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Die Klimakrise sowie die Tatsache, dass generationsübergreifend immer mehr Menschen stärkeren Wert auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität legen, verändert die Automobilbranche tiefgehend. Der Wandel wird vor allem durch die GenZ vorangetrieben, für die Nachhaltigkeit besonders wichtig ist. Beispielsweise fährt diese Generation weniger Auto, favorisiert gebrauchte Autoteile bei Reparaturen, und Elektroautos sind für sie nicht nur ein Trend – sondern eine Notwendigkeit. Die Werte und Präferenzen der GenZ werden demnach Märkte verändern und einen fundamentalen Wandel im Vertrieb und Konsum von Mobilität auslösen. Doch wie können sich Unternehmen der Automobilbranche auf die Anforderungen dieser Zielgruppe einstellen?

Nachhaltigkeit als oberste Priorität

Die GenZ hat eine klare Botschaft an die Automobilindustrie gesendet: Nachhaltigkeit steht an erster Stelle. Diese Generation, aufgewachsen in einer Zeit zunehmender Umweltprobleme, legt großen Wert auf umweltfreundliche Lösungen. Studien zeigen, dass sich die GenZ Sorgen um die Zukunft unseres Planeten macht und ihr Verhalten aktiv ändern will, um die Umweltbelastungen zu verringern. Laut der Deloitte Global 2023 GenZ and Millennial Survey ist zum Beispiel fast die Hälfte (46 %) der Deutschen GenZ-Umfrageteilnehmer wegen des Klimawandels besorgt.

Stigma von Gebrauchtteilen entkräften

Beim Thema Nachhaltigkeit lohnt sich ein Blick auf andere Branchen: Besonders die Modebranche hat in den letzten Jahren einen enormen Wandel vollzogen. Die Wahrnehmung von „gebrauchter“ Kleidung hat sich dank der Neu-Definition als „pre-loved“ völlig verändert. Dieser Wandel kam nicht nur der Umwelt zugute, sondern fand auch großen Anklang bei Verbrauchern, die einen hohen Wert auf Qualität legen. Die gleiche Revolution muss nun auch in der Automobilindustrie stattfinden, wenn sie umweltbewusste Konsumenten der GenZ nicht verlieren will.  

Bisher waren gebrauchte Autoteile allerdings häufig mit einem Stigma behaftet, da Verbraucher „gebraucht“ oft mit minderer Qualität assoziieren. Dieses Missverständnis müssen Werkstätten und Versicherer nun gemeinsam beseitigen. Denn gebrauchte Ersatzteile sind weder qualitativ schlechter noch beeinträchtigen sie die Sicherheit. Sie können ihre Aufgabe genauso gut erfüllen wie Neuteile und dabei vor allem nachhaltiger sein. Die Umstellung auf gebrauchte Autoteile ist kein Greenwashing – sie könnte die Branche verändern.

GenZ treibt die grüne Revolution an

Die ermutigende Nachricht für die Automobilindustrie ist, dass die Basis für diese Revolution unter den GenZs bereits vorhanden ist. Eine Umfrage von Solera zeigt, dass 80 % der 17- bis 24-Jährigen  bereit sind, gebrauchte Autoteile zu nutzen, solange sie mit einer Garantie versehen sind. Im Vergleich liegt der Anteil bei allen anderen Altersgruppen nur bei 58 %.

Vor allem Autowerkstätten sollten dies berücksichtigen und mehr gebrauchte, umweltfreundliche Teile als Alternative anbieten. So können sie gezielt auf die Bedürfnisse der GenZ eingehen und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Da generell immer mehr Autofahrer nach nachhaltigen Optionen suchen, wird das Angebot von Dienstleistungen, die den umweltfreundlichen Präferenzen entsprechen, mehr Kunden anziehen. 

