Die Private Krankenversicherung ist für Selbständige ein Thema, welchem sie sich einmal annehmen sollten. Immerhin hat man als eine der wenigen Personengruppen auf dieser Welt die Möglichkeit in eine PKV zu wechseln, ohne dabei die Versicherungspflichtgrenze beachten zu müssen. Diese ist alleine 2016 wieder um 2,46 Prozent auf 56.250 Euro brutto im Jahr angehoben worden. Selbständige dagegen brauchen ihre Tätigkeit nur als Hauptverdienst angeben und schon kann gewechselt werden. Aber wie sieht das im Detail aus?
Kosten der PKV für Selbständige im Jahr 2016
Den meisten – momentan noch gesetzlich – Versicherten wird wohl die Kostenfrage am stärksten auf der Zunge brennen. Zu beachten sind hier neben dem Alter vor allem der aktuelle Gesundheitszustand und die gewünschten Leistungen. Anders als in der GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) spielt hier nämlich die Risikoeinschätzung der PKV eine große Rolle.
Der häufig zu hörende Leitsatz: „Bist du jung und gesund, geh in die PKV!“, ist daher durchaus wahr.
Rechenbeispiel für einen beispielhaften PKV Basistarif
Anmerkung: Ob man männlich oder weiblich ist, spielt seit 2015 keine Rolle mehr. Im Rahmen der Gleichstellung wurden Tarife für verschiedene Geschlechter aneinander angepasst, sodass Frauen und Männer nun den gleichen Betrag zahlen.
- 25 Jahre alt, Selbständig
- 100% Absicherung (ambulant, stationär & zahnärztlich)
- 100% Erstattung von Arzneimitteln & Hilfsmitteln, 90% bei Heilmitteln
- Primärarztprinzip, 80% Erstattung bei direkter Konsultierung des Facharzts
- Psychotherapie und Naturheilkunde
- Sehhilfen: 100 Euro/3 Jahre
- 100 Euro Kurleistung pro Tag (ambulant & stationär)
- Zweibettzimmer mit Chefarzt
- Pflegepflichtversicherung
- 10% Gesundheitsrabatt nach jährlicher, kostenloser Gesundheitsuntersuchung
- 1.000 Euro Selbstbeteiligung
- Monatlicher Beitrag: 207,66 Euro
Ein 35-jähriger Selbständiger würde für denselben Tarif übrigens 270,63 Euro zahlen.
Solange wir keinen Vergleich zur GKV haben, ist diese Zahl allerdings nur halb so interessant. Gehen wir also mit denselben Voraussetzungen zu einem der beliebtesten deutschen gesetzlichen Versicherer und gehen dort die Schritte durch. Da hier vor allem das Gehalt eine Rolle spielt, was bei der PKV nicht der Fall ist, rechnen wir mit dem Betrag, den jede GKV als Mindesteinnahme vorgibt. Das bedeutet, auch wenn man weniger verdient, ist dies der Betrag, an dem der Beitrag errechnet wird. Das sind gegenwärtig 2.178,75 Euro monatlich. Wer mehr verdient, muss auch mehr zahlen.
Der monatliche Beitrag liegt dann bei 378,02 Euro.
Der Unterschied ist enorm. Selbst ein 35-Jähriger kommt bei der PKV besser weg, als bei der GKV. Auch der Selbstbehalt von 1.000 Euro im Jahr ändert nichts daran, der heruntergebrochen (sollte man so viel Leistung in Anspruch nehmen) noch einmal knapp 80 Euro pro Monat bedeutet. Der Gesundheitsrabatt wiederum nimmt einen Teil davon auch weg. Darüber hinaus muss beachtet werden, dass die Leistungen in der PKV um ein Vielfaches besser sind.
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Die Vorteile der Privaten Krankenversicherung
Im Folgendensoll der Blick auf weitere Punkte, die für Selbständige oder Existenzgründer relevant sind, geworfen werden.
