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Die Coronavirus-Krise stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen und enorme Probleme. Die Erkenntnis: Das Krisenmanagement ist größtenteils ausbaufähig, viele Mitarbeiter sind deshalb unzufrieden. Die Expertin Nadine Rischmeyer führt im Zuge eines Beratungsauftrages die Entwicklung des Krisenmanagements für die Bundesrepuplik Deutschland durch und weiß, worauf es dabei ankommt und was es zu beachten gilt.

„Der Begriff Krisenmanagement ist derzeit in aller Munde. COVID-19 hat auch unsere Wirtschaft hart getroffen. Welche Sofortmaßnahmen sind während einer akuten Krise wie dieser für KMU ergreifenswert?“

Nadine Rischmeyer: In einer Krise ist jeder Tag kostbar. Dennoch ist es elementar, dass man bei Eintritt einer Krise kurz innehält, um sich zu sammeln, die Situation zu analysieren und Energie für die anstehenden Herausforderungen zu bündeln. Übereiltes Verhalten kann dazu führen, dass man härter von einer Situation getroffen wird als notwendig. Das sollte in jedem Fall vermieden werden. Zudem ist es wichtig, Mitarbeitern Sicherheit zu vermitteln und sie auf die Situation vorzubereiten.

Eine sinnvolle Sofortmaßnahme ist ein Workshop, der wie ein Startworkshop im Projektmanagement durchgeführt wird. Innerhalb der Veranstaltung kann zunächst gemeinsam mit den Mitarbeitern differenziert werden, welche Aufgaben des Tagesgeschäfts beibehalten werden müssen und welche Aufgaben durch die Krise zusätzlich anfallen. Durch die Partizipation können Synergieeffekte genutzt, andere Perspektiven eingenommen und im besten Fall Aufgaben identifiziert werden, die man als Einzelner nicht bedacht hätte. Anschließend kann man ein Krisenteam bilden, das sich mit den Aufgaben des Krisengeschäfts befasst.

Je nach Unternehmensgröße ist es sinnvoll, eine Krisenstruktur über das Organigramm zu stülpen, sodass diese -zumindest bis zur Normalisierung der Situation- einen primären Stellenwert einnimmt, um möglichst schnell und unbürokratisch auf Ressourcen zurückgreifen zu können. Wichtig ist ebenfalls, dass man bereits zu Beginn einer Krise dokumentiert, welche Schritte eingeleitet werden. Dadurch kann in einer Reflexion nach Krisenende ein Krisenhandbuch geschrieben werden, das einen Leitfaden für Folgekrisen darstellt.

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Es heißt, dass jede Krise auch zugleich Chancen mit sich bringt. Wie sehen Sie das, Frau Rischmeyer?

Nadine Rischmeyer: Zum einen besteht eine große Chance darin, die Mitarbeiterbindung zu verbessern. Indem man sich gemeinsam einer Herausforderung stellt, wird der Zusammenhalt verstärkt. Umgekehrt wird auch sehr deutlich, wer wirklich zum Unternehmen und seiner vorherrschenden Mentalität passt oder wer sich weniger wohlfühlt und in der Krise nur zugunsten seines Eigeninteresses handelt – also wer die Organisation im Endeffekt vielleicht besser verlassen sollte.

Zum anderen sehe ich eine gute Gelegenheit zur besseren Strukturierung des Unternehmens und zeitgemäßen Anpassung des Produkt- oder Dienstleistungsportfolios. Aufgrund dynamischer Marktbewegungen bedarf es einer häufigen Optimierung des Angebots als auch der Wertschöpfungskette. Jetzt haben Unternehmen die perfekte Möglichkeit ihr Angebot am Markt zu hinterfragen und zu verbessern, um nach der Krise besser hervorzugehen als zuvor – Danach wie ein Phoenix aus der Asche zu steigen.

Haben Sie Empfehlungen für den Umgang mit Folgekrisen?

Nadine Rischmeyer: Auch in Krisen ist eine systematische Vorgehensweise unumgänglich. Wie häufig sich auch Rahmenbedingungen ändern werden oder um welche Krise es sich handelt: Jedes Unternehmen sollte spätestens jetzt erfasst haben, dass ein individueller, unternehmensspezifischer Leitfaden erstellt werden muss. Hierfür eignet sich die Entwicklung eines Krisenhandbuchs. Dieses sollte unter anderem infrastrukturelle, ablauforganisatorische sowie strukturierende Maßnahmen enthalten. Mit Hinblick auf die Corona-Krise können nun alle ergriffenen Vorgehensweisen analysiert und schlussendlich im Krisenhandbuch verschriftlicht werden. Zu beachten ist, dass eine jährliche Überarbeitung dieses Leitfadens vonnöten ist, da sich einige Gegebenheiten, wie zum Beispiel Ansprechpartner oder Prozesse, stetig weiterentwickeln.

Des Weiteren ist die jährliche Übung eines Kriseneintritts sinnvoll, bei der man einen Workshop durchführt und das Unternehmen für einen Tag auf die Krisenstruktur umstellt.

Generell ist zu beachten, dass Leitfäden nicht nur auf Pandemien, sondern auch andere Szenarien ausgelegt sind. Die hohen Schnittstellen am Markt lassen das Risiko für globale Krisen ansteigen. Beispielsweise rücken durch die zunehmende Digitalisierung insbesondere IT-Krisen in den Fokus und sollten daher stets bedacht werden.

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