Nachhaltigkeit muss nicht teuer sein

Es besteht der Irrglaube, dass umweltfreundliche Angebote immer die teure Wahl sind. Untersuchungen zeigen, dass die GenZ beim Kauf und bei der Reparatur von Fahrzeugen preisbewusster ist als frühere Generationen. Dies könnte bedeuten, dass sie sich trotz ihrer Wertvorstellungen von umweltfreundlichen Entscheidungen abschrecken lassen.

Die Realität sieht jedoch so aus, dass gebrauchte Autoteile nicht nur nachhaltiger, sondern vor allem auch kostengünstiger sein können. Seit 2013 sind laut einer Studie des GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) die Kosten für Ersatzteile um durchschnittlich mehr als 53 % gestiegen. Für Reparaturen und die Wartung müssen die deutschen Autofahrer demnach immer mehr Geld bezahlen. Würden in den Werkstätten Teile repariert statt direkt ausgetauscht, könnten sie Geld sparen – genauso wie Werkstätten, die keine teuren Neuteile kaufen müssten und ebenfalls profitieren würden. Schließlich konkurrieren die Unternehmen in der hart umkämpften Werkstatt-Branche über den Preis und das Kundenerlebnis. Nachhaltigkeit kann hier das entscheidende Differenzierungsmerkmal sein.

Umweltfreundliche Versicherungspolicen

Nicht nur Gebrauchtteile machen die Automobilindustrie nachhaltiger. Die Versicherungsbranche kann mit Werkstätten zusammenarbeiten, um die Versicherungsprämien umweltfreundlicher zu gestalten und so eine neue Generation von Autofahrern für umweltfreundliche Versicherungspolicen zu gewinnen, anstatt sich für den Standard zu entscheiden.

Für Versicherer gibt es jetzt eine Reihe von Instrumenten, die wertvolle Daten über ihren CO2-Fußabdruck liefern und Initiativen zu dessen Reduzierung anbieten. So können Versicherer die CO2-Emissionen vergleichen, die mit der Reparatur von Autoteilen im Vergleich zu deren Austausch verbunden sind. In der Zusammenarbeit mit Werkstätten sind sie so in der Lage, fundierte Entscheidungen über die benötigten (Reparatur-)Arbeiten zu treffen.

Es geht nur gemeinsam

Der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Gestaltung des gesamten Lebenszyklus in der Automobilindustrie liegt in der Implementierung von Technologie. KI ist der Schlüssel dazu, denn sie rationalisiert den gesamten Schadensprozess und macht es einfacher denn je, Versicherern und Werkstätten die umweltfreundlichste Reparaturlösung vorzuschlagen. 

Die Automobilindustrie muss erkennen, dass die GenZ nicht nur Veränderungen fordert, sondern die Zukunft aktiv mitgestaltet. Versicherer, Unternehmen und Werkstätten können es sich also nicht leisten, im Leerlauf zu verharren. Sie müssen diesen Wandel im Verbraucherverhalten erkennen und ihre Praktiken entsprechend anpassen.

Fazit

Die GenZ spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft der Automobilbranche. Ihre Präferenzen für Nachhaltigkeit, technologische Innovationen und soziale Verantwortung haben die Automobilindustrie dazu veranlasst, ihre Strategien zu überdenken und sich auf eine umweltbewusste, vernetzte und technologiegetriebene Zukunft vorzubereiten. In einer Zeit des Wandels werden die Unternehmen, Werkstätten und Versicherungen, die die Bedürfnisse und Werte der GenZ am besten verstehen und umsetzen, als Vorreiter in einer neuen Ära der Mobilität hervorgehen.

Dr. Rana Farag

Frau Farag verbindet Unternehmertum, Produktmanagement und KI-Innovation mit einem Ph.D. der Universität Carlos III zu Madrid und einem MBA der IE Business School. Sie bringt ihre KI-Expertise in nachhaltige Projekte ein. Ihre Leidenschaft gilt auch der Mentorenschaft und der Förderung von Frauen in der Technologiebranche.

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