Leistungen sind umfangreicher
Eine Private Krankenversicherung für Selbständige übernimmt meist alle Kosten für Medikamente und Ärzte. Gesetzlich Versicherte müssen dagegen häufig Medikamente selbst zahlen und zu verschiedenen Verordnungen (z.B. Physiotherapie) hinzuzahlen. Das entfällt bei vielen PKV-Tarifen.
Geringere Wartezeiten
Es mag etwas unethisch und abgedroschen sein. Doch versuchen Sie es einfach einmal selbst bei Ihren Fachärzten. Rufen Sie an und fragen Sie nach einem Termin als gesetzlich Versicherter und rufen Sie am kommenden Tag als PKV-Patient an. Sie werden sehen, dass bei mehr als jedem zweiten Arzt schneller an Termine zu kommen ist – häufig sogar am selben Tag oder in derselben Woche. Diese Termine werden meist extra vorgehalten.
Tarife & Leistungen sind individuell anpassbar
Die oben aufgezeigten 200 Euro monatlich sind Ihnen zu hoch? Es gibt es auch deutlich abgespecktere Tarife mit weniger Leistungen zu Preisen von unter 100 Euro. Gerade in Phasen der Existenzgründung kann das viel Wert sein. Sobald etwas mehr Geld da ist, kann der Tarif flexibel aufgewertet werden. Das geht stets in beide Richtungen. Der Tarif bei der Privaten Krankenversicherung ist also immer individuell.
Es gibt jährliche Beitragsrückerstattungen
Hier gibt es jährlich gestaffelte Rückerstattungen von 200, 300, 400 und 500 Euro. Diese gibt es jeweils dann, wenn im Vorjahr keine Rechnungen eingereicht, also der Selbstbehalt nicht überschritten wurde. Mit jedem weiteren Jahr steigt die Summe. Muss man dagegen einmal Rechnungen einreichen, geht es bereits nach dem ersten Jahr ohne Einreichungen wieder von vorne los.
Weitere Vorteile
- Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer
- Chefarzt-Behandlung
- Krankenhaustagegeld
- Hohe Erstattungen bei Zahnersatz
- Heilpraktiker sind inkludiert
Die Nachteile der Privaten Krankenversicherung
Natürlich gibt es auch Nachteile oder Fakten, denen man sich im Vorhinein klar sein sollte, wenn man eine Private Krankenversicherung in Anspruch nimmt. Je nachdem, wie die persönlichen Voraussetzungen sind, spielen diese eine größere oder kleinere Rolle.
Wechsel zurück in GKV umständlich
Um wieder in die GKV zu wechseln, muss man unter 55 Jahre alt sein, weniger als 56.250 Euro brutto jährlich verdienen und Arbeitnehmer sein. Wer älter als 55 Jahre alt ist, muss in den letzten 5 Jahren mindestens einen Tag gesetzlich versichert gewesen, sowie arbeitslos sein oder eine 400-Euro-Job haben und in die Familienversicherung des Partners wechseln.
Beiträge steigen im Alter
Da die PKV ihre Beiträge unter anderem am Alter ausmacht, steigen diese mit jedem weiteren Jahr. Ab dem ersten Jahr wird jedoch mit sogenannten „Altersrückstellungen“ begonnen, die dafür da sind, die Beiträge im Alter stabil zu halten.
Lohnt sich eine Private Krankenversicherung für Selbständige?
Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. In Sachen Kosten und Leistungen dürfte es aber vor allem jüngeren Personen und Existenzgründern schwerfallen, nicht die PKV in Betracht zu ziehen.
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Hey Philipp,
ein schöner Beitrag mit den Vorteilen und Nachteilen zur Privaten Krankenversicherung. Mit in die Entscheidung einfließen lassen sollte man aus aktuellem Anlass auch die geplante Beitragserhöhung für 2017: Die Beiträge zur PKV werden in vielen Tarifen steigen, und zwar um geschätzt 11% bis 12%.
VG Andrea
Debitoor