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Die Sicherung des Cashflows und des Working Capital ist für viele kleine und mittlere Unternehmen das größte Problem. Einer der Hauptgründe, warum dies eine Herausforderung ist, sind langsam zahlende Kunden. Dieses Problem kann mit Hilfe von Factoring gelöst werden. Doch viele Eigentümer kleinerer und mittlerer Unternehmen denken nicht groß über Factoring als Finanzierungsmöglichkeit nach, weil sie glauben, dass sie zu wenig Zeit dafür haben, sich damit zu beschäftigen. Damit du Zeit sparen kannst, sind hier einige Überlegungen, ob Factoring für dein Unternehmen funktionieren könnte.

Wie funktioniert Factoring?

Unter dem Begriff des Factoring versteht man eine Art der Unternehmensfinanzierung. Dabei kaufen Factoringunternehmen ausstehende Forderungen von Unternehmen ab, wodurch dem Unternehmen sofort wieder mehr liquide Mittel zur Verfügung stehen. Factoring gibt Unternehmen also den Zugang zu den ihnen geschuldeten Geldern, die sie in Rechnung gestellt haben.

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In welchen Situationen ist Factoring geeignet?

Unternehmer müssen sich um vieles kümmern: Sie müssen kontrollieren, wann ihre Rechnungen bezahlt werden. Sie müssen sich mit den Herausforderungen der Planung um unregelmäßige Cashflows herum auseinandersetzen und dann gibt es noch Probleme mit Zahlungen, die sich je nach Kalender, Wetter oder Urlaubsplan eines Mitarbeiters in der Buchhaltung des Kunden ändern können.

Kleine und mittlere Unternehmer wissen, dass langsame oder unvorhersehbare Zahler aus mehreren Gründen ein großes Problem darstellen. Die Schwierigkeit, keinen Zugang zum Betriebskapital zu haben, ist nur eine davon. Es ist interessant, dass viele kleine Geschäftsinhaber einem Kunden gerne einen Rabatt geben, um früh bezahlt zu werden. Mit Factoring könntest du die Sicherung eines zuverlässigen Cashflows strategischer erreichen.

Kapital für große Aufträge

Es gibt noch mehrere andere Szenarien, in denen Factoring ebenfalls besonders nützlich sein kann. Es kann zum Beispiel sein, dass du auf einmal in der Lage bist, einen großen Kundenauftrag auf einmal zu realisieren. Bei einem solch plötzlichen Anstieg der Nachfrage kann Factoring eine gute Möglichkeit sein, dieser gerecht zu werden. Eine Möglichkeit besteht darin, dass deine ausstehenden Rechnungen berücksichtigt werden, um dir eine sofortige Erhöhung des Umlaufvermögens zu ermöglichen.

Schnelles Firmenwachstum

Ein anderes Szenario ist, dass deine Firma schnell wächst und du die Möglichkeit hast, deine Produkte an mehr Kunden zu verkaufen, wenn du mehr Vorräte zur Verfügung hast. Factoring kann sofort Kapital produzieren, damit du das Geschäft erweitern kannst, um die Nachfrage zu decken.

Einige Kleinunternehmen sind außerdem mit Diskrepanzen zwischen Zu- und Abflüssen konfrontiert. Ein Beispiel hierfür ist die Personalbranche. Viele Personaldienstleister bezahlen ihre Mitarbeiter am Ende jeder Woche, aber ein Kunde zahlt möglicherweise erst am Ende des Monats. Das ist eine große Lücke, die Factoring schließen kann.

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Wann ist Factoring nicht geeignet?

Es ist wichtig zu wissen, dass das Factoring von Rechnungen bei all seinen Vorteilen nicht für jede Art von KMU ideal ist. Factoring verlangt, dass die entsprechenden Rechnungen ordnungsgemäß und rechtzeitig an das Factoringunternehmen geschickt werden können. Dies macht es zu einer guten Option für B2B-Unternehmen, aber nicht unbedingt für kleine Familienbetriebe. Auch Einzelhändler oder Restaurants, die für ihren Cashflow auf externe Kunden setzen, sind oft nicht in der Lage, die notwendigen Rechnungen zu liefern, um die Vorteile des Rechnungsfactorings zu nutzen.

Was sollte vorher berücksichtigt werden?

Bevor du dich für oder gegen Factoring entscheidest, solltest du einige Punkte berücksichtigen. Es ist wichtig, sich selbst ein paar Fragen zu stellen, um festzustellen, ob Factoring die richtige Wahl für dein Unternehmen ist.

Erhältst du regelmäßig verspätete Zahlungen deiner Kunden?

Verlässt du dich auf die Zahlung einer Bestellung, die du bereits abgeschlossen hast, um die nächste zu finanzieren? Wenn du den Papierkram für das Geld, das dir geschuldet wird, bereitstellen kannst, kann Factoring ein effizienter Weg sein, um das zu bekommen, was dir geschuldet wird.

Wenn dein Unternehmen unter einer Finanzierungslücke leidet und einen Zufluss von zusätzlichem Kapital benötigt, um über die Runden zu kommen, ist das Factoring von Rechnungen möglicherweise nicht das, wonach du suchst. Factoring ist nicht wie ein Darlehen. Factoring ist der Prozess des Geldbeschaffens für Rechnungen, die dir bereits geschuldet sind. Es geht nicht darum, Geld zu leihen, das du später zurückzahlen wirst.

Dieser Artikel wurde von Steven Uster auf Englisch verfasst und am 17.04.2019 auf forbes.com veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können.

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2 Comments

  • Marianne Derksen sagt:

    Hallo Zusammen,

    Sehr hilfreicher Artikel, um in das Thema Factoring einzusteigen. Besonders, dass sie eine Gegenüberstellung aufzeigen, wann sich Factoring lohnt und wann nicht.
    Ich bin neulich über das Thema stilles Factoring vs. Offenes Factoring gestolpert und wollte mal bei Ihnen nachfragen ob Sie erklären können, warum jemand überhaupt offenes Factoring betreiben sollte, wenn stilles Factoring möglich ist.

    Danke schon einmal im Voraus und liebe Grüße
    Marianne

    • Michael Burkart sagt:

      Hallo,
      ich bin erst im Moment auf die Frage aufmerksam geworden und hoffen, dass es noch nicht zu spät ist. Die Erklärung liegt darin, dass beim stillen Verfahren der Factor ein erhöhtes Risiko trägt, da er die Forderungen nicht direkt überprüfen kann, weil er keinen direkten Kontakt zum Debitor aufbauen kann. Auch geht das Stille Verfahren mit einem höheren administrativen Aufwand beim Factor einher. Beim offenen Verfahren hat der Factor eine bessere Kontrolle über die angekauften Forderungen.

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