Kaum ein Begriff beherrscht die IT-Welt zurzeit so wie das Thema Cloud. An der Wolke kommt einfach keiner aus der Branche vorbei. Ein Grund, weswegen jeder Marktteilnehmer – egal ob Hersteller, Handel oder Anwender – diesen Themenkomplex für seine jeweiligen Zwecke unterschiedlich verwendet. Für diesen Cloud-Begriff herrscht überall eine andere Auffassung.
Die weit verbreitete Meinung lautet, dass der Einsatz einer Cloud viel Kosteneinsparpotenzial generiert und mehr Flexibilität sowie Verfügbarkeit für das Unternehmen erzeugt. Konkrete Vor- und Nachteile sowie Ziele und Instrumente einer Cloud, die für die Situation des eigenen Unternehmens relevant sind, werden in Beratungsgesprächen häufig nicht genannt. Zudem bleiben nicht selten wichtige rechtliche und technische Anforderungen unerwähnt.
Die Cloud wird gerne als allgemeine Projektionsfläche zum eigenen Nutzen der einzelnen Marktteilnehmer verwendet. Es ist zu beobachten, dass viele diesen technisch komplexen Sachverhalt mit viel Halbwissen, Ungenauigkeit und Interpretationsspielraum versehen. Darüber hinaus wird die Cloud gerne in einer sehr vereinfachten Form dargestellt.
Geschäftsführer Florian Planert betont zum Anfang: „Es kann keine eindeutige Aussage getroffen werden, ob die Cloud grundsätzlich der richtige oder falsche Ansatz für zukünftige Lösungen der IT-Gegebenheiten in einem individuellen Szenario ist. Die Cloud ist ein Werkzeug von vielen, um Anforderungen der Informationstechnologie effizient und wirtschaftlich zu begegnen.“
Cloud? Wer ist eigentlich Cloud?
Das Prinzip der Cloud besteht schon länger. Jeder Internetnutzer, der sich bei web.de oder gmx.de einloggt und online im Browser seine E-Mails schreibt, verschickt und archiviert, macht – auch ohne zu wissen – Cloud Computing. Als Cloud definiert man nämlich den Ansatz, Teile der IT-Infrastruktur (beispielsweise Speicherkapazität, Rechenleistung oder Software-Anwendungen) dynamisch über ein Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Aus Nutzersicht erscheint die zur Verfügung gestellte IT fern und nicht einsehbar, wie in einer „Wolke“ verhüllt.
Umstieg? Pro und Contra
Durch die Cloud kann beim Anbieter ein positiver Skaleneffekt auftreten. Das heißt, die ausgelagerten Teile der IT-Infrastruktur werden mehr als nur einem User angeboten. Dies wirkt sich günstig auf die Kosten pro Stück aus. Ein weiterer Vorteil der Cloud ist, dass die IT nicht mehr beim Kunden direkt betrieben werden muss. Somit wird administrativer und physikalischer Aufwand eingespart. Nachteilig am Cloud Computing: Die Daten sind nicht mehr in physischer Greifbarkeit. Wenn die IT-Infrastruktur im eigenen Unternehmen ist, könnte in Worst-Case-Szenarien – vereinfacht gesagt – der Stecker gezogen werden. Somit ist der Zugriff auf die Daten und auf die Hardware, die die eigenen Daten enthalten, komplett vorhanden und eine maximale Einflussnahme auf das Netzwerk jederzeit gegeben. Im Gegensatz dazu ist ein Cloud-Anwender von den Leistungen der Cloud-Anbieter abhängig. Beispielsweise kann durch einen Hackerangriff auf dem Cloud-Anbieter oder ein technisches Problem des Internetproviders der Kunde schnell handlungsunfähig werden. Das Vertrauen und die Abhängigkeit in – auch sehr große – Cloud-Anbieter sollte deswegen immer kritisch angesehen werden, denn durch das Medium Internet sind Unternehmenskommunikation und Kommunikationswege angreifbarer geworden.
Thema Datenschutz
Zudem ist für den Kunden nicht fest definiert, wo genau die Unternehmensdaten in der Cloud liegen. Werden die Daten in Deutschland, in der Europäischen Union oder in Amerika gespeichert? Für den privaten Bereich ist dies nicht von Bedeutung. Wenn es aber um geschäftskritische Daten geht, sieht dies anders aus. Bei steuerrechtlichen Angelegenheiten sollte bedacht werden, dass das Speichern und Archivieren zusätzlich problematisch ist. Grundsätzlich sind steuerlich relevante Aufzeichnungen nach Abgabenordnung § 146 Abs. 1 im Inland zu führen bzw. aufzubewahren. Nur unter strengen Anforderungen ist das Archivieren im europäischen und nicht-europäischen Ausland möglich. Des Weiteren müssen bestimmte geschäftliche Daten, z.B. Daten der Buchhaltung, dafür notwendige E-Mails und Dokumente, zehn Jahre lang gespeichert werden. Eine Garantie eines Cloud-Anbieters gibt es dafür nicht.
Die Qual der Wahl: Public Cloud oder Private Cloud
Für ein Cloud-Konzept in Unternehmen gibt es zwei Ansatzmöglichkeiten: die Private Cloud und die Public Cloud. Auf die großen Cloud-Anbieter wie GMX, Google oder Amazon trifft die Beschreibung eine Public Cloud zu. Diese birgt, wie vorher beschrieben, hohe Sicherheitsrisiken, rechtliche Grauzonen, potenzielle Abhängigkeiten und schnell angreifbare Unternehmensdaten. Florian Planert rät von dieser Variante zur Speicherung von geschäftskritischen Daten ab. Er empfiehlt die Variante der Private Cloud-Lösung. Die positiven Gesichtspunkte einer Public Cloud werden von der Private Cloud aufgegriffen und die negativen eliminiert, denn in einer Private Cloud wird ein erhöhtes Sicherheitslevel geschaffen und hundertprozentiger physikalischer Datenzugriff ermöglicht. Dadurch ist genau zu bestimmen, wo die eigenen Daten liegen und wie lange diese archiviert werden.
Individuelle Betrachtung empfohlen
Es sollte immer bedacht werden, dass der Einsatz einer Cloud-Lösung nicht grundsätzlich die beste Möglichkeit ist. Die Überführung einer komplexen IT-Umgebung in eine Private oder Public Cloud ist mitunter alles andere als trivial und kann zum Teil zu erheblichen Anpassungsbrüchen für die Benutzer führen. Trotz allem ist die Private Cloud eine wirtschaftliche und sichere EDV-Umgebung, wenn es zu dem Unternehmensszenario passt und die Anforderungen dieser EDV-Landschaft widerspiegelt. „Es ist von besonderer Wichtigkeit vor der Implementierung der Cloudstrategie eine detaillierte Beratung in Anspruch zu nehmen. So kann abgewogen werden, welche Werkzeuge – ob Cloud oder nicht – bei der eigenen IT zum Einsatz kommen sollten“, verdeutlicht Florian Planert den Standpunkt von netyard zuletzt.
Naja, wie bei jedem anderen Trendthema auch wird die Cloud momentan gehyped, bis irgendwann der Ernüchterung halt eine realistische Betrachtung folgt. Und die wird dann genau das zeigen, was Sie in Ihrem Artikel beschreiben: Vor- und natürlich auch Nachteile, da muss man dann eben abwägen.