungsgespräch: 8 Tipps

3. Beziehungsgestaltung

Zur modernen Führung gehört, dass der Vorgesetzte dich nicht als Untergebenen behandelt, sondern dich in vielen Situationen in den Mittelpunkt stellt.

Im Berufsalltag ist es wichtig, dass dein Vorgesetzter für dich erreichbar ist, dir bei Problemen hilft und sich um dein Wohlergehen sorgt. Das zeigt sich im Vorstellungsgespräch z.B. dadurch, dass man dir aktiv zuhört und deine Aussagen ernst nimmt.

Ein guter Zuhörer wird sich im Laufe des Gesprächs immer wieder auf deine Aussagen beziehen und somit zeigen, dass verstanden wurde, was dir wichtig ist.

Ein guter Vorgesetzter denkt auch weiter und wird dich nach Entwicklungswünschen und Weiterbildungen fragen. Er wird dir erklären, welche Karrieremöglichkeiten für dich im Unternehmen in Frage kommen und wie er dich dabei unterstützen kann.

Auch steht er dir nach dem Gespräch weiterhin für die Klärung allfälliger Fragen zur Verfügung. Er gibt dir von Anfang an das Gefühl wichtig und geschätzt zu sein, nimmt sich Zeit für dich und gibt dir nie, egal wie viele Fragen du stellst, das Gefühl lästig zu sein.

4. Führungsstil

Ein guter Vorgesetzter wird dich im Gespräch fragen, was dir in der Zusammenarbeit wichtig ist, was du dir vom Vorgesetzten wünschst und was für dich absolute Beziehungskiller sind.

Die Frage kann einem manchmal etwas unangenehm erscheinen, weil man im ersten Gespräch nicht als fordernd oder schwierig zu führen erscheinen will. Überlege dir am besten vor dem Gespräch, was dir wichtig ist, damit du auf diese Frage vorbereitet bist. Und scheue dich nicht ehrlich zu sein.

An der Reaktion des Vorgesetzten auf deine Vorstellungen zur Zusammenarbeit kannst du einiges ablesen. Der Vorgesetzte sollte dir genau zuhören und offen für deine Anliegen sein. Dazu kann auch gehören, dass er Nachfragen stellt, wieso dir gerade diese Punkte so wichtig sind und ob du vielleicht schon schlechte Erfahrungen gemacht hast.

Der Vorgesetzte sollte außerdem auf deine Antwort eingehen und sich dazu äußern, wie er/sie das sieht und seine eigene Vorstellung von Führung und Zusammenarbeit darlegen. So lässt sich gut abschätzen, ob ihr zusammenpasst.

Vorsicht ist geboten, wenn der Vorgesetzte mit leeren Floskeln oder Buzzwords um sich wirft. In dem Fall solltest du dir erklären lassen, wie das im beruflichen Alltag denn wirklich gelebt wird, am besten an konkreten Beispielen. Kann der Vorgesetzte das nicht liefern, handelt es sich wohl nur um heiße Luft.

5. Nach dem Gespräch

Lass dir nach dem Gespräch Zeit, um dir alles nochmal durch den Kopf gehen zu lassen. Schlafe eine Nacht darüber und frage dich am nächsten Tag, was dein Bauchgefühl dir sagt. Stimmt die Chemie zwischen dir und dem Vorgesetzten? Hast du dich wohl gefühlt?

Wie würdest du dich fühlen, wenn du dort arbeitest und montags morgens als erstes deinem Vorgesetzten in die Arme läufst? Wie würde er reagieren, wenn du ihm einen Fehler gestehen musst?

Die Antworten auf diese Fragen weißt du nicht mit Sicherheit. Aber ein gewisses Gefühl dafür solltest du im Gespräch erhalten haben.

EXTRA: Vorstellungsgespräch – Typische Fragen

Fazit

Natürlich hängt die Entscheidung für oder gegen eine Stelle nicht allein vom Vorgesetzten ab. Welche Art von Führung man sich wünscht, ist zudem sehr individuell und eine hundertprozentige Passung gibt es nicht. Trotzdem lohnt es sich genau hinzuschauen und dem Vorgesetzten im Gespräch auf den Zahn zu fühlen.

Susanne Bruderer

Susanne Bruderer besitzt einen Masterabschluss in Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Bern. Sie war lange als Assessorin und Recruiterin in der Personalauswahl tätig. Nebenbei forschte Sie zum Thema Arbeit und Gesundheit. Momentan arbeitet sie als freie Autorin.

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