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Die Existenzgründung ist in finanzieller Hinsicht eine schwierige Phase, weil das zuvor erzielte regelmäßige Einkommen wegfällt und die Umsätze erst im Lauf der Zeit eintrudeln. Auch wenn Sie ein finanzielles Polster für diese Durststrecke eingeplant haben, sollten Sie in der Gründungsphase Ihre Kosten so niedrig wie möglich halten.

Versicherungen können auch bei Freelancern und Freiberuflern schnell einen hohen dreistelligen Betrag im Monat verursachen, der die Liquidität des kleinen Unternehmens stark belasten kann. Daher sollten Sie in dieser Phase jede einzelne Versicherungspolice auf den Prüfstand stellen und nur den wirklich notwendigen Schutz weiterlaufen lassen.

Welche Versicherungen Sie sofort brauchen

Absolut unverzichtbar ist die Krankenversicherung, weil Sie sonst jeden Arztbesuch und jeden Krankenhausaufenthalt aus eigener Tasche zahlen müssen. Als freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung können Sie in den ersten Jahren mit Verlusten oder Mini-Gewinn von günstigen Mindestsätzen und von der kostenlosen Ehepartner- und Kinder-Mitversicherung profitieren.

Der sofortige Wechsel zu einem privaten Krankenversicherer ist dagegen wenig ratsam – diese Überlegungen haben Zeit, bis Sie sich mit Ihrer Geschäftsidee am Markt etabliert haben.

Auch die Berufs-Haftpflichtversicherung sollte so früh wie möglich abgeschlossen werden, denn sie bietet Ihnen zu einem überschaubaren Jahresbeitrag umfassenden Schutz gegen Haftungsansprüche.

Welche Versicherungen Sie später brauchen

Die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ist zwar wichtig, kann aber in den klammen Startjahren noch etwas zurückgestellt werden. Grund sind die hohen Kosten, für die Sie rund 800 bis 1.200 Euro pro Jahr einkalkulieren müssen. Es ist auf jeden Fall sinnvoller, nach drei oder vier Jahren eine vernünftige Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, als mit einem Spartarif wichtige Lücken offen zu lassen.

Eine Risko-Lebensversicherung dient dazu, die Familienangehörigen beim Tod des Versicherten finanziell abzusichern. Der sofortige Abschluss kann sinnvoll sein, wenn Sie hohe Investitionen getätigt und kleine Kinder haben. Wo keine Kinder zu versorgen sind und der Schuldenstand gering ist, kann jedoch diese Versicherung problemlos aufgeschoben werden.

Krankenzusatzversicherungen sind vor allem beim Zahnersatz eine gute Sache, müssen aber nicht gleich bei der Existenzgründung abgeschlossen werden. Begnügen Sie sich in den Startjahren lieber zu Gunsten Ihrer Liquidität mit dem gesetzlichen Mindesschutz.

Welche Versicherungen gekündigt oder ausgesetzt werden sollten

Kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen können zum Klotz am Bein werden, wenn Sie die monatlichen Sparraten anderweitig brauchen. Zwar ist die Kündigung oder Stilllegung mit Renditeeinbußen verbunden. Doch wenn Sie dadurch vermeiden können, dass Sie einen teuren Dispokredit mit zehn oder zwölf Prozent Zins aufnehmen müssen, ist das Aussetzen der Sparraten das kleinere Übel.

Rechtsschutzversicherungen
decken – sofern es sich nicht um eine explizite Versicherung für Selbstständige handelt – meist nur den privaten Bereich ab und bringen Ihnen damit als Existenzgründer keinen besonderen Nutzen. Mit der Kündigung können Sie einen dreistelligen Betrag im Jahr sparen.

Reiseversicherungen zählen zu den Paketen, die oftmals irgendwann abgeschlossen worden sind und seitdem im Versicherungsordner schlummern. Vor allem Kombi-Pakete mit Reiserücktritt- und Gepäckversicherung können ganz schön teuer werden und sind nicht existenznotwendig. Deshalb: Kündigen Sie teuere Pakete und beschränken Sie sich auf eine Auslandsreise-Krankenversicherung, die für Singles weniger als zehn Euro pro Jahr und für Familien zwischen 15 und 20 Euro kostet.

(Bild: © Mindwalker – Fotolia.de)

Thomas Hammer

Thomas Hammer ist freier Wirtschaftsjournalist. Er schreibt unter anderem für die ZEIT, die Süddeutsche Zeitung sowie die Ärzte Zeitung und hat im Verlag der Verbraucherzentralen mehrere Finanzratgeber veröffentlicht. Speziell für Freelancer und Selbstständige betreibt er das Online-Ratgeberblog www.finanzen-fuer-freie.de.